Im Journal dms – der moderne Staat – Zeitschrift für Public Policy, Recht und Management wurde am 10.08.2021 die vom Lehrstuhl für Public Management & Public Policy erstellte Studie „Public Corporate Governance Kodizes für nachhaltige Daseinsvorsorge und Vertrauen in den Staat: Qualitätsmodell und Diffusion von Governance-Standards“ der Autor/-innen Ulf Papenfuß und Kristin Wagner-Krechlok veröffentlicht.
Hier der Link zur kostenfrei verfügbaren Studie: https://doi.org/10.3224/dms.vXiX.01
Die Studie liefert die folgenden wissenschaftlichen Beiträge: Erstens entwickelt sie mit dem Qualitätsmodell ein Instrument, mithilfe dessen Konvergenz-, Divergenz- und Diffusionsmuster identifiziert werden können. Damit ermöglicht es das Qualitätsmodell, zu einem differenzierteren theoretischen Verständnis von Diffusion von Governance-Standards in einzelnen Regelungsfeldern beizutragen. Zweitens liefert die Stude empirische Befunde zur Diffusion von international anerkannten Governance-Standards und somit zu konkreten Gestaltungsvarianten der Public Corporate Governance in deutschen Gebietskörperschaften. Drittens werden aus den Befunden Perspektiven für die zukünftige Forschung zu Selbstregulierung mit Public Corporate Governance Kodizes im öffentlichen Sektor abgeleitet.
Für Entscheidungsverantwortliche in Politik, Verwaltung und öffentlichen Unternehmen liefert die Studie relevante Erkenntnisse darüber, inwieweit international anerkannte Governance-Standards in Public Corporate Governance Kodizes aufgenommen wurden oder nicht. Weiterhin ermöglicht das Qualitätsmodell in der Praxis eine Analyse bzw. ein Benchmarking von weiteren Public Corporate Governance Kodizes und von zukünftigen Entwicklungen und kann je nach Sichtweise auch als Checkliste verwendet werden. Ferner lassen sich Erkenntnisse in einzelnen Policy Feldern wie z. B. Diversität gewinnen, das mit Blick auf das kürzlich beschlossene Zweite Führungspositionengesetz (FüPoG II) besondere Aktualität besitzt.
Das Qualitätsmodell soll in der wissenschaftlichen Diskussion um Konvergenz und Divergenz das theoretische Verständnis über die Diffusion von Governance-Standards erweitern und erfüllt damit eine andere Funktion als der Deutsche Public Corporate Governance-Musterkodex (D-PCGM) der Expertenkommission. Das Qualitätsmodell ermöglicht es, international anerkannte Governance-Standards anhand eindeutig codierbarer Kriterien in allen Regelungsfeldern eines Public Corporate Governance Kodex zu identifizieren. Diese Möglichkeit bietet der D-PCGM aufgrund seines höheren Detaillierungsgrades und Umfanges, die mit einer eingeschränkten Codierbarkeit einhergehen, nicht. Das Qualitätsmodell kann dabei helfen, die Komplexität zu verringern und die Übersichtlichkeit zu erhöhen, und es liefert eingängige und gut diskutierbare Ergebnisse zur Diffusion von einzelnen Governance-Standards und Konvergenz- und Divergenz-Mustern. Der D-PCGM enthält zudem Regelungen, die nicht auf alle Gebietskörperschaften anwendbar sind, um diese gemäß seiner Zielsetzung zur Diskussion zu stellen. Dagegen enthält das Qualitätsmodell ausschließlich international anerkannte Governance-Standards, die als solche von jeder Gebietskörperschaft in Deutschland auf allen föderalen Ebenen erfüllbar sind.