Die Künste prägen die Atmosphäre der Gebäude der ZU. Die soziologische und die kulturwissenschaftliche Raumforschung haben in jüngerer Zeit deutlich herausgearbeitet, inwieweit Räume soziale Ordnungen und Handlungsmuster prägen. Die Entwicklung einer atmosphärisch dichten und handlungsoffenen Architektur, die kommunikative Situationen erzeugt und durch Interventionen und Irritationen zum eigenständigen Denken und Urteilen herausfordert, hat in diesem Sinne wesentlich zur eigenen Kennung und Identität der ZU beigetragen.
Fallenbrunnen 3 | ZF Campus
Der in diesem Jahr mit zwei renommierten Architekturpreisen ausgezeichneten ZF Campus der ZU, welcher gemeinsam mit den as-if Architekten aus Berlin konzipiert wurde ist seit 2015 ein besonderer Ort des Lehrens, Lernens und Arbeitens an der ZU.
Das Projekt versucht eine experimentelle künstlerische Aufbereitung eines für die deutsche Nachkriegsgeschichte bedeutsamen Archivs. Das „Archiv für Soziale Plastik“ besteht aus Tonbandaufnahmen, Videos, Super-8-Filmen, Korrespondenzen, Postkarten, Büchern und Plakaten und dokumentiert jene beispiellose politische Aufbruchsstimmung der 1970er und 1980er Jahre, die im Rahmen der Achberger Symposien und im Umfeld der Free International University wie auch der gesellschaftlich-sozialen Aktivitäten von Joseph Beuys entstand.
Der neue ZF Campus wird durch gezielt gesetzte Farbinterventionen des Künstlers Harald F. Müller strukturiert. Müller entwickelte im Dialog mit dem Architekturbüro „as-if Architekten Berlin“ und dem Baukomitee das gesamte Farbkonzept des Gebäudes. Besonders augenfällig ist dabei der ganz in leuchtend roten Lack eingetauchte Innenraum des Empfangsbereichs. Der Künstler setzte hier – aber auch in den vier Altbau-Treppenhäusern – kraftvoll-riskante Farbakzente. Diese dienen nicht allein der Orientierung in den gleichförmigen Kasernenfluren, sie sind vor allem ein Weckruf für die Sinne.
Eigens für das Graf-von-Soden-Forum im neuen ZF Campus der ZU entwickelte der chilenische Künstler Alfredo Jaar eine Neonskulptur, die ein Zitat aus Johann Wolfgang von Goethes Bildungsroman „Wilhelm Meisters Wanderjahre oder die Entsagenden“ ins Zentrum stellt. Jaar rahmt den Text mit graphischen Elementen wie Kreuzen, Linien und Kurven, die an Gestaltungselemente des „Bauhaus“ erinnern.
Cicerone | Kunstführer der Zeppelin Universität
Der Kunstführer präsentiert die für das artsprogram der Zeppelin Universität zwischen 2004-2014 entstandenen Werke der internationalen KünstlerInnen Sandra Boeschenstein (CH), Ecke Bonk (D), Margit Czenki & Christoph Schäfer (D), Marcos Chaves (BR), Armin Chodzinski (D), Mark Formanek (D), Gunilla Klingberg (SE), Thomas Locher (D), Harald F. Müller (D, CH), Andrew McNiven (GB), Oliver Ressler (A), Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger (CH) und Tilo Schulz (D). Die Publikation im Zeitungsformat verspricht einen Überblick über die künstlerischen Interventionen am Campus, zeigt die Werke allerdings zunächst nur in fragmentierter Ansicht, so dass erst durch den ordnenden Eingriff der Lesers das Gesamtbild erscheint. So wird die Aufmerksamkeit des Lesers auf die von ihm aufzubringende Aktivität im Wahrnehmen von Kunst gerichtet.