Heute ist die Studie „Flexible Zielgrößen als Governance-Innovation Frauen in 2. und 3. Führungsebene öffentlicher Unternehmen und Wege für HR-IT-Governance“ (Flex-Gov-Studie 2023)“ erschienen. Deutschlandweit berichten u.a. die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) sowie die Zeitung für Kommunalwirtschaft (ZfK).
Die vollständige Studie und weitere frei verfügbare Studien des Lehrstuhls können Sie hier abrufen. Die Pressemitteilung der ZU können Sie hier einsehen. Weiter untern finden Sie zusätzlich Zitate für die Medien von Prof. Dr. Ulf Papenfuß, Edith Weymayr (L-Bank), Gudrun Aschenbrenner (AKDB) und Edmund Mastiaux (zfm).
Öffentliche Unternehmen besitzen besondere Relevanz für eine nachhaltige Daseinsvorsorge und kritische Infrastrukturen. In der Debatte um gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in Führungspositionen wird ihnen eine zentrale Vorbildfunktion zugeschrieben. Daseinsvorsorge und soziale Nachhaltigkeit müssen gemeinsam gedacht werden, um fachlich und charakterlich geeignete Personen für die Zukunftsgestaltung in Führungspositionen zu erhalten. Die Verleihung des Wirtschaftsnobelpreises an Claudia Goldin und die diesbezügliche Medienberichterstattung haben die Aktualität und strukturelle Relevanz der Thematik erneut unterstrichen.
In
Deutschland sind alle Unternehmen über 500 Arbeitnehmer:innen verpflichtet,
Zielgrößen für den Frauenanteil auf 2. und 3. Führungsebene festzulegen (§ 76
AktG / § 36 GmbHG) und zu veröffentlichen (§ 289f HGB). Diese Zielgrößen können
mit Blick auf die bestehende Unternehmenssituation flexibel festgelegt werden –
es handelt sich explizit nicht um fixe Quoten. Flexible Zielgrößen sind eine
potenzialreiche Governance-Innovation für die Personalentwicklung,
Arbeitgeberattraktivität und soziale Nachhaltigkeit. In Unternehmen und
Öffentlichkeit ist es von zentraler Bedeutung, diesen flexiblen Mechanismus für
eine moderne Führungskultur zu verstehen.
Die als Langfristvorhaben konzipierte, jährlich erscheinende Flex-Gov-Studie untersucht die Berichterstattung und Höhe von Zielgrößen für den Frauenanteil auf 2. und 3. Führungsebene bei allen öffentlichen Unternehmen über 500 Arbeitnehmer:innen der 5 größten Städte je Bundesland (69 Städte) sowie der Bundes-/Landesebene.
Bei der Berichterstattung halten sich in den aktuellsten für alle Unternehmen einheitlich veröffentlichten Jahresabschlüssen für das Geschäftsjahr 2021 nur 60,5 % der 190 untersuchten Unternehmen an das Gesetz und veröffentlichen Zielgrößen. Trotz eines leichten Anstieges um 3,1 Prozentpunkte zum Vor-Geschäftsjahr (Vj.) halten sich 39,5 % nicht an die Gesetze und verweigern die Transparenz. Im „Gesundheit- & Sozialwesen“ (35,3 %) und bei „Krankenhäuser“ (31,3 %) ist die Berichterstattungsquote noch deutlich niedriger als bei „Energie-/Wasserversorgung & Stadtwerke“ (85,2 %) und „Verkehr/ÖPNV & Transport“ (75,0 %). Verantwortliche in Unternehmen und Politik sind aufgefordert, die Gesetzeseinhaltung zu gewährleisten. Für Vertrauen in den Staat sowie Arbeitgeberattraktivität für Unternehmen ist dies ein zentraler Faktor.
Bei der Höhe der Zielgrößen für die 2. und 3. Führungsebene bleibt die durchschnittliche Zielgröße mit 26,9 % im Geschäftsjahr 2021 konstant (Vj. 26,6 %). Bei 12,4 % liegt die Zielgröße unter 10 %, bei 7,1 % bei 0 %. Rund ein Drittel der Unternehmen setzt eine Zielgröße unter dem aktuellen Status Quo. Zudem bestehen substanzielle Unterschiede nicht nur zwischen Branchen, sondern in beachtlicher Weise auch zwischen Unternehmen derselben Branche. In Gesamtschau sind die Unternehmen von den in Gesetzesbegründungen und von der Politik formulierten Zielen weit entfernt. Die Befunde liefern relevante Einblicke und Gestaltungsansätze für die Be-setzung von Positionen auf unterschiedlicheren Führungsebenen.
Mit Blick auf die Studienergebnisse ist neben vielen weiteren Maßnahmen und „Kulturarbeit“ ein zentraler Schritt in jeder Gebietskörperschaft die zeitnahe Etablierung eines Public Corporate Governance Kodex mit entsprechenden Regelungen auch zu Zielgrößen. Hierdurch werden wichtige ergänzende Hinweise gegeben, die gesetzlichen Anforderungen auch für öffentliche Unternehmen in öffentlicher Rechtsform und verschiedener Größe zu übertragen und die Einhaltung von gesetzlichen Bestimmungen zu fördern. Weiterhin ist für ein modernes HR- und Talentmanagement eine softwarebasierte Unterstützung mit im Alltag schnell und entscheidungs-nützlich aufbereiteten HR-Informationen erforderlich, u. a. mit Informationen zum Frauenanteil auf einzelnen Führungsebenen, Zielgrößen und Personal mit Schlüsselqualifikationen.
Mit dieser Studie erhalten HR-Verantwortliche, Geschäftsführungsorgane, Aufsichtsorgane, Politik, Verwaltung, Gleichstellungsbeauftragte, Beratung und Medien ein aktuelles empirisches Fundament zur Diskussion von Reformmaßnahmen und Gestaltungsperspektiven.
Die Studie wurde
von der Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB), der Förderbank Baden-Württemberg (L-Bank) und dem Zentrum für Management- und Personalberatung (zfm) gefördert und bei der Diskussion des Themas in der Praxis
begleitet.
Im Kontext der Studienveröffentlichung findet am Mittwoch, den 15.11.2023, ab 19:00 Uhr die Paneldiskussion „Chancengleichheit beim Sprung in Führungspositionen - Welche Innovationen helfen wirklich weiter?“ an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen (Hauptcampus, FAB 3, Alfred Colsman Forum) statt.
An der Paneldiskussion werden neben Herrn Prof. Dr. Ulf Papenfuß u.a. auch Frau Dr. Gander (Leiterin Personalentwicklung der Stadt Friedrichshafen), Frau Gauland (Personalleiterin der AKDB) und Herr Mastiaux (Geschäftsführer und Partner bei zfm) teilnehmen. Wir freuen uns auch über Ihre Teilnahme und Diskussionsbeiträge! Anmeldungen sind hier möglich.
Zitate von Prof. Dr. Ulf Papenfuß, Prof. Dr. Ulf Papenfuß, Edith Weymayr (L-Bank) und Gudrun Aschenbrenner (AKDB) für die Medien:
Prof. Dr.
Ulf Papenfuß (Inhaber des Lehrstuhls für Public Management & Public Policy,
Zeppelin Universität Friedrichshafen):
Edith Weymayr (Vorsitzende des Vorstands der L-Bank):
Gudrun Aschenbrenner (Vorstandsmitglied der AKDB):