Kreativität & Performanz | Archiv

Das Veranstaltungsformat "Kreativität & Performanz" ist seit 2013 (ursprünglich unter dem Titel "Kreative Performanz") an der Zeppelin Universität etabliert. Beschreibungen und Impressionen der vergangenen Workshops finden Sie hier.

Fall Term 2021

Anlässlich des Jahresthemas 'Apokalypse und Weltrettung' richtete der Workshop im Fall 2020 in den beiden Workshops von Margit Czenki und Immanuel Grosser den Blick auf gegenwärtige Endzeitszenarien und -narrative. Im Fall 2021 stehen unter dem Leitmotiv „make world“ mögliche Zukunftshorizonte der Weltrettung sowie Ästhetiken damit einhergehender politischer Bewegungen im Vordergrund.


make world
Statement Margit Czenki

Wer über das vorgegebene Thema „Apokalypse und Weltrettung“ spricht, bewegt sich von vornherein innerhalb biblisch geprägter Traditionen und Muster. Die Begriffe sind groß und total, fordern schwarz und weiß. Der Evangelist Johannes wollte mit seiner Vision aufrütteln, sie sollte mobilisieren und erschüttern.
Ist „Weltrettung“ nicht ein zu großer Begriff? Zu konservativ? Zu selbstironisch? Und viel zu sehr auf „Scheitern“ programmiert? Geht es nicht vielmehr darum, der Normalität des Weltgetriebes, die die Weltzerstörung routinemässig betreibt, zu entkommen, davon abzuweichen, das „Deutschland. Aber normal.“ zu unterbrechen?
Der Titel dieses Workshops ist „make world“.
„make world“ ist ein Linux-Befehl, der, während das System läuft, ein komplett neues Betriebs-System installiert. Es ist also genau das Gegenteil von: „Festplatte plattmachen“ und danach „neuinstallieren“, um im Computerbereich zu bleiben, oder „erstmal die Welt zerstören, damit aus der Asche eine Bessere entstehen kann“, wie es sich totalitäre Ideologien und Religionen erhoffen. Es meint: Die Welt grundsätzlich
anders funktionieren zu lassen, ohne zunächst alles vorhandene anzuhalten, neu anzuschaffen, neu zu bauen, Regierungen zu übernehmen etc.
In der neueren Theoriebildung nennt man solche Praktiken außerhalb der Logik der Kapitalakkumulation „welterzeugende Praktiken“. Das können natürliche oder pflanzliche Vorgänge sein, ebenso wie prekäre Beschäftigungen, die orts- und situations-spezifisch Beziehungen schaffen, kleine Ökonomien, die nicht skalierbar sind.
Nach einem Input von mir zum Thema, gehen Sie selbst auf die Suche: Ich möchte, dass sie sich in der Umgebung umschauen, und solche Praktiken der Welterzeugung finden. Dabei geht es eben nicht um den großen Wurf, sondern um Momente die das Potential haben, anders zu funktionieren, um Orte, Menschen,
Einrichtungen, die Beziehungen herstellen, um soziale oder ökologische Biotope der Nichtverwertung – im allerweitesten Sinne! Finden sie so ein Gefüge, stellen Sie es dar, als Miniatur in einer Zeichnung, einem Video, einer Fotoserie, einem Gedicht....


Margit Czenki ist eine Filmemacherin und Künstlerin. Ihr Debut, der Spielfilm Komplizinnen (1987) wurde weltweit gezeigt und im Fernsehen ausgestrahlt. Mit dem kollektiven Projekt Park Fiction nahm sie 2002 an der documenta11 teil. 2003 kuratierte sie den Kongress Unlikely Encounters in Urban Space in Hamburg (mit Christoph Schäfer). Ebenfalls gemeinsam entstand die Arbeit Videotaxi im Jahr 2007, eine rollende Analyse der neoliberalen Stadtentwicklungspolitik Hamburgs. 2012 konzipierte Czenki gemeinsam mit Christoph Schäfer und quartiervier architekten die ContainerUni für die Zeppelin Universität Friedrichshafen. Als Gründungsmitglied des interdisziplinären Planungsteams PlanBude organisiert Czenki derzeit die Beteiligung an der Neuplanung der ESSO-Häuser auf St. Pauli und im September 2016 ko-kuratierte sie die Hamburger Sektion des Festival "Urbanize - Housing the Many - Stadt der Vielen" (mit "dérive - Zeitschrift für Stadtforschung", Wien). Mit dem Team von "FABRIC – Planung als Plattform" in Lörrach bei Basel, konzipiert und plant sie einen neuen Stadtteil.


http://margitczenki.net
http://containeruni.de
http://planbude.de
http://fabric.place


make world
Statement Jerry Elliott

The whole of life is a cycle. It is about being born, growing and dying. There is no difference between plants, animals or humans. And even stones are born from volcanoes, they grow in a lava flow and end up as sand in the ocean. We cannot save ourselves from this cycle of life, because it is a universal
principle.

All we can do is grow in our minds and learn to respect the never-ending cycle of life. Make world.
Your world, my world and our world, it is making a change by breaking the chains of neglect and selfish desire.

We cannot talk about this subject of "world" without referring to history, the Bible.
In the book of Genesis 1:26, God said, “Let us make mankind in our image, in our likeness, so that they may RULE over the fish in the sea and the birds in the sky, over the livestock and all the wild animals, and over all the creatures that move along the ground. He went on to say to the humans, go ye into the earth and MULTIPLY. "

To rule over something means to dominate and control it, but do we rule over the earth accordingly or does the earth rule over us? To multiply means to become bigger or to have more of that thing. Do we get more of the world, or do we lose it? It also means that we are losing ourselves.
In my personal opinion, we can make the world, first our world, and then reach the others,
but when I see how we are treating the Earth right now? I don't think we can save the earth.
Saving the Earth should be everyone's goal, because only those who live can make a difference, so let us be our brothers' keepers. Because what we do between our birth and our death sets the tone and the pace for the generations to come.

Make world.

Make your own world in the world you live in by starting your morning with gratitude.
When we learn to thank God for allowing us to experience the day, we will learn to respect our bodies and then Mother Earth.

So make your world, your body and soul, spiritual and physical, and then in that way we make the world a better place.

Shalom.
Jerry Elliott

Jerry Elliott ist ein ehemaliger Profi-Boxer und heute Motivations-Coach und Fitnesstrainer.
Boxen als Form des Helfens, nicht nur für mehr Kraft, Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer sondern auch für mehr Selbstbewusstsein und als Weg aus der Gewalt, ist für ihn zum Lebensinhalt geworden. In den Salus Kliniken, einem Rehabilitationszentrum in Hürth bei Köln, unterstützt er Menschen auf ihrem Weg der Genesung wieder aufrecht zu stehen und ihre Ziele zu erreichen. Die von ihm entwickelte Trainingsmethode des BioTune® lehrt Körper und Geist zu vernetzen, um Schmerzen und Ängste zu überwinden. Neben seiner Tätigkeit als Coach verfasst Jerry Elliott Kurzgeschichten und Songs, in denen er seine bewegte Lebensgeschichte reflektiert.

http://jerry-elliott.com/

Fall Term 2020

Thematischer Schwerpunkt des Workshops im Fall Term 20: Apokalypse und Weltrettung

Im Rahmen des diesjährigen Jahresthemas 'Apokalypse und Weltrettung' richten die beiden Workshops von Margit Czenki und Immanuel Grosser ihren Blick auf gegenwärtige Endzeitszenarien und -narrative, mögliche Zukunftshorizonte sowie Ästhetiken damit einhergehender politischer Bewegungen.

Workshop Künstlerische Stadtforschung
Stadtraum und Apokalypse (Margit Czenki)

1498 fertigte Albrecht Dürer eine geniale Serie Holzschnitte an, die den jungen Künstler auf einen Schlag europaweit berühmt machte: Die Apokalypse des Evangelisten Johannes beschreibt den Untergang einer falschen Welt als verlustreichen Beginn einer neuen und besseren Ordnung. In Dürers Drucken ist die Strafe der verlogenen kirchlichen Würdenträger noch Fiktion, doch eine die kurz darauf auch in der Wirklichkeit die Kritik der Verhältnisse befeuert. Schließlich verknüpft sich die Apokalypse mit dem Wunsch nach Reform und mündet in die große Revolte der Deutschen Geschichte, dem Bauernkrieg.

Nach einem Inspirations-Input von Margit Czenki zum Thema, werden sie in diesem Workshop einen Ausflug in die Umgebung unternehmen, Fotos machen und am Ende zwei Bilder aussuchen: Eines mit einer Situation vor der Apokalypse – und Eines mit einer Situation danach. In einem kurzen Text beschreiben sie was passieren wird und was geschehen ist. Diese beiden Bilder und ihr Text zusammen ergeben das Werk.

Margit Czenki ist eine Filmemacherin und Künstlerin. Ihr Debut, der Spielfilm Komplizinnen (1987) wurde weltweit gezeigt und im Fernsehen ausgestrahlt. Mit dem kollektiven Projekt Park Fiction nahm sie 2002 an der documenta11 teil. 2003 kuratierte sie den Kongress Unlikely Encounters in Urban Space in Hamburg (mit Christoph Schäfer). Ebenfalls gemeinsam entstand die Arbeit Videotaxi im Jahr 2007, eine rollende Analyse der neoliberalen Stadtentwicklungspolitik Hamburgs. 2012 konzipierte Czenki gemeinsam mit Christoph Schäfer und quartiervier architekten die ContainerUni für die Zeppelin Universität Friedrichshafen. Als Gründungsmitglied des interdisziplinären Planungsteams PlanBude organisiert Czenki derzeit die Beteiligung an der Neuplanung der ESSO-Häuser auf St. Pauli und im September 2016 ko-kuratierte sie die Hamburger Sektion des Festival "Urbanize - Housing the Many - Stadt der Vielen" (mit "dérive - Zeitschrift für Stadtforschung", Wien). Mit dem Team von "FABRIC – Planung als Plattform" in Lörrach bei Basel, konzipiert und plant sie einen neuen Stadtteil.

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Workshop Raum & Selbst / Yoga & Bauen
Souveränität als Weltrettung (Immanuel Grosser)

Wenn Weltrettung und Hoffnung auf Emanzipation der Gesellschaft von ihren eigenen Zwängen immer mehr in die Ferne zu rücken scheint, stellt sich die Frage, wem der Sinn für das Richtige bzw. das Bewusstsein des Falschen nutzt? Adornos ethisch-politisches Postulat reformulierend, bliebe uns Michael Hirsch zufolge nichts anderes übrig als im Allgemeinen und Besonderen nach Spuren des richtigen Lebens im falschen zu suchen. Und zwar im Bewusstsein der Unmöglichkeit aber eben auch im Bewusstsein der Möglichkeit des Unmöglichen.

Eine gemeinsame alle verbindende friedliche Praxis zu finden schien unmöglich zu sein in den Zeiten des Kalten Krieges. Einer apokalyptischen Vision eines Atomkrieges folgend suchte der Yogameister Swami Vishnu Devananda nach einer Möglichkeit die Menschen von ihrem separatistischen Denken zu befreien und entwickelte die weltweit erste Yogalehrerausbildung. Damit setzte er eine globusumspannende Yogabewegung in Gang. Als Friedensaktivist überflog er in seinem popfarbenen peaceplane militärisch abgesicherte Grenzen (z.B. Belfast, Suez-Kanal, Jerusalem, Lahore oder Berliner Mauer) und „bombardierte“ Hauptkrisengebiete mit Blumen und Yogaschriften um die Einheit in Verschiedenheit (unity in diversity) und die individuelle Yogadisziplin als einen Mikrokosmos des globalen sozialen Wandels sichtbar zu machen. Die politisch engagierten Friedensbemühungen waren eine logische Fortsetzung des verinnerlichten Yoga. Die zentripetalen Kräfte, die durch Introspektion des Yoga mobilisiert werden, wirken in einem sozialdarwinistischen Klima zentrifugal. Denn die durch asketische Übungen erlangte Souveränität des Einzelnen ist keine auf Kosten der Gemeinschaft erzwungene Selbstermächtigung.

Während die ethische Frage nach dem richtigen Leben für das progressive Denken mit der Frage nach der richtigen Einrichtung der Gesellschaft zusammenfällt, stellt sich für den praxisorientierten Yogi die Frage nach der Bewertung des politischen Systems immer nur unmittelbar und in Kontakt mit dem Individuum. Eine gesellschaftliche Veränderung wird nur dann gelingen, wenn jeder Einzelne bereit ist seine persönlichen Grenzen zu überschreiten. Wenn ich ein Baumwolltuch in ein Seidentuch verwandeln möchte, geht es nur, wenn jeder einzelne Faden ausgewechselt wird.

Der Workshop gibt eine theoretische und praktische Einführung in die 4 klassischen Yogapfade. Dabei werden wir das implizite Ineinandergehen von Raum und Selbstwahrnehmung durch Introspektion und Observationsübungen schulen und einen kleinen persönlichen Zufluchtsort in Form eines farbigen Altars gestalten.

Benita und Immanuel Grosser entwickeln seit 1989 internationale Ausstellungen und Artyoga-Projekte. Neben Lehrveranstaltungen an verschiedenen Hochschulen, Staatstheatern und Museen bieten sie am Hamburger Bundesleistungszentrum und Olympiastützpunkt Coaching-Kurse an. In Hamburg betreiben sie Y8, einen Raum für Kunst und Yogapraxis. Dahinter steht ein transdisziplinäres Kollektiv von KünstlerInnen, DesignerInnen, ArchitektInnen und YogalehrerInnen. Das verbindende Element des Y8-Kollektivs ist die gemeinsame Yogapraxis. Y8 wurde 2000 mit der Intention gegründet, aktuelle Kunst und Yoga in ein produktives Spannungsverhältnis zu stellen. Im Y8-Kunstraum wird Yoga in internationalen Ausstellungsprojekten praktiziert und unterrichtet. Für die Artyoga-Projekte arbeitet das Kollektiv mit international anerkannten KünstlerInnen wie John Baldessari, Channa Horwitz, Gerwald Rockenschaub, Karin Sander und Lawrence Weiner zusammen. Im Zentrum der kontextspezifischen Artyoga-Projekte des Kollektivs steht die individuelle Raumerfahrung. Aus der künstlerischen Auseinandersetzung mit externen Faktoren entstehen ortsspezifische Installationen, die mit der Yogapraxis in einen Dialog treten.

https://www.artyoga.de/

Fall Term 2019

Thematischer Schwerpunkt des Workshops im Fall Term 19: Ökonomien der Sichtbarkeit

Die Produktion von Bildern bestimmt heute das soziale Leben. Wir leben in einer Epoche, in der die Weltverhältnisse durch ubiquitär und viral verbreitete Bilder geprägt sind. Blogger, Influencer und vor allem Algorithmen lenken den Blick und Social Media Plattformen sind zu globalen, staatsähnlich operierenden Unternehmen aufgestiegen. Leben wir in einer totalisierten Sichtbarkeit und Transparenz, in der scheinbar kaum noch etwas unsichtbar bleiben kann? Die Strukturen und Bedingungen, unter denen Sichtbarkeit, Aufmerksamkeit oder gar öffentliche Wahrnehmung erlangt werden, haben sich ebenso fundamental gewandelt wie die Formen der Bildproduktion.

Im Rahmen des Jahresthemas "Ökonomien der Sichtbarkeit" werden die Workshops „Conceptual Cooking: The Table as Stage“ von Caique Tizzi und „Yoga: Raum + Selbst / wear room“ von Immanuel und Benita Grosser diesen Fragen mit dem Fokus auf unser körperlich-sinnliches Wissen und den daraus resultierenden Handlungsoptionen nachgehen.

Workshop Conceptual Cooking
The Table as Stage (Caique Tizzi)

Food is our most social activity – approachable to everyone – it is a fundamental element of our everyday life, a common denominator, a source for energy, ideas and conflicts as well. Like language and art, flavor connects to memory, and represents where we come from and who we are. Recently, food has also been central in the development of contemporary artistic practices, such as performances, installations, etc. Artists have expanded beyond representational imagery to explore the physical properties as materials in art production as well as its economic, social, political and environmental aspects. Another relevant question resides in the fact that in an over-saturated, object-driven art market, this type of practice also brings “visibility” to the condition of the cultural worker. It becomes a mean to generate income, subverting its original system, creating a new economic structure, in a way that the art work can also be seen / sold as service. The aim of this workshop is to collectively reflect the urgency of making what is basic, what is a given – visible. Through a hands-on approach, touching on the intersections between the fields of the culinary and art, the participants will be asked to create and reflect on the theatralization of food: using the table as the stage, developing visual edible landscapes, settings, tableau-vivants, instagram posts, nature-morte through the ordinary act of eating and being together.

Caique Tizzi was born in São Paulo in 1984. He lives and works in Berlin and is the co-founder of Agora Collective in Berlin, which focusses on investigating the development of relational practices, experimental methods of group work and interdisciplinary processes. It is also known for its artistic approach to food. Part studio, part laboratory – Agora ́s kitchen has previously functioned as a place where notions of collaboration and self-organization are put into practice. Tizzi has launched I am Hungry – a platform that merges the arts with culinary practices creating occasions to unite people and their disciplines. His projects have received the support from Creative Europe, Nordic Culture Fund, Nordic Culture Point and Goethe Institut Kuala Lumpur, São Paulo and Madrid. Caique Tizzi’s artistic work has been shown at places like KW Institute for Contemporary Art Berlin, Gropius Bau, Berlinische Galerie, Kunsthalle Osnabrück, Kunstverein Düsseldorf amongst others.

Workshop Yoga
Raum + Selbst / wear room (Benita & Immanuel Grosser)

Eine ältere Frau kriecht suchend unter dem Schein einer Laterne auf dem Gehweg herum. Ein Mann, der im Dunkeln auf sie stößt, bekommt, sie nach der Absicht fragend, zur Antwort, dass sie nach einer verlorenen Nadel suche. Nach einer Zeit der gemeinsamen Suche fragt er nach dem genauen Ort ihres Verlustes und bekommt zur Antwort, dass sie die Nadel im Hause verloren habe. Ja, wundert sich der Mann, warum suche sie dann nicht auch dort? Im Haus, antwortet die Frau, sei kein Licht.

Das klassische Beispiel aus der indischen Mythologie beschreibt den nach außen gerichteten Geist, der seine Aufmerksamkeit auf die sichtbaren Objekte lenkt, weil er nicht geschult wurde, die unsichtbare Welt des Innenraums wahrzunehmen. In gewisser Weise entspricht diese im Geist verankerte Gewohnheit der heutigen „Überdosis an Sichtbarkeit“, der medialen Macht der Aufmerksamkeit, der Zeichen und Bilder.

Dennoch, sagt Pierre Bourdieu, dass „das Wesentliche eines sozialen Universums, nämlich die Beziehungen, unsichtbar sind“. Tatsächlich bleiben sie es zumindest solange, bis die Beziehungen zwischen Individuen und ihren Um-Feldern nicht differenziert wahrgenommen werden. Yoga schult die Eigenwahrnehmung und Selbstreflektion und schärft so den Sinn für die eigene Bedingtheit, die Grundlage jedes Beziehungs-Habitus zu anderen Menschen und Dingen.

Yoga eröffnet den eigenen, autark existierenden Innenraum der Entdeckung. Yoga macht ein inneres Plateau sichtbar, indem es mit dem Reiz-Reaktionsmuster auch das Bedürfnis unterbricht, sich unmittelbar zu veräußern. Auf diesem inneren Plateau expandieren die Gedanken, man gewinnt eine neue Aussicht und mit ihr die Möglichkeit einer authentischen Entscheidung, die nicht zwanghaft auf die von außen andrängenden Zeichen und Bilder reagiert, sondern aus genuiner Erkenntniskraft hervorgeht.

Im Workshop erlernen wir die klassischen Grundstellungen, Atemübungen und Konzentrationstechniken sowie theoretische Erläuterungen zu den Funktionen des Geistes. Außerdem bauen wir eine Scheuklappenkonstruktion - den „wear room“.

Benita und Immanuel Grosser entwickeln seit 1989 internationale Ausstellungen und Artyoga-Projekte. Neben Lehrveranstaltungen an verschiedenen Hochschulen, Staatstheatern und Museen bieten sie am Hamburger Bundesleistungszentrum und Olympiastützpunkt Coaching-Kurse an. In Hamburg betreiben sie Y8, einen Raum für Kunst und Yogapraxis. Dahinter steht ein transdisziplinäres Kollektiv von KünstlerInnen, DesignerInnen, ArchitektInnen und YogalehrerInnen. Das verbindende Element des Y8-Kollektivs ist die gemeinsame Yogapraxis. Y8 wurde 2000 mit der Intention gegründet, aktuelle Kunst und Yoga in ein produktives Spannungsverhältnis zu stellen. Im Y8-Kunstraum wird Yoga in internationalen Ausstellungsprojekten praktiziert und unterrichtet. Für die Artyoga-Projekte arbeitet das Kollektiv mit international anerkannten KünstlerInnen wie John Baldessari, Channa Horwitz, Gerwald Rockenschaub, Karin Sander und Lawrence Weiner zusammen. Im Zentrum der kontextspezifischen Artyoga-Projekte des Kollektivs steht die individuelle Raumerfahrung. Aus der künstlerischen Auseinandersetzung mit externen Faktoren entstehen ortsspezifische Installationen, die mit der Yogapraxis in einen Dialog treten.

Spring Term 2019

Thematischer Schwerpunkt des Workshops im Spring Term 19: Inseln der Freiheit
Was bedeutet Freiheit im 21. Jahrhundert? Ist sie liberal oder libertär? Zählen vor allem die politischen Freiheiten oder die persönlichen und ökonomischen? Welcher Wert wird der Freiheit beigemessen, wenn neuropsychologische Debatten dem Menschen die Willensfreiheit absprechen und sich die digitale Vernetzung zur Totalüberwachung entwickelt? Und welchen Effekt haben diese Debatten und Entwicklungen auf unser persönliches, politisches und rechtliches Selbstverständnis? Wie ist es zu deuten, wenn sich immer häufiger von Ressentiments geleitete Rechtspopulisten als Freiheitskämpfer stilisieren?


Ganz offenbar zielt der Verlauf der Geschichte nicht auf eine ständig zunehmende Liberalisierung. Vielmehr leben wir in Zeiten, in denen Algorithmen und Big Data zunehmend Denken und Handeln bestimmen. Wo sind wir also noch frei? Sind Kunst und Wissenschaft noch taugliche Bastionen der Freiheit? Und wenn sie dies wären, welche Denkfiguren und Handlungsoptionen bieten sie bei einem Ringen um Freiheit an?

Im Rahmen des Jahresthemas "Inseln der Freiheit" wurden die Workshops „Conceptual Cooking“ von Caique Tizzi und „The BioTune Method“ von Jerry Elliott diesen Fragen mit dem Fokus auf unser körperlich-sinnliches Wissen und den daraus resultierenden Handlungsoptionen nachgegangen.

Workshop Conceptual Cooking
I am Hungry (Caique Tizzi)

Food is our most social activity – approachable to everyone – it is a fundamental element of our everyday life, a common denominator, a source for energy, ideas and conflicts as well. Like language and art, flavor connects to memory, and represents where we come from and who we are. Recently, food has also been central in the development of contemporary artistic practices, such as performances, installations, etc. Artists have expanded beyond representational imagery to explore the physical properties as materials in art production as well as its economic, social, political and environmental aspects. Another relevant question resides in the fact that in an over-saturated, object-driven art market, this type of practice also creates »islands of freedom«, i.e. new means to generate income, subverting its original system, creating a new economic structure, in a way that the art work can also be seen / sold as service. The aim of this workshop is to collectively reflect through a hands-on approach on the intersections between the fields of culinary and art. The “I am Hungry” workshop invited the participants to create a conceptual meal, exploring the potential of being together to generate a support system for original concepts.

Caique Tizzi was born in São Paulo in 1984. He lives and works in Berlin and is the co-founder of Agora Collective in Berlin, which focusses on investigating the development of relational practices, experimental methods of group work and interdisciplinary processes. It is also known for its artistic approach to food. Part studio, part laboratory – Agora ́s kitchen has previously functioned as a place where notions of collaboration and self-organization are put into practice. Tizzi has launched I am Hungry – a platform that merges the arts with culinary practices creating occasions to unite people and their disciplines. His projects have received the support from Creative Europe, Nordic Culture Fund, Nordic Culture Point and Goethe Institut Kuala Lumpur, São Paulo and Madrid. Caique Tizzi’s artistic work has been shown at places like KW Institute for Contemporary Art Berlin, Gropius Bau, Berlinische Galerie, Kunsthalle Osnabrück, Kunstverein Düsseldorf amongst others.

Workshop The BioTune Method
Know your Body (Jerry Elliott)

Die BioTune-Methode entwickelt ein geschärftes Bewusstsein für das Verhältnis unseres körperlichen-sinnlichen Selbst und der Außenwelt. Als Kombination verschiedener Körper- und Erfahrungstechniken wie Pilates, Yoga, Bodypump und Stimmübungen setzt der Workshop den Körper in Bewegung und konfrontiert ihn mit außergewöhnlichen Druck-, Dehnungs- und Stimmungserfahrungen. Die BodyTune-Methode ist für jedes Fitnessniveau geeignet. Aufbauend auf meinen Erfahrungen als professioneller Trainer und eigenen Schmerzerfahrungen nach zwei Bandscheibenvorfällen, habe ich die BioTune-Methode entwickelt. Neben der Befreiung von körperlichen Schmerzen eignet sich die Methode auch, um die körperliche Erfahrungsdimension unserer alltäglichen Lebenswelt als solche zu schärfen. Im Workshop wurden zentrale Momente der BioTune-Methode eingeübt und darüber reflektiert, welche Rolle dem körperlichen Wissen in der Erfahrung von Freiheit zukommt.

Jerry Elliott wurde 1976 in Oke Ora, im Süden Nigerias, geboren und lebt nach einer langen Phase der Migration seit 1995 in Köln. Als Profiboxer des Sauerland Boxstalls bestritt er über 40 Profikämpfe und gewann unter anderem dem IBF und WBC International Titel. Seit seiner Beendigung der aktiven Karriere arbeitet Elliott als Trainer, außerdem ist er Sänger und Songwriter. Seine eigenen Studios werden von anderen Schulen und Institutionen besucht. Im Rahmen seiner Arbeit für die Salus Klinik, entwickelte er mit BioTune eine eigene Trainingsmethode.


Die Workshop-Ergebnisse wurden in einem „Conceptual Cooking“ Event von Caique Tizzi und einer Vorstellung der „BioTune Method“ von Jerry Elliott gezeigt.

Fall Term 2018

Foto: Immanuel Grosser
Foto: Immanuel Grosser

Die Workshops stehen im Fall Term 2018 unter dem Thema „Inseln der Freiheit“.
Wie wir von Robinson Crusoe wissen, braucht man, um auf einer Insel überleben zu können, zweierlei Fähigkeiten: Zum einen das Talent der Anpassung und zum anderen die Fähigkeit, sich die Welt auf spielerische Weise anzueignen. Außer den ökonomischen Zwängen zur rationalisierten Beherrschung von Natur gibt es nämlich immer noch einen Überschuss an Freiheit. Darum lassen sich Inseln der Notwendigkeit auch nur unter der Bedingung in Inseln der Freiheit verwandeln, dass es gelingt, dieses spielerische und erhebende Moment zu erfassen. Um die Erfassung dieser erhebend-ambivalenten Gleichzeitigkeit von Aneignung und Anpassung anhand unterschiedlicher Handlungspraxen zu trainieren und zusätzliche sensorische Sensibilitäten zu schärfen, gestalten die fünf Dozent*innen aus unterschiedlichen künstlerischen Disziplinen einen gemeinsamen, aufeinander abgestimmten 3-tägigen Workshop. Jede/r Teilnehmer*in durchläuft alle der von den Dozenten*innen betreuten Handlungsbereiche, bevor die gemeinsam gesammelten Erfahrungen in einem performativen Akt zum Ausdruck gebracht werden.

Natürlich müssen Inseln erkundet, Lebensmittel gesammelt und Essen zubereitet werden. Das wiederum bedingt den Bau einer Kochstelle und eines Essplatzes unter freiem Himmel. Dem Bedürfnis nach Musik und Rhythmus wird mit Bodypercussion begegnet und um die Strapazen des Inselaufenthalts besser aushalten zu können, bietet die tägliche Yogapraxis zum einen körperliche Ertüchtigung und innere Einkehr zum anderen.


Workshops & DozentInnen


Workshop Yoga

(Benita & Immanuel Grosser)


Benita und Immanuel Grosser entwickeln seit 1989 internationale Ausstellungen und Artyoga-Projekte. Neben Lehrveranstaltungen an verschiedenen Hochschulen, Staatstheatern und Museen bieten sie am Hamburger Bundesleistungszentrum und Olympiastützpunkt Coaching-Kurse an.


In Hamburg betreiben sie Y8, einen Raum für Kunst und Yogapraxis. Dahinter steht ein transdisziplinäres Kollektiv von KünstlerInnen, DesignerInnen, ArchitektInnen und YogalehrerInnen. Das verbindende Element des Y8-Kollektivs ist die gemeinsame Yogapraxis. Y8 wurde 2000 mit der Intention gegründet, aktuelle Kunst und Yoga in ein produktives Spannungsverhältnis zu stellen. Im Y8-Kunstraum wird Yoga in internationalen Ausstellungsprojekten praktiziert und unterrichtet. Für die Artyoga-Projekte arbeitet das Kollektiv mit international anerkannten KünstlerInnen wie John Baldessari, Channa Hor-witz, Gerwald Rockenschaub, Karin Sander und Lawrence Weiner zusammen. Im Zentrum der kontextspezifischen Artyoga-Projekte des Kollektivs steht die individuelle Raumerfahrung. Aus der künstlerischen Auseinandersetzung mit externen Faktoren entstehen ortsspezifische Installationen, die mit der Yogapraxis in einen Dialog treten.

Workshop Design

(Dominik Lutz)


Dominik Lutz ist Industriedesigner. Mit seinem 2002 gegründeten Designstudio entwickelt er Seri-enprodukte und Designkonzepte für Aurelis, Berendsohn, Garpa, Liquid Democracy, Magazin, Mi-chow, Octopus u.a.. Er ist Mitbegründer und Designer des 2012 gegründeten Hamburger Designla-bels „pliet – New Furniture and Lights“ und lehrte Design an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, an der Hafen City Universität Hamburg sowie an der Zeppelin Universität Friedrichshafen. Seit 2011 ist er Teil des Y8-Kollektivs.

Workshop Farm-To-Table Kitchen
(Lola Rüppel)


Lola Rüppel studierte Kommunikationsdesign in Hamburg. Seit mehr als 20 Jahren gestaltet sie Logos, Geschäftsausstattungen, Kataloge und Internetseiten für kleinere und mittelgroße Unternehmen. Ihre gestalterische Praxis zeichnet sich durch Sachlichkeit, geradlinige Reduktion und einen ganzheitlichen Ansatz aus. Als ausgebildete Yoga-Lehrerin unterrichtet sie im Hamburger Y8 Kunstraum Yoga und entwickelt seit zwei Jahren Farm-to-Table Kochkurse, die sich auf die Verwendung regionaler und saisonaler Zutaten spezialisieren. 2017 gründete sie das auf vegetarische Speisen spezialisierte Hamburger Catering-Unternehmen „Götterspeisen“.

Workshop Body Percussion

(Detlef von Boetticher)


Detlef von Boettich lebt als Musiker, Dozent und Produzent in Hamburg. Nach dem Musikstudium am Hamburger Konservatorium führten ihn Studienaufenthalte nach Afrika, Kuba und Brasilien. Boetticher lehrte unter anderem am Institut für Lehrerfortbildung Hamburg und an der Landesmusikakademie Berlin. Als Live- und Studiomusiker arbeitete er mit Künstlern wie Jan Delay, Nena, Sam Ragga Band, Samy De Luxe und Eberhard Schöner. 1997 gründete er die Percussion Band „Fogo do Samba“, aus der sich die bundesweit größte Schule für brasilianische Percussion entwickelte. 2007 gründete er den Soundhafen, eine 450 m große „Musiketage“ im Herzen Hamburgs mit Tonstudio, Übungs- und Unterrichtsräumen, wo er seitdem vorwiegend produziert und unterrichtet. Als künstlerischer Leiter und Veranstalter organisiert er außerdem die internationalen Festivals „Body Rhythm Festival Hamburg“ und das „Fair Beats Festival“.

Spring Term 2018

Die Workshops stehen im Spring Term 2018 unter dem Thema „Krisen der Realität“.
Es heißt, wir leben in Zeiten, in denen Fakten kein großes Gewicht mehr haben. Bei politischen Entscheidungen jedenfalls scheinen sie eine immer geringere Rolle zu spielen. Bedeutet das, dass auch der Realitätsbegriff seine Bedeutung einbüßt? Zumindest scheint er in eine empfindliche Krise geraten zu sein. Was aber bedeuten Kategorien wie wahr, real, fiktiv oder phantastisch? Die Künste gelten als Medien, die unsere Wahrnehmung beobachtbar machen und das menschliche Verhältnis zur Wirklichkeit ausloten und dabei das Wahrgenommene auf seinen Gehalt hin prüfen. Sie scheinen daher in besonderem Maße geeignet, Realitätskrisen beobachtbar, wahrnehmbar und beschreibbar zu machen. Die Workshops im Spring Term 2018 wollen dazu anregen, den Wirklichkeits- und Möglichkeitssinn auszuleuchten. Es gilt zu hinterfragen, inwiefern ästhetische Mittel eine neue, intensivere Form der Wirklichkeitserfahrung ermöglichen.

Workshop Yoga und Design

Abstand und Zustand (Immanuel Grosser & Dominik Lutz)

In dem Workshop werden wir körperbezogene Abstandhalter und
Mikroarchitekturen bauen, die sich intervenierend in das universitäre Umfeld der
ZU einschreiben und den Raum in ausschnitthafte Realitäten zerlegen. Es
entstehen neue raumbezogene Wirklichkeiten, die zueinander und miteinander in
Dialog treten.
Ähnlich intervenieren die Körperstellungen des Yogas in den individuellen
Zustand der Praktizierenden. Indem jede/r Praktizierende sich auf die abstrakte
Struktur der Asana einläßt, oszillieren zwei Realitäten miteinander: Der neu
geschaffene Abstand verändert die Eigenwahrnehmung und den körperlichen
Bezug zur räumlichen Wirklichkeit.

Workshop Zeichnen und Schreiben

Driftende Realitäten und hybride Zeichnungen (Sandra Boeschenstein)


In einer medial heterogenen Realitätskonstitution gehören Diskontinuität und Verschiebungen zur Struktur unserer Erfahrung. Welches Potential kann in solchen Verschiebungen liegen, wenn ihre Wirkungsweisen erkannt und kultiviert werden? Wir gehen von der gegenständlichen Zeichnung aus, die durch ihre mediale Schlichtheit überzeugt. In einer Bildsequenz konfrontieren wir die Zeichnung mit der Fotografie und vice versa: einerseits führen wir fotografische Elemente in die Zeichnung ein. Andererseits setzten wir dann die Zeichnungen im Realraum aus, inszenieren ihre Begegnung mit Objekten oder Orten und halten dies in fotografischer Komposition fest. Schließlich greifen wir in diese fotografische Inszenierung erneut zeichnerisch ein. – Ein Hybrid mit medialer Schichtung und driftender Realität. In der Fülle an Möglichkeiten suchen wir gezielt nach den Stellen des einfachen aber markanten Ineinandergreifens von Medium und Message und nach den „dramatischen Punkten“ in der Sequenz. Begleitende Kunstbetrachtungen schärfen den Blick für das Potential der Wirklichkeitsbefragung durch mediale Kreuzung.


Monolog-Dialog-Geschichte (Monica Cantieni)


„Krisen der Realität – Nachrichten aus dem Land des Vergessens“

Literatur entsteht durch Ausweglosigkeit und deren Verdichtung; dadurch, dass die Autorin, der Autor ihrem/seinem Stoff und seinen Figuren und deren Perspektiven, die ihn verkörpern, nicht entrinnen kann. Durch die Mehrdimensionalität unterschiedlicher Perspektiven entsteht ein Raum: die Geschichte. Der Workshop bietet Ihnen die Möglichkeit zur Erfahrung, Teil einer interaktiven Geschichte zu sein, unentrinnbar jemand anders zu sein und aus dieser Perspektive zu erzählen. Unter dem Titel „Krisen der Realität – Nachrichten aus dem Land des Vergessens“ schreiben, reinszenieren und performen Sie ein Mini-Drama als Hörspiel anhand eines realen Mordes, den sein Mörder innerhalb weniger Stunden vergisst.

Fall Term 2017

Das Modul ist thematisch an der Frage: ‚Wie kommt das Neue in die Welt?‘ ausgerichtet. In Zeiten einer sich zunehmend verändernden Arbeitswelt spielt Erfindungsgeist und schöpferisches Handeln eine immer größere Rolle. Dabei gilt es nicht nur dem Versuch kontinuierlich Neues zu erschaffen auf die Spur zu kommen, sondern ebenso die Entstehungsbedingungen des Niedagewesenen genauer zu erkunden. Welche Imaginations- und Innovationstechniken stehen zur Verfügung um neue Ideen zu entwickeln? Gleichzeitig stellt sich die Frage, inwiefern das Neue nicht auch einer Sphäre des Unberechenbaren entspringt, dem Chaos, Zufall oder der Katastrophe.


Workshop Yoga und Design

Ritual and Modification (Immanuel Grosser & Dominik Lutz)


Auf der Suche nach dem, wie das Neue in die Welt kommt werden wir den vorgefundenen Produktionsort in ein mobiles und in die Architektur der Zeppelin Universität eingreifendes temporäres Labor verwandeln und dem kreativen Prozess eine performative Qualität geben. Der unberechenbare spielerische Verlauf wird zu einer intervenierenden Praxis bestehender Raumvorstellungen. Lassen sich die Funktionen der Werkzeuge auf den Körper und umgekehrt die im Körper angelegten mechanischen Qualitäten auf die Werkzeuge übertragen und was bedeutet es für den im öffentlichen Raum stattfindenden unmittelbaren Prozess? Durch das parallele Erlernen der klassischen Yogastellungen lernen wir strukturell einsetzbare Handlungsformen mit handwerklicher Praxis in Verbindung zu bringen. Dabei können dinghafte Erfahrungen von überraschenden Momenten gemacht werden.

Workshop Zeichnen und Sound


Zeichnen

(Sandra Boeschenstein & Sylvi Kretzschmar) 


‚Draw a distinction and a universe comes into being‘
George Spencer Brown, Laws of Form (1969)


Wie schaffen wir Neues, wenn wir Linien auf weisses Papier zeichnen.
Wie entsteht Neues, wenn wir Linien in bestehende Fotografien schneiden.
Und wie lassen sich diese unterschiedlichen Zugriffe auf die Welt verbinden.


Wir suchen nach dem Neuen, das aus dem Bestehenden hervorgeht. Die Wandlungsfähigkeit der gezeichneten Linie kombinieren wir mit dem gestaltenden Schnitt in die fotografische Realität. Collage und Zeichnung: wir üben die agilen Entscheidungsstrukturen zwischen Erfinden und Finden. Wir beobachten und steigern das Zusammenwirken von geführter Linie und materieller Eigendynamik. Die gezielte Wechselwirkung zwischen Plan und Überraschung ist somit gleichzeitig Thema und gestalterische Handlungsweise. Unsere bildnerische Arbeit fokussiert dabei auf das Maß an Beständigem im Neuen und das prägende Verhältnis zwischen den anthropologischen Grundkonstanten und der Innovation. Die Betrachtung von Kunstwerken begleitet und schärft unser bildnerisches Handeln und Denken.


Sound

Stottern – ein Konzert für Stimmen, Mikrofone und Drumcomputer

(Sandra Boeschenstein & Sylvi Kretzschmar)


Der Workshop beginnt mit kurzen Interviews, die wir miteinander zum Thema „Wie kommt das Neue in die Welt“ führen und akustisch aufzeichnen. Wir hören uns das Material an, belauschen uns selbst: Was liegt zwischen den Zeilen? Was schwingt mit? Was haben wir vielleicht gesagt, ohne es zu wissen? Wir suchen nach Rhythmen und Melodien in der Sprache, nach der Musik des Sprechens. Wir loopen Satzfragmente aus den Interviews und sprechen sie nach. In musikalischen Sessions entwickeln wir aus den Interviews kleine Sprachkompositionen und Songs. Es geht um ein Spiel mit Wiedergabe und Wiederholung, mit Übersetzungen und ihren Fehlern. Wir zelebrieren den Groove des Stotterns, des Zögerns, das äh, das mmh, die Poesie von Versprechern. Es entsteht ein Konzert für einen Drumcomputer, mehrere Mikrofone und Stimmen, das wir nach dem Workshop präsentieren.

Spring Term 2017

Thematisch sind die Workshops an dem Begriff ‚Einfachheit’ ausgerichtet. In der politischen Sphäre erleben Strategien der Vereinfachung derzeit eine fragwürdige Konjunktur. In künstlerischen Praktiken verweisen Reduktion und Purismus auf eine ganz andere Tradition. Im Spring Term 2017 will die Lehrveranstaltung Kreative Performanz deshalb dem Begriff der Einfachheit durch unterschiedliche künstlerische Produktionsformen auf die Spur kommen. So soll reflektiert werden, worin der Unterschied besteht zwischen einem Kondensat des Komplexen und einer verzerrenden oder verfälschenden Simplifizierung. Was ermöglicht es zu einer ‚Essenz der Dinge’ vorzudringen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, ohne unzulässig zu verkürzen?


Workshop Yoga und Design
Basic postures and simple structures (Immanuel Grosser & Dominik Lutz)


Die Suche nach der Einfachheit drückt unser Bedürfnis nach Klarheit, (Selbst-) Verständnis und Angemessenheit aus. Einfachheit ist das Resultat eines Abstraktionsprozesses. Der Yogi spricht von ‚high thinking, simple living’. Es geht darum das Eigentliche vom Nichteigentlichen zu trennen. Abstraktes Denken und einfache Lebensweise bedingen einander, da der von Bedürfnissen gesteuerte Geist die gesuchte Einfachheit nicht einlösen kann. Im Rahmen des Workshops werden wir


  1. Die Grundpositionen (Asanas) des klassischen Hatha Yoga erlernen
  2. Geometrische Strukturen mit körperspezifischen Maßen und Proportionen herstellen
  3. Ein Handlungsfeld mit selbstbestimmten Handlungsanweisungen entwerfen
  4. In einer Performance Strukturen und Asanas in einen aktiven Handlungszusammenhang stellen
  5. Den gesamten Prozess filmisch dokumentieren


Workshop Video, Film und Zeichnen

Zeichnen

Die komplexe Einfachheit der Zeichnung oder: Mit 80 Metern Linie um die Welt

(Sandra Boeschenstein & Margit Czenki)


Die einfache mediale Basis des Zeichnens besticht durch ihre enorme Wandlungsfähigkeit: aus einem Meter Linie können Wörter und sie aussprechende Münder, Meteorite und ihre Bahnen geformt werden. Mit einem Minimum an materiellem Aufwand stehen wir im Zentrum der Fügungsvorgänge von Bedeutungen. Das Blatt als Bühne ist schlicht und gerade dadurch ist seine Reichweite so weitläufig wie das Vorstellungsvermögen. Insbesondere in den energischen Übergängen zwischen Bild und Sprache können wir mit reduzierten Mitteln komplexe Verhältnisse aufrufen und ballastlos beobachten. Dabei verlassen wir die affirmativen Parallelbewegungen, wie sie in Bild und Legende oder Text und Illustration geläufig sind. Wie kann ein Wort das Bild aus der Reserve locken und wie eröffnet das Bild dem Wort einen ungeahnten Horizont?


Video & Film

(Sandra Boeschenstein & Margit Czenki)


Im Workshop bilden Sie kleine Impro-Teams und Sie bekommen einige strenge Vorgaben, um die theoretisch endlosen Möglichkeiten des Mediums einzugrenzen. Anhand von Material, das die Dozentin mitbringt, entwickeln Sie Assoziationen, Bilder oder Geschichten. Im Workshop entwickeln Sie ein kleines Video (eher eine Fingerübung oder Skizze). Zu Beginn gibt's eine kleine Einführung mit Filmbeispielen.

Fall Term 2016

Welche Klänge sind im Gebäude der ZU leicht zu finden und wo ruhen welche im Verborgenen? Welche Form und welches Design korrespondiert mit welchem Klang oder welcher Musik? Wie führe ich die nach außen gerichteten Sinne zu einer „inwändig“ gerichteten Konzentration? Und wie kann ich die erworbene Präsenz performativ sichtbar machen oder mit anderen teilen? Mit diesen Fragen beschäftigten sich im Fall Semester 2016 mehr als 100 Studierende der ZU. Mit dem Künstler und Körpertrainer Immanuel Grosser, dem Designer Dominik Lutz, dem Musiker und Komponisten Michael Kiediasch und dem Designer Axel Kufus erprobten sie "Neue Formen der Zusammenarbeit".


Workshop Musik & Design
Materialklang – Klangmaterial | Formklang – Klangform | Raumklang - Klangraum

(Michael Kiedaisch & Prof. Axel Kufus)


Jedes Material, jede Form, jeder Raum trägt einen Klang in sich. Neben Klängen die sich leicht offenbaren, wie z.B. der einer Saite, gibt es viele, die erst entdeckt, erforscht werden wollen. Wie z.B. klingt die ZU? Welche Klänge sind im Gebäude leicht zu finden, wo ruhen welche im Verborgenen? Möglichst viele dieser Klänge aufzuspüren ist ein Motiv des Workshops bei Michael Kiedaisch. Dazu kommen die Klänge herkömmlicher Instrumente, gespielt von den teilnehmenden Studierenden.

Mit den Mitteln der freien Improvisation werden alle diese Klänge zusammen erforscht und musikalisch gestaltet, mit dem Ziel einer gemeinsamen Abschluss-Klangperformance. Das Konzept der freien Improvisation löst hierarchische Strukturen in der Musik auf und ermöglicht den gleichberechtigt Musizierenden in dynamischen Prozessen immer wieder sich neu ergebende Klanggebilde zu schaffen. Neue Formen der Zusammenarbeit werden auf diese Weise erprobt.

Der Workshop von Prof. Axel Kufus näherte sich der Frage umgekehrt. Also welche Form, welches Design mit welchem Klang, mit welcher Musik korrespondiert. Auch hier wurden die Räumlichkeiten der ZU mit vorhandenen und aufgefundenen Materialien unter die Lupe genommen.


Workshop Yoga & Design

Basic Postures and Site Specific Structures – When Meaning Becomes Object

(Immanuel Grosser & Dominik Lutz)


Neue Formen der Zusammenarbeit entstehen automatisch, wenn man sich von vermeintlichen Gemeinsamkeiten trennt.
Um zusammenarbeiten zu können, teilt man einen gemeinsamen Gedankenraum.
Wenn mein eigener Raum vollgestellt ist mit meinen Gewohnheiten, Konzepten und Vorstellungen bleibt kein Raum für den Raum des Anderen. Zusammenarbeit ist also die Entleerung des eigenen Raums, sodass eine gemeinsame räumliche Schnittmenge entstehen kann.

Im Yoga entsteht die Entleerung direkt und über die Verneinung („Delete-Taste“), während im kreativen Prozess die alten Gedankenmuster in der spielerischen Präsenz sublimiert werden. Der Geist kann nicht 2 Dinge gleichzeitig denken. Wenn ich mich also auf das unbekannte Spiel einlasse, wird automatisch das bekannte Muster für den Moment ausgeblendet.

Aufbauend auf diesen Überlegungen ist die Aneignung von Orten durch Yoga-Praxis in Verbindung mit ortsspezifischen Strukturen Thema des Moduls „Yoga und Design“.

    1. Erlernen der 12 Grundpositionen (Asanas) des klassischen Hatha Yoga

    2. Umgang, Positionierung und Anwendung der Asanas im Raum

    3. Suche nach spezifischen Orten, die architektonisch reizvoll, schwer zugänglich

        und oder für die Asana-Praxis herausfordernd sind

    4. Verlagerung der Asanas an die ausgewählten Orte

    5. Konstruktion von orts- und körperspezifischen Strukturen, welche die Verortung

        der Asanas praktisch ermöglichen


Bei der Herstellung der Strukturen spielen skulpturale und ästhetische Qualitäten eine wichtige Rolle. Zur Fertigung der Strukturen stand eine Plane des Künstlers Christoph Faulhaber zur Verfügung, mit der er 2015 die Rote Flora in Hamburg verhüllte.

Spring Term 2016

Im Spring Term 2016 waren der Künstler und Körpertrainer Immanuel Grosser, der Designer Dominik Lutz und die Künstlerin und Filmemacherin Margit Czenki bei uns zu Gast.


Workshop "Basic postures and site specific structures"

(Immanuel Grosser & Dominik Lutz)


Thema des Workshops "Basic postures and site specific structures" war die Aneignung von Orten durch Yoga-Praxis und ortsspezifische Strukturen.


  1. Erlernen der 12 Grundpositionen (Asanas) des klassischen Hatha Yoga
  2. Umgang, Positionierung und Anwendung der Asanas im Raum
  3. Suche nach spezifischen Orten, die architektonisch reizvoll, schwer zugänglich und / oder für die Asana-Praxis herausfordernd sind
  4. Verlagerung der Asanas an die ausgewählten Orte
  5. Konstruktion von orts- und körperspezifischen Strukturen, welche die Verortung der Asanas praktisch ermöglichen


Bei der Herstellung der Strukturen spielten skulpturale und ästhetische Qualitäten eine wichtige Rolle. Zur Fertigung der Strukturen standen Holzlatten, Schrauben, Stretchfolie und Werkzeug zur Verfügung.


Workshop "Videofilm"

(Margit Czenki)


Im Workshop "Videofilm" gab es zunächst eine kleine Einführung mit Filmbeispielen. Die Studierenden bildeten kleine Impro-Teams und  bekamen einige strenge Vorgaben, um die theoretisch endlosen Möglichkeiten des Mediums Film ein wenig einzugrenzen. Anhand von Material, das Margit Czenki mitbrachte, entwickelten die Studierenden Assoziationen, Bilder oder Geschichten und schließlich ein kleines Video.

Fall Term 2015

Das Lernformat ‚Kreative Performanz‘ integriert alternative Erfahrungs- und Reflexionsformen in die universitäre Lehre. Gezielt werden in Workshops künstlerischer Praxis körperliches, ästhetisches und emotionales Erfahrungswissen ausgebildet. Damit wird jenen Erkenntnisformen Rechnung getragen, welche implizit („embodied“ oder „tacit“) und damit kaum formalisierbar sind, die jedoch einen großen Teil unseres Alltagsverstandes, unserer Empathie-Fähigkeit und unseres Weltzugangs ausmachen. In einer von Bildern und medialen Kommunikationsformen bestimmten Gesellschaft wird es zudem immer entscheidender auch andere sinnliche Wissensformen, eigene Handlungsdispositive, und eigene Lernumgebungen zu reflektieren und auszuloten. Jeder Workshop umfasst zwei verschiedene künstlerische Produktionsformen. Jeder Produktionsform sind 12 Lehrstunden an insgesamt 4 Tagen gewidmet. Bei der Kurswahl können Sie zwischen unterschiedlichen Programmen priorisieren. Die Teilnehmer eines Programms sind in zwei Gruppen unterteilt und wechseln das Medium nach den ersten zwei Tagen. Beispiel: Im Programm A beginnt die Hälfte der Gruppe mit Video/Film, die andere mit Performance. Im folgenden Veranstaltungsblock wechselt die Film-Gruppe zu Performance und umgekehrt. Ein Teil des letzten Veranstaltungstags wird von der Abschlusspräsentation in Anspruch genommen, bei der die unterschiedlichen Gruppen u. a. in Filmen, Aufführungen und Sound-Collagen an ihren Erfahrungen teilhaben lassen.


Yoga & Sound

Christina Buck; Barbara Eichhorn; Jan Liesegang


Video, Film & Performance

Christina Buck; Margit Czenki; Barbara Kraus

Spring Term 2015

Workshop Zeichnen & Literatur

(Barbara Eichhorn & Raoul Schrott)


Workshop Yoga & Musik

(Benita Grosser & Immanuel Grosser & Sylvi Kretzschmar)


Workshop Performance & Design

(Daniel Aschwanden & Markus Bader)

Fall Term 2014

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Spring Term 2014

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Fall Term 2013

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