Die Ringvorlesung widmete sich dem Thema „Man muß es nehmen wie ein Camping-Wochenende“ | Provisorien der Apokalypse, oder: Angst als praktisches Problem“ mit Prof Dr Maren Lehmann Lehrstuhlinhaberin für soziologische Theorie an der Zeppelin Universität.
Im zeitigen Frühjahr 2009 meinte Silvio Berlusconi die Einwohner L’Aquilas dadurch über den Verlust ihrer Stadt zu trösten, daß er sie an ein Freizeitabenteuer erinnerte: sie lebten doch jetzt in schönen Zelten, für gutes Essen sei gesorgt, an den nicht allzu fernen Strand führen bequeme Busse, also ja, ein Erdbeben sei eine schlimme Sache, aber warum sich verrückt machen lassen, warum nicht lieber den unverhofften Urlaub genießen?
In dem für (nicht nur) ihn typischen, als dämliche Unbekümmertheit maskierten Hohn adressierte Berlusconi eine selbstverständliche Gewohnheit der modernen Gesellschaft: sie unterhält sich gern, sie genießt gern, sie betrachtet Probleme gern als lösbar, sie blickt gern (halb erregt, halb gelöst) in die Zukunft – und wenn dieser Blick durch eine Katastrophe verstellt wird, dann nennt sie dies eine Apokalypse: Unsicherheit zwar, Schrecken gar, aber auf die herausfordernde Art, ein Ende, das sich aushalten und überstehen läßt. Man braucht ja nichts als sich – und einige Accessoires des Überlebens vielleicht, und mit diesen ,Survival Kits' beschäftigte sich der Vortrag.
Hinweis: Das Bild entstand bei einer früheren Ringvorlesung aus dem Jahr 2020. Bildnachweis: ZU/ Dennis Gladner