Am 19. Oktober 2015 hielt Frau Prof. Dr. Carmen Tanner, Wirtschaftspsychologin und neue Vizepräsidentin des LEIZ, ihre Antrittsvorlesung zum Thema: „Behavioral Ethics: Psychologische Voraussetzungen ethischen Handelns“.
Im Anschluss an Begrüßung und Impuls durch Herrn Prof. Dr. Wieland sprach Frau Prof. Tanner zu psychologischen Faktoren ethischen Handelns und dem Gelingen ihrer Umsetzung im Rahmen des relativ neuen Forschungsstrangs Behavioral Business Ethics. Wertewandel habe einerseits mit gesellschaftlichen Strukturen und Unternehmenskulturen zu tun, aber eben auch mit Individuen, die ethische Werte einbringen müssten. Eine Kernfrage lautete daher: Welches sind psychologische Faktoren, die eine schleichende Erosion von Werten begünstigen? Frau Prof. Tanner verdeutlichte mehrere Mechanismen (Biases), die zu Risikofaktoren werden, sobald der Mensch mit komplexen und dynamischen Systemen konfrontiert ist. Am Beispiel der Finanzkrise zeigte Frau Prof. Tanner, wie hierdurch Risiken systematisch unterschätzt und Warnzeichen schlicht ignoriert würden.
Den Risikofaktoren stellte Frau Prof. Tanner jedoch mit ihrem Konzept der „Moral Intelligence“ (Tanner & Christen, 2013) ein Set von motivationalen, wahrnehmungs-, entscheidungs- und handlungsbezogenen Fähigkeiten gegenüber, die es für die Umsetzung von Werten in die Praxis braucht. Als zentrale Komponenten und Voraussetzungen ethischen Handelns identifizierte sie hierbei folgende Kategorien: Die moralische Selbstverplichtung, die Ehrlichkeit, moralische Sensitivität (moral awareness) und schließlich, die moralische Durchsetzungskraft (moral resoluteness).
Der Vorlesung folgte langanhaltender Applaus. Im Anschluss übergab Präsidentin Prof. Dr. Insa Sjurts die Ernennungsurkunde und hieß Frau Prof. Tanner an der ZU willkommen. Die vielseitigen gedanklichen Anregungen wurden abschließend bei einem kleinen Empfang vertieft.