PARI MUTUEL | 2008

Kultur, Medien & Kommunikation | Ehemalige Projekte

Künstlerisch, beobachtend und forschend wurde der Flughafen vom 06.03. bis 27.04.2008 in seiner Vergangenheit, seiner Zukunft und in seinem aktuellen Spannungsfeld neu interpretiert, umgedeutet und vorgestellt. Studierende der Zeppelin Universität luden gemeinsam mit den Künstlern Eva Hertzsch und Adam Page das Publikum und lokale Akteure ein, um den einst partizipatorischen Ansatz „Tempelhofer Freiheit“ des Senats im Institut für Luftschwimmkunst fortzusetzen.

Voraus

PARI:MUTUEL (2008) studentisches Projekt mit den Künstlern Eva Hertzsch und Adam Page, Flughafen Berlin Tempelhof


In der ersten Veranstaltung von „PARI MUTUEL“ wurde das Wettbüro „Neukölln World 44“ von Eva Hertzsch und Adam Page eröffnet. Damit griffen die Künstler ihre Auseinandersetzung mit der Zukunft des Flughafen Tempelhofs aus dem Kunst im öffentlichen Raum Projekt „Okkupation“ (Neukölln, 2004-2006) auf und setzten sie vor Ort fort. 2006 stand ihr Wettbüro „Neukölln World 44" in einem Bauwagen auf dem Hermannplatz. Durch manipulierte Wetten sammelten die Künstler Geld für den Ankauf eines Teilgrundstückes auf dem Tempelhof Flughafenfeld. Unter dem Motto „Citizens getting there first“ wollen sie auf dem Außenareal Tempelhof einen informellen, von Neuköllnern betriebenen Themenpark aufbauen.


Durch die Eröffnung des Wettbüros im Institut für Luftschwimmkunst setzten sie die Akquise direkt im Flughafen selbst fort. Das Wettbüro war während der gesamten Dauer von „PARI MUTUEL“ in Betrieb und verlieh dem komplexen Thema Flughafen-Tempelhof eine verdient korrupte Note. Während den Öffnungszeiten waren alle Besucher herzlich eingeladen, hier gegen eine freiwillige Spende zu wetten.


Neben der Finanzierung des Themenparks, sollte auch die Bildung sozialer Allianzen mit lokalen Akteuren rund um den Flughafen Tempelhof angeregt werden. Entsprechend war neben den Wettereignissen die Dokumentation eines von den Künstlern organisierten Workshops zu sehen, der die Realisierung eines Vorschlags der Hausgemeinschaft L23 zur Nutzung einer Teilfläche des Flughafengeländes untersuchte. Der vom Berliner Senat ausgezeichnete Vorschlag sieht vor, einen Teil des Flughafenfeldes in einen erlebnisorientierten Jugendspielplatz umzubauen. Ziel des Workshops war es ein Modell zu entwickeln, wie verschiedene lokale Akteure diesen Spielplatz gemeinsam bauen und betreiben könnten. Teilnehmer waren neben den Künstlern und Marie Volmer (Leiterin Institut für Luftschwimmkunst) Vertreter des Bildungszentrums „Internationaler Bund“, Robert Merk und Jonas Spengler (L32), Jan Schierenbeck (Schattenspringer), Baharak Tajbakhsch (Architektin, alternative Stadtentwicklung) und Marina Piccolo, Inhaberin des „Bottega Piccolo“-Imbisses im Flughafen Tempelhof.

Mittendrin

Mittendrin eröffnete mit einer Mind Map zum aktuellen Netzwerk von Akteuren und Interessenslagern, die auf die Zukunft des Flughafens Tempelhof Einfluss nahmen. Während die medialen und politischen Debatten überwiegend polarisierten, wurde hier ein Versuch zur Visualisierung und Rekonstruktion der Situation gemacht. Die Mind Map „Netzwerk Tempelhof“ war während des weiteren Verlaufs von PARI MUTUEL zu sehen und wurde stetig aktualisiert.

Vorbei

Im Rahmen der Abschlussveranstaltung Vorbei fand eine Podiumsdiskussion statt, die sich um die Frage des Umgangs mit physischen Erinnerungsträgern drehte. Ein wichtiger Aspekt war die Form der Musealisierung des Gebäudes.


Es ging hierbei um gesellschaftliche Erwartungen, wie ein solches ehemaliges NS- Gebäude mit seinem utopischen Gedankengut erinnert werden kann und sollte. Motiv von Vorbei waren die Aspekte der Zeitlichkeit und Erinnerung. Wie sieht eine wissenschaftliche Perspektive der per se bestehenden Wahrnehmung von Geschichtlichkeit und Symbolkraft des Gebäudes aus? Es ging dabei nicht um den Entwurf neuer Gestaltungskonzepte für das Flughafenareal, sondern um die gedankliche Entwicklung einer anderen Form der Erinnerung. Vorbei war ein Spiel mit Zeitschichten, mit großen Ideologien und letztlich mit einer Transformation von Utopien: eine Wette auf den Zeitgeist der Fiktion.


Videoaufnahmen von Interviews mit den Soziologen Prof. Dr. Armin Nassehi sowie Prof. Dr. Dirk Baecker, der Anglistikerin Prof. Dr. Aleida Assmann, dem Psychiater Dr. Norbert Braunisch, sowie mit Neuköllner Kindern, sollten einen Impuls für die Podiumsdiskussion bieten. Bei den Diskutierenden handelte es sich um Vertreter der Geschichtswissenschaft, Kulturwissenschaft, Kunst, Soziologie und Zeittheorie.


Projektbetreuung

| Prof. phil. Karen van den Berg (Lehrstuhl für Kulturmanagement und inszenatorische Praxis)

| Marie Volmer (Studentin CCM)

Zeit, um zu entscheiden

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