Die „Container Universität“ oder das Provisorium als Kunst
ein Projekt von Margit Czenki und Christoph Schäfer
„Nutze das Provisorium und sorge dafür, dass in vier Jahren alle diesem Zustand nachweinen“ (Christoph Schäfer)
Unter der Fragestellung wie aus der räumlichen Notwendigkeit eines zeitlich befristeten Container Campus und aus der Gleichförmigkeit von 160 Containern ein lebendiger Interaktionsraum werden kann, wurden die Hamburger Künstler Margit Czenki und Christoph Schäfer eingeladen einen Transformationsprozess zu initiieren und diesen als Impulsgeber längerfristig zu unterstützen. Czenki und Schäfer sind beide Experten in Fragen der Um- und Selbstgestaltung von urbanen Lebensräumen, und daran interessiert wie Kunst städtische Situationen wirksam und nachhaltig verändern kann. So organisierten sie u.a. Mitte der 90iger Jahre als künstlerische Koordinatoren des Stadtkunst-Projektes „Park Fiction“ mit den Anrainern St. Paulis eine „kollektive Wunschproduktion“ für einen Park an Hamburgs begehrtem Hafenrand oder engagierten sich mit politisch motivierten Interventionen im stadtpolitischen Kampf um das Hamburger Gängeviertel; sie publizieren zu Stadtentwicklung (Christoph Schäfer „Die Stadt ist unsere Fabrik“, Leipzig 2010) und nehmen international Lehraufträge war. In ihrem jüngsten Projekt der Container Universität übertragen die beiden Hamburger Künstler ihre urbanen Erfahrungen und ästhetischen Konzepte zur Entwicklung sozialer Räume auf den spezifischen Universitätskontext. Exemplarisch setzten sie auch hier eine Wunschproduktion in Gang und lassen die in „Plattformen kreativen Austauschs“ verhandelten Wünsche der künftigen Nutzer mit überraschenden Funktionen und lustbetonter Formgebung unmittelbaren Einfluss auf die Strukturen der Container Universität nehmen. Gebaut, gestaltet, reflektiert und gefeiert wird die Container Universität in einem komplexen Programm aus Workshops, Seminaren, Ausstellungen, Vorträgen und Festen und in einer Vielschichtigkeit aus künstlerischen, sozialen und theoretischen Wissensformen, welche die Container Universität zum urbanen Forschungszentrum und zum Experimentier- und Übungsfeld für soziale Innovationen werden lässt. So birgt das Provisorium das Potential, die Zeppelin Universität in ihrem Übergang zum künftigen Hauptcampus nachhaltig zu prägen und zugleich landläufige Vorstellungen von Stadtplanung mit Eigensinn (und Sinn für Fremdes) zu erweitern.
Die „Container Universität“ oder das Provisorium als Architektur
ein Planungsprozess mit Kim Wortelkamp, Architekturbüro Quartier vier
Teamplayer und kreativer Partner in der Umsetzung des partizipativen Planungsprozesses ist das Architekturbüro Quartier vier. Das Leipziger Architekten-Team, das sich verschiedenen planerischen Disziplinen - vom regionalen Entwicklungskonzept, Städtebau, Architektur, Landschaftsarchitektur bis hin zum Design - widmet, untersucht aus architektonischer Sicht, wie aus genormten Containern und unter Berücksichtigung ästhetisch/sozialer Aspekte ein funktionierender Campus geplant und Räume mit Aufenthaltsqualität erzeugt werden können. Im Dialog mit den Künstlern Margit Czenki und Christoph Schäfer, Mitarbeitern und Studierenden komponiert „Quartier vier“ einen temporären Campus mit urbanen Qualitäten. Mit möglichst differenzierten Einheiten, Dach- und Aussichtsterrassen, einem Hangar als sozialem Zentrum und Plätzen zum Verweilen, wird der Container Campus zum multiplen urbanen Ort mit sich überlagernden Räumen und Beziehungsgeflechten. Auch finden sich in der Ausstattung der Innenräumen die individuellen Wünsche der künftigen Container-Nutzer wieder, welche jedoch aus einem begrenzten Materialangebot heraus formuliert werden sollten. Goldfolie und/oder Rosentapete, Teppichboden in Zitronengelb zu Kirsch-Furnier – zur Auswahl standen Materialien und Muster, welche Grenzen zwischen privatem und öffentlichem Raum verschwimmen lassen und neues Verhalten evozieren.
Mit der ContainerUni (2011–2014) hat sich die Zeppelin Universität ein künstlerisch und räumlich in die Organisation der Universität eingreifendes Experiment geleistet, das Kunst als eine den Alltag verändernde Kraft begreift. Mit den ContainerUni Lectures und dem Symposium Plattforms of Urban Imagination unterfüttern die Hamburger Künstler Margit Czenki und Christoph Schäfer ihre künstlerische Begleitung der ContainerUni theoretisch und diskutieren das experimentelle Provisorium als Modell im Kontext internationaler Positionen.
ContainerUni Lectures: Niels Boeing (Hamburg) Wissenschaftsjournalist, Diplomphysiker, Autor – „Make almost everything - FabLabs, Friedrichshafen & Funky Engineers“
10. bis 12. Oktober 2014 | Container Uni | Friedrichshafen
Das Symposium wird als ein erweitertes Nachdenken über Urbanität von den Hamburger Künstlern Margit Czenki und Christoph Schäfer kuratiert. Die international ausgerichtete Konferenz bringt Architekturbüros, Künstler, Stadtplaner, Forscher und Institutionen zusammen, die ihre Praxen radikal in den sozialen Raum erweitern und Plattformen gemeinsamer Imagination, Produktion und Diskussion ausbilden.
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