Das Labor für implizites und künstlerisches Wissen (LIKWI) ist eine Forschungseinheit, in der die theoretischen Grundannahmen der künstlerischen sowie der Affekt- und Emotionsforschung im Netzwerk mit anderen universitären Partnern experimentell getestet und diskutiert werden. Das LIKWI ist an das Zentrum für Kulturproduktion angeschlossen. Einzelne Workshops münden in die Veranstaltungen des artsprogram.
Das LIKWI versteht sich als experimentelle Lern- und Forschungsplattform. Nicht nur in kulturellen Arbeitsbereichen, sondern längst auch im unternehmerischen Kontext sind künstlerisch-experimentelle Methoden, ein aus dem Handeln abgeleitetes Wissen sowie emotionale Intelligenz als Bedingung kreativen, lösungsorientierten Arbeitens anerkannt. Das LIKWI integriert deshalb gezielt körperliches, ästhetisches und emotionales Erfahrungswissen in die universitäre Lehre und Forschung.
Hintergrund
Die Bilder- und Informationsflut der digitalen Mediengesellschaft erfordert heute ein ‚sprunghaftes‘ und assoziatives, ein ‚abgekürztes‘ und beschleunigtes Kommunikationsverhalten. In einer von Bildern und medialen Kommunikationsformen bestimmten Gesellschaft wird es daher nicht nur entscheidend, Lernumgebungen an neue Wissensformen und Handlungsdispositive anzupassen. Die Kunst-, Medien- und Kulturwissenschaften haben zudem immer wieder gezeigt, das kulturelles Wissen nicht nur in Materialien wie Büchern, Bildern und anderen Medienträgern gespeichert ist, sondern auch in gelebten Erfahrungen und alltäglichen Handlungsroutinen. Im LIKWI werden daher nicht nur die Grundannahmen der künstlerischen Forschung kritisch diskutiert, vielmehr werden die zentralen Momente der künstlerischen Praxis auch in die universitäre Lehre und Forschung integriert. In Kooperation mit Künstler/innen aus den Bereichen Musik, Literatur, Performance und Körpertraining werden in dem für Studierende aller Fachbereiche offenstehenden Workshop ‚Kreativität & Performanz‘ gezielt körperliches, ästhetisches und emotionales Erfahrungswissen reflektiert. Dabei werden die zentralen Aspekte der impliziten und künstlerischen Wissensformen durch Selbst- und Körperwahrnehmung und die Erschließung neuer Erlebnishorizonte erfahrbar gemacht. Im Vordergrund steht dabei nicht das künstlerische Endprodukt, sondern ein relationaler Erfahrungsprozess, der die anderen Mitwirkenden sowie die vorhandene Umgebung miteinbezieht. Die Studierenden nehmen dabei aktiv an der Erforschung dieser Erfahrungsdimensionen teil.
Seminarreihe ‚Kreativität & Performanz‘
In der Lehrveranstaltung ‚Kreativität & Performanz‘ werden implizite und künstlerische Wissensformen durch Einbindung verschiedener künstlerischer Disziplinen wie z.B. experimentelles Zeichnen, Sound/Installation, Fotografie oder Performance erfahrbar gemacht. Die Studierenden erhalten nicht nur einen Zugang zu impliziten Wissensformen, sondern bilden die Grundzüge einer sinnlichen Souveränität aus, die alle Entscheidungs-, Gestaltungs- und Präsentationsformen des gegenwärtigen gesellschaftlichen Lebens implizit betrifft.
Promotionsprojekt ‚Vermittlung künstlerischer Episteme an Hochschulen und Uni-versitäten‘ von Christina Buck
Im Forschungsprojekt von Christina Buch werden Hochschulprogramme in den Blick genommen, welche Kunst- und Design-Praktiken in Lehrformate jenseits künstlerischer Ausbildungsgänge integrieren. So wird insbesondere gefragt, auf welche Weise sich betriebswirtschaftliche Fachdiskurse Konzepte künstlerischer Wissensproduktion aneignen und mit welchen Begründungen und Praktiken der Transfer geschieht. Nicht zufällig rücken gerade in Zeiten des Kreativimperativs künstlerische und damit Individuum-bezogene Wissensmodelle in den Fokus universitärer Ausbildung. Die dazugehörigen Formate, Theorien und Vermittlungsformen sind jedoch vielfältig. Daher stellt sich die Frage, ob hier tatsächlich neue Ausbildungskonzepte zum Einsatz kommen oder ob sich lediglich die Strategien verändert haben, durch welche ökonomisches Handeln und Führung gerechtfertigt werden. Das Forschungsvorhaben zielt auf eine differenzierte Analyse unterschiedlicher Fälle und legt das Augenmerk dabei nicht nur auf Didaktik und Rhetorik, sondern auch auf eine ethnografische Untersuchung sozialer Räume, als welche Hochschulen und Universitäten begriffen werden.
Buck, Christina: Promotionsvorhaben Vermittlung künstlerischer Episteme an Hochschulen und Universitäten (vgl. hier)
van den Berg, Karen / Buck, Christina: On the Poetics of Measuring Space. Appropriating, Acting, Creating Atmospheres / Zur Poetik der Raumvermessung Aneignen, Agieren, Atmosphären erzeugen , GAM Architecture Magazine, 2017 (13): 10-23.
van den Berg, Karen (mit Stephan Schmidt-Wulffen): The Politics of Artistic Knowledge at Universities, in: Harald Gruber, Gabriele Schmid, Peter Sinapius, Rosemarie Tüpker (Hrsg.): Artistic Research in Applied Arts, Berlin, HPB University Press, 2015, 159 – 176
Buck, Christina (mit Sandra Hofhues / Johanna Schnindler): Künstlerische Forschung unter Bildungsperspektive: individualisierte Studienprogramme?, Künstlerische Forschung an Hochschulen und Universitäten - zwischen Idee, Skizze und Realisierung (Themenheft 10/1, Zeitschrift für Hochschulentwicklung), 2015, (Künstlerische Forschung an Hochschulen und Universitäten - zwischen Idee, Skizze und Realisierung (Themenheft 10/1, Zeitschrift für Hochschulentwicklung), ISSN 2219-6994)
van den Berg, Karen: Fragile Productivity: Artistic Activities beyond the Exhibition System, in: Karen van den Berg & Ursula Pasero (Hrsg.): Art Production beyond the Art Market?, Berlin, Sternberg Press, 2013, 45 – 76
van den Berg, Karen / (mit Sibylle Omlin / Martin Tröndle): Das Kuratieren von Kunst und Forschung zur Kunstforschung. Überlegungen im Anschluss an das Projekt eMotion – mapping museum experience, in: Martin Tröndle und Julia Warmers (Hrsg.): Artistic Research als ästhetische Wissenschaft. Zur transdiziplinären Hybridisierung von Wissenschaft und Kunst , Bielefeld, transcript, 2011, 21 – 47
van den Berg, Karen: Kreativität. Drei Absagen der Kunst an ihren erweiterten Begriff , in: Stephan A. Jansen / Eckhard Schröter / Nico Stehr (Hrsg.): Rationalität der Kreativität? Multidisziplinäre Beiträge zur Analyse der Produktion, Organisation und Bildung von Kreativität , Wiesbaden, VS Verlag, 2009, 207 – 224 (hier zu finden)
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