Jahresthema des artsprogram und des Zentrums für Kulturproduktion
Angst, Abscheu und Ressentiment sind die negativen Emotionen, aus denen populistisches Gedankengut und Autoritarismus erwachsen, schreibt die Soziologin Eva Illouz in ihrem jüngsten Buch „Undemokratische Emotionen“. Gerade in Zeiten wachsender rechtpopulistischer Bewegungen wird immer deutlicher, dass diese pathologischen Gefühle Demokratien nicht äußerlich sind. Vielmehr sind dies Emotionen, die immer schon im Inneren sozial mobiler moderner Demokratien wirksam waren und diese zugleich von innen heraus aushöhlen. Sie nähren sich aus dem drohenden Verlust von Privilegien und der Gefahr sozialen Abstiegs. Und sie formen Subjekte und imaginierte Gemeinschaften, die aus diesen negativen Emotionen Besitzansprüche und vermeintliche Sonderrechte auf bestimmte soziale Räume und Lebensformen ableiten - ein Phänomen, das die Philosophin Eva von Redecker „Phantombesitz“ nennt.
Sind soziale Mobilität und Aufstiegsversprechen also die Systemfehler westlicher Demokratien? Verursachen sie jene sozialen Pathologien, die in der gegenwärtigen historischen Konstellation nun immer deutlicher hervortreten? Wie hängen Aufstiegsversprechen, Neo-Autoritarismus, Vorstellungen von Besitzansprüchen, Rassismus und Sexismus zusammen? Unter dem Jahresthema Being Wrong, beleuchtet das artsprogram im Fall Term diese Fragen gemeinsam mit der Künstlerin Candice Breitz, der Philosophin Eva von Redecker und der der Soziologin Eva Illouz.
Dies geschieht in vier unterschiedlichen Formaten. Im Zentrum steht die Ausstellung Whiteface, die ab September 2023 in der White Box, dem Ausstellungs- und Projektraum des artsprogram, zu sehen sein wird und die gleichnamige Videoinstallation von Candice Breitz zeigt. In dieser Arbeit konfrontiert die Künstlerin sich und ihre Betrachter:innen mit Perspektiven weißer Menschen auf Weißsein, sowie mit einem vielschichtigen Re-Enactment von Debattenfragmenten und Argumentationsmustern über Rassismus und Weiße Privilegien, wie sie in den Medien kursieren und dort mehr oder weniger verdeckte rassistische Stereotypen reproduzieren und Ressentiments verbreiten.
Begleitet wird diese Ausstellung von einer Study-Group, in dersich Studierende und Lehrende mit der Rolle der Kunst im Spannungsfeld zwischen Privilegienkritik und solidarischem Engagement befassen. Am 31. Oktober diskutieren die ZU-Professor:innen Eva Illouz und Simon Koschut in einer öffentlichen Podiumsveranstaltung über die emotionale Grammatik und die Gefühlspolitik rechtspopulistischer Bewegungen. Das experimentelle Symposium Angst, Ressentiments, Spaltung, bringt am 30. November und 01. Dezember 23 u.a. die Philosophin Eva von Redecker, die Künstlerin Candice Breitz und weitere Gäste aus Wissenschaft, Kunst und Pädagogik zusammen, um gemeinsam mit einer interessierten Öffentlichkeit den Verbindungslinien zwischen Abstiegs- und Zukunftsängsten, Abscheu, Radikalisierung und phantasmatischen Besitzvorstellungen nachzugehen.
‘Whiteface‘ von Candice Breitz
16.09.2023 | 17:00
Eröffnung und Einführung durch Rahel Spöhrer und Karen van den Berg
White Box, ZF-Campus der ZU
Anschließend geöffnet
16.09.-01.12.2023
Di bis Do 10.00-17.00
White Box, ZF-Campus der ZU
The Emotional Life of Populism - German and Israeli Perspective
31.10.2023 | 19:30
Podiumsgespräch Eva Illouz und Simon Koschut
Graf von Soden Forum, ZF-Campus der ZU
Angst, Ressentiment, Spaltung
29.-30.11.2023
Ein Symposium mit u.a. Candice Breitz, Eva von Redecker und weiteren wissenschaftlichen und künstlerischen Beiträgen. Co-kuratiert von den Studierenden der Zeppelin Universität
ZF Campus der ZU