Was bedeutet Freiheit im 21. Jahrhundert? Ist sie liberal oder libertär? Zählen vor allem die politischen Freiheiten oder die persönlichen und ökonomischen? Welcher Wert wird der Freiheit beigemessen, wenn neuropsychologische Debatten dem Menschen die Willensfreiheit absprechen und sich die digitale Vernetzung zur Totalüberwachung entwickelt? Und welchen Effekt haben diese Debatten und Entwicklungen auf unser persönliches, politisches und rechtliches Selbstverständnis? Wie ist es zu deuten, wenn sich immer häufiger von Ressentiments geleitete Rechtspopulisten als Freiheitskämpfer stilisieren?
Ganz offenbar zielt der Verlauf der Geschichte nicht auf eine ständig zunehmende Liberalisierung. Vielmehr leben wir in Zeiten, in denen und Algorithmen und Big Data zunehmend Denken und Handeln bestimmen. Wo sind wir also noch frei? Sind Kunst und Wissenschaft noch taugliche Bastionen der Freiheit? Und wenn sie dies wären, welche Denkfiguren und Handlungsoptionen bieten sie bei einem Ringen um Freiheit an?
Im Rahmen des Jahresthemas „Inseln der Freiheit“ wollen das artsprogram und das Zentrum für Kulturproduktion diesen Fragen nachgehen. In einer Reihe von wissenschaftlichen und künstlerischen Veranstaltungen soll über acht Monate hinweg die Frage diskutiert und erörtert werden, mit welchen Freiheitsbegriffen und -vorstellungen wir heute operieren (können) und welche Rollen den Künsten dabei zukommt. Dies geschieht durch zwei Ausstellungen, eine Ringvorlesung, Performances, studentische Interventionen, Lunch-Talks und Konzerte sowie Präsentationen im Anschluss an das von der VW-Stiftung geförderte Kunstforschungsprojekt „Working Utopias“.
Während die beiden Ausstellungen im universitären Ausstellungs- und Projektraum „White Box“ von Martina Mächler (CH) und Yoshiaki Kaihatsu (JPN) selbst als Inseln der Freiheit angelegt sind und dazu einladen, sie als solche zu nutzen und selbst darin aufzutreten, werden sich im Rahmen der international besetzten öffentlichen Ringvorlesung ab Februar 2019 u.a. Kunsthistorikerinnen, Philosophen, Literaturwissenschaftlerinnen und Filmwissenschaftler Werke vorstellen, die sich dezidiert mit dem Thema künstlerischer und politischer Freiheit befassen und durch eine historische und disziplinenübergreifende Perspektivierung unterschiedlichste Freiheitbegriffe und -vorstellungen entfalten.
Gefördert wird das Programm von der Baden Württemberg Stiftung und der Fränkel-Stiftung. Das Projekt „Working Utopias“ wird gefördert von der Volkwagen Stiftung.