Der Kulturbegriff ist notorisch diffus. Doch der Grund für diese Unklarheit ist einfach. Der Begriff verweist auf ein „komplexes Ganzes“, wie bereits Edward B. Tylor festgestellt hat. In jeder Kultur verschränken sich körperliche Haltungen, mentale Befindlichkeiten und soziale Verhältnisse. Und jede Kultur vergleicht sich in dieser Verschränkung mit anderen Kulturen. Schlimmer noch, die Verschränkung fällt erst auf, wenn eine Kultur im Kulturkontakt auf sich aufmerksam wird. In dem Moment wird kontingent, was gerade noch selbstverständlich war. Wie formuliert man den Zusammenhang von Körper, Geist und Gesellschaft, wenn jedes dieser Elemente zu einer Variablen wird und jede dieser Variablen in einem eingeschränkten Funktionsbereich operiert? Die Kultur nimmt Maß an Natur, Geschichte und Technik, doch auch diese weichen aus in die Kontingenz.
Dirk Baecker greift in seinem Buch „Kulturkalkül" auf George Spencer-Browns Formkalkül zurück, um zu rekonstruieren, wie verschiedene kulturtheoretische Zugänge die Komplexität kultureller Phänomene als Formen der Selbstbeschreibung von Gesellschaft im Modus von Kritik und Affirmation, Tradition und Innovation, Identität und Diversität erfassen. Kultur ist reflektierte Selbstbeschreibung der Gesellschaft. Nichts daran ist beliebig. Dabei verfolgen Baeckers Überlegungen eine doppelte Zielsetzung: Sie erproben die Kulturtheorie im Medium des Formkalküls und den Formkalkül im Medium der Kulturtheorie.
Dirk Baecker: „Kulturkalkül“, Merve Verlag, Berlin, 120 Seiten, ISBN: 978-3-88396-356-3
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Was ist eigentlich „Kultur“? Richtig präzise kann das wohl niemand definieren. Aber das ist für Prof. Dr. Dirk Baecker das Spannende am Thema. Und deswegen nimmt er sich genau diesen Begriff in seinem neuem Buch „Kulturkalkül“ vor, wie er im Interview berichtet.
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