Kurzvita
Nach dem Magisterstudium der Romanistik, Philosophie und Soziologie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, das Karolina Wusatowski mit der interdisziplinären Magisterarbeit „Ethische Prinzipienkonstellation im Don Quijote – anhand der Modellansätze von Max Scheler und Max Weber“ abschloss, übernahm sie von 2012 bis 2016 eine Assistenzstelle an der Professur für Romanische Literaturwissenschaft mit Schwerpunkt Hispanistik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Im Zuge der Tätigkeit entstanden zwei durch die Magisterarbeit inspirierten Veröffentlichungen „Don Quijote zwischen Wirklichkeit und Illusion. Betrachtungen zu einem tragischen Gesinnungsethiker nach Max Scheler“ und „Don Quijote. Tragische Figur oder Gleiten zwischen Realität und Fiktion“. Seit 2015 ist sie als freie Mitarbeiterin und Coach im Bildungsbereich von Unternehmen in Deutschland und der Schweiz tätig.
Promotionsvorhaben
Wie denkt Literatur? — Immersion als Modalität der literarischen Partizipation
Literatur eröffnet im Vollzug des Lesens die Möglichkeit, Stimmungsräume zu betreten. Stimmungsräume fasse ich aus der Sicht der anthropologischen Dimension als immersive Kooperation zwischen Text und Leser, wobei ich von einer Doppelbesetzung der Begriffsbestimmung der Immersion ausgehe. Die Doppelbesetzung verstehe ich im Sinne einer Oszillation aus sinnlichem Erfassen und Sinnzuschreibungen, wobei der Zugang zum Textkörper, der ein Ensemble an Stimmungsvariationen zur Verfügung stellt, über ein stimmungsorientiertes partizipatorisches Mitvollziehen stattfindet. Immersion als Modalität literarischer Partizipation hat demnach folgenden Doppelcharakter: Einerseits wird im Lesevollzug kognitives Erfassen zugunsten immersiven Verhaltens, einer intensiven sinnlichen Teilhabe, in fragmentarischen Sequenzen zurückgestellt, anderseits findet eine suchend-kognitive Auseinandersetzung des Rezipienten mit dem ästhetischen Objekt statt. Beim Lesevorgang minimiert sich die Wir-Welt-Distanz im Sinne eines Präsenzerlebens als eine mentale Anwesenheit in einem medial vermittelten Raum, wobei sich Immersion als präsentisches Erleben, als ein medial vermitteltes Ereignis manifestiert, sodass das Bewusstsein darüber, dass dieses Ereignis im Sinne einer Erfahrung ein Vermitteltes ist, in bestimmten Empfindungssequenzen in den Hintergrund gerät. Die Distanzminimierung und das damit einhergehende ästhetische Erleben eröffnen ein Potenzial, das der Literatur im Besonderen zugute kommt, wenn sie nicht nur Immersion und Interaktivität ermöglicht, sondern darüber hinaus im Sinne der Weltoffenheit des Menschen einen potenziellen Gestaltungsspielraum an Möglichkeiten bieten kann.