Friedrichshafen. Hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft sind an der Zeppelin Universität (ZU) aus ganz Deutschland und dem DACH-Raum zusammengekommen, um sich beim nunmehr fünften ZU|kunftssalon Public Corporate Governance über das effiziente Zusammendenken und Zusammenwirken von Verwaltung und öffentlichen Unternehmen sowie Smart Government auszutauschen. Dabei vergeben wurden auch Preise für gute und verantwortungsvolle Organisationsführung. Organisiert und ausgerichtet wurde die Veranstaltung von einem Team um Professor Dr. Ulf Papenfuß vom Lehrstuhl für Public Management & Public Policy.
Preisträgerinnen und Preisträger des „Preises für reflektierte Governance-Praxis“ und des „Preises für Good Governance Standards“ sowie Mitglieder der Expertenkommission mit ZU-Professor Ulf Papenfuß (vordere Reihe, r.). (Foto: ZU/Niklas Golitschek)
Beim diesjährigen ZU|kunftssalon behandelten die rund 80 Teilnehmenden in Vorträgen, Diskussionsrunden und Workshops verschiedene Aspekte der Public Corporate Governance, der Beteiligungssteuerung und des Beteiligungsmanagements. Dabei bot die anderthalbtägige Veranstaltung zahlreiche Möglichkeiten, mit hochkarätigen Expertinnen und Experten über Public Corporate Governance als zukunftskritischem Thema für Staat und Gesellschaft zu diskutieren. Unter den teilnehmenden Entscheidungsträgerinnen und -trägern aus dem öffentlichen Sektor befanden sich auch die Bürgermeister und ZU-Absolventen Felix Cramer von Clausbruch (Rietheim-Weilheim), Markus Kleemann (Oberstenfeld), Benedikt Paulowitsch (Kernen im Remstal) und Andreas Schmidt (Gammertingen).
Im Zuge des ZU|kunftssalons verlieh die Expertenkommission Deutscher Public Corporate Governance-Musterkodex unter dem wissenschaftlichen Vorsitz von Professor Dr. Ulf Papenfuß erneut den von PwC gestifteten „Preis für reflektierte Governance-Praxis“ und den „Preis für Good Governance Standards“. Mit den Preisen möchte die Expertenkommission positiven Ansätzen zu bundesweiter Sichtbarkeit verhelfen und wichtige Anknüpfungspunkte für Reformentwicklungen aufzeigen. „Wir wollen nicht nur in gebotener Form Kritik und Druck ausüben, sondern in berechtigen Fällen explizit auch loben und Positivbeispiele würdigen. Wir möchten durch die Preisverleihung auch weiter Good Governance zu einem positiven Gestaltungsthema machen“, sagt Papenfuß.
Zum Hintergrund der Preise: Für eine gute und verantwortungsvolle Unternehmensführung sind Public Corporate Governance Kodizes von zentraler Bedeutung. Sie sollen Grundcharakteristika des Governance-Systems kompakt zusammenfassen und verständlich machen sowie regelmäßig auftretende Fragen der Governance, Unklarheiten oder Lücken in Gesetzen gezielt adressieren und damit unterstützende Hinweise geben. Die Kodizes ermöglichen der öffentlichen Hand eine präzise Formulierung von Anforderungen, um die angestrebten Policy- und Verhaltensziele zu erreichen und die Rollen der jeweiligen Akteurinnen und Akteure präzise zu definieren. Dabei sind Entsprechenserklärungen ein wichtiger Beitrag, um von Regeln und Buchstaben auf dem Papier zu einer gelebten Governance zu kommen. Transparente Entsprechenserklärungen mit guten Abweichungsbegründungen sollten daher mit besonderem Fokus diskutiert werden.
Mit dem „Preis für reflektierte Governance-Praxis“ werden Entsprechenserklärungen mit beispielgebenden Ansätzen für Abweichungsbegründungen zu den Kodizes oder zur Struktur und Gestaltung ausgezeichnet. In diesem Jahr ging der Preis an die Duisburg Business & Innovation GmbH sowie die Gollwitzer-Meier-Klinik, die Lübecker Hafengesellschaft, die Stadtwerke Bonn und die Stadtwerke Halle (Saale). Mit dem „Preis für Good Governance Standards“ werden Kodizes prämiert, die für Gebietskörperschaften beispielgebende Regelungen enthalten. Ausdrücklich auszeichnungsfähig sind dabei auch einzelne positive Ansätze. Den Preis erhielten in diesem Jahr der Bund, die Freie und Hansestadt Hamburg sowie die Landeshauptstadt Stuttgart, die Stadt Leverkusen und die Stadt Völklingen.
Der Bund wurde etwa für einen Teilaspekt in seinem Kodex zur Vergütung des Geschäftsführungsorgans ausgezeichnet. Stellvertretend für den Bund nahm Ministerialdirektor Stefan Ramge, Leiter der Vermögensabteilung im Bundesministerium der Finanzen, die Auszeichnung für den Kodex des Bundes entgegen. Er sieht in dem Preis eine Unterstützung der Grundphilosophie des Bundes, wonach Unternehmen in privater Rechtsform, an denen der Bund beteiligt ist, von diesem wie Unternehmen zu behandeln sind und nicht wie nachgeordnete Dienststellen. Ramge betonte aber ausdrücklich: „Wenn variable Vergütungen an die Geschäftsführung gezahlt werden, sollten diese sich an dem Ausmaß orientieren, in dem das einzelne Geschäftsführungsmitglied das wichtige Bundesinteresse, das mit dem Unternehmen verfolgt wird, umgesetzt hat.“
Alle mit der Public Corporate Governance befassten Akteurinnen und Akteure sind eingeladen, Entsprechenserklärungen und Kodizes bei der Expertenkommission einzureichen. Der nächste ZU|kunftssalon findet am 5. und 6. September 2024 statt.
Weitere Informationen unter puma.zu.de