01.09.2014

Jonathan Muth

Die Websites der studentischen Initiativen „Rock Your Life!“, „Seekult“ und „Welle20“ haben eines gemein: Sie wurden von Jonathan Muth entwickelt und mitgestaltet. Besonders ist aber der Umstand, dass der 22-jährige CCM-Studierende seine kreative Ader auch mit seiner zweiten Leidenschaft in Einklang bringt: die studentische Forschung. So hat er gemeinsam mit einem Kommilitonen beim Workshop „Mehrwertiges Unternehmertum“ mit einem Klettmöbelsystem überzeugt und mit einer Ideenmanagement-Datenbank einen Wettbewerb der elobau GmbH gewonnen. Und Muth ist Gründungsmitglied der studentischen Forschungskonferenz ZUfo.



Dass Jonathan Muth bereits früh ein besonderes Interesse an Informationstechnologie und Gestaltung entwickelt hat, kommt nicht von ungefähr: Sein Vater war lange Zeit Softwareentwickler, seine Mutter Kunstlehrerin. Außerdem wuchs er in einem 300-Seelen-Dorf in Mittelhessen auf, in dem so gut wie nichts los war. „So gab es neben meinem Computer nicht wirklich viel, mit dem ich mich hätte beschäftigen können”, erzählt Muth.


Mit fünf Jahren hatte er seinen ersten Rechner, mit acht seine erste Website. Mit seinen ersten Schritten in die digitale Welt rückte automatisch ein weiterer Aspekt in den Fokus: Videospiele. „Zeitweise habe ich viel gespielt, viel zu viel um ehrlich zu sein. Das führte sogar dazu, dass meine Grafikkarte abgeraucht ist“, räumt Muth ein. „Rückblickend betrachtet, hätte mir damals gar nichts Besseres passieren können. Denn von diesem Punkt an waren Videospiele kein Thema mehr. Stattdessen habe ich mich in den Bereichen Webentwicklung und Gestaltung ausprobiert und mir dort Wissen angeeignet, von dem ich noch heute profitiere“, berichtet Muth. Dabei entwickelte er auch ein gewisses Gespür für Design und Typografie: „Als ich mit 13 Jahren einen eigenen Blog startete, ging es mir primär nicht um das Produzieren von Inhalten, sondern darum, dass der Blog schick aussieht.“


Doch zunehmend empfand er das Leben auf dem Dorf als monoton. „Mir wurde immer deutlicher bewusst, dass ich aus meiner gewohnten Umgebung ausbrechen und neue Erfahrungen sammeln muss“, erinnert sich Muth. Im Alter von 15 Jahren bewarb er sich sogleich für ein Auslandsschuljahr bei der gemeinnützigen Austauschorganisation AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. Auch wenn er selbst keinen Einfluss auf seine Platzierung hatte, so stellte sich die School of the Arts in Rochester im US-Bundesstaat New York als wahrer Glücksfall heraus. „Erfreulicherweise konnte ich mich aus weniger interessanten Fächern wie Mathe und Sachkunde ausklinken und stattdessen Kurse wie Analoge Fotografie und Grafikdesign besuchen“, erzählt Muth. „So kam es vor, dass ich fünf bis sechs Schulstunden in einem Fotolabor verbrachte.“


Er entwarf Plakate für Schulveranstaltungen oder hielt mit der Kamera in den Straßen von Rochester Ausschau nach passenden Motiven und entwickelte anschließend die gemachten Fotos selbst. Dies führte gar dazu, dass seine fotografischen Arbeiten in einer Kunstgalerie ausgestellt wurden. „Parallel habe ich damit angefangen, für andere Websites zu designen und umzusetzen. So gestaltete ich etwa eine neue Webpräsenz für die Kirche meiner Gastmutter“, erläutert Muth.


Zunächst spielte Muth mit dem Gedanken, Informatik zu studieren. „Doch kurz vor dem Abitur mehrten sich die Zweifel, ob ein Informatikstudium wirklich das Richtige für mich ist“, erzählt er. Besonders sein Vater riet ihm davon ab, berichtete von seinen negativen Erfahrungen, die er während seiner Zeit in der IT-Branche sammelte: Das ständig junge Informatiker nachrücken, welche die neueste Programmiersprache sprechen und einem plötzlich das Gefühl geben, zum alten Eisen zu gehören. Folglich schaute er sich nach einem anderen Studienschwerpunkt um und blieb bei den Kommunikationswissenschaften hängen. Dabei stolperte er über die ZU und den CCM-Studiengang. „Die Universität und die Inhalte des Studiengangs haben direkt mein Interesse geweckt. Vor allem, weil die ZU sehr forschungsorientiert ist und ich mir dadurch erhoffte, tiefer in Themen einzudringen und einen erweiterten Blick auf die Dinge zu entwickeln“, erklärt Muth. Er bewarb sich, wurde zum „Pioneers Wanted!“-Auswahltag eingeladen und wenig später folgte die Zusage.


Doch bevor er sein Studium an der ZU aufnahm, absolvierte er ein dreimonatiges Praktikum in Jordaniens Hauptstadt Amman in der Grafikdesign-Agentur SYNTAX. „Ich habe mich zuvor genauestens über die Agentur, aber auch das Land, die Menschen und die Kultur informiert und war sofort begeistert“, erläutert Muth. Dennoch war der Kulturschock groß, als er mit den jordanischen Sitten und Gebräuchen in Berührung kam. Problem- und mühelos hingegen stellte sich die Eingewöhnung am Arbeitsplatz dar. „Dank meiner Arbeitsweise und Kompetenzen wurde ich direkt als gleichwertiger Mitarbeiter eingestuft und konnte so an unglaublich spannenden Projekten mitwirken“, erzählt Muth.


So handelte Jonathan Muth in königlichem Auftrag: Für eine von Königin Rania von Jordanien gegründete NGO, die sich für die Rechte von jordanischen Frauen einsetzt, sollte ein Stand auf dem Weltwirtschaftsforum am Toten Meer entwickelt werden. Diesbezüglich entwickelte Muth den Prototyp einer Augmented-Reality-Anwendung, die für die Besucher digitale Informationen zu den Lebensumständen der benachteiligten Frauen bereithielt. „Den angekündigten Besuch der jordanischen Königin in der Agentur habe ich allerdings verpasst, da mein Praktikum zu Ende gegangen war“, bedauert Muth.


Wenige Wochen nach dem Auslandspraktikum zog er nach Friedrichshafen, wo er zusammen mit einem ehemaligen ZU-Doktoranden eine WG bildete. Durch ihn lernte Muth nicht nur viel über den ZU-Alltag, sondern auch die Gründerin von „Rock Your Life!“ Elisabeth Hahnke kennen. „Wie der Zufall so spielt, war sie auf der Suche nach einem Webdesigner, der die Homepage des Sozialunternehmens neu gestaltet. Ich dachte nur: ,Das ist genau das Richtige für mich‘“, erzählt er. Schon hatte er seinen ersten Auftrag in der Tasche, und bis heute berät er die studentische Initiative ab und an in technischen Fragen. Mit der neuen Webpräsenz von „Rock Your Life!“ hatte Muth eine Sichtbarkeit geschaffen. So dauerte es nicht lange, bis die nächsten studentischen Projekte bei dem inzwischen selbständigen Webentwickler und -designer anklopften: die Initiatoren des Kulturfestivals „Seekult“ und des studentischen Internet-Radios „Welle20“.


„Das spannende an der ZU ist, dass man mit Studierenden aus anderen Disziplinen ins Gespräch kommt und so zwangsläufig neue Perspektiven kennenlernt.” So kommt es auch hin und wieder dazu, dass Muth mit anderen Studierenden an ganz unterschiedlichen Projekten arbeitet.


„Gemeinsam mit dem CCM-Studierenden Frederic Fieger entwickelte ich für das studentisch selbstverwaltete ,Open Test Haus‘ der Container Universität ein modulares Klettmöbelsystem, mit dem sich ganz leicht aus einem Stuhl eine Bar bauen ließ“, erklärt Muth. Zum Duo gesellte sich wenig später der CME-Studierende Maximilian Illers. Zu dritt optimierten sie das Konzept während des Workshops „Mehrwertiges Unternehmertum“ und ergänzten es durch eine soziale Komponente. „Unsere Überlegung war, dieses simple und zugleich innovative Designprodukt bundesweit von Sozialwerkstätten herstellen zu lassen“, beschreibt Muth. Sie konnten eine Jury aus erfahrenen Unternehmern von ihrer Geschäftsidee überzeugen und erhielten damit die Möglichkeit, ihr Modell der „ZU Micro Equity GmbH & Co. KG | ZUME“ vorzustellen. „Schnell kam allerdings die bittere Erkenntnis, dass ein Studium und eine Gründung schwer vereinbar sind. Und wir waren im zweiten Semester noch nicht bereit, für das Projekt ein Praxissemester einzulegen. So kamen wir gemeinsam zu dem Schluss, dass wir die Geschäftsidee vorerst nicht weiterverfolgen“, berichtet Muth.


Das nächste Projekt ergab sich hingegen spontan: „Ich bin zufällig auf einen ausgeschriebenen Ideenwettbewerb der elobau GmbH gestoßen, bei dem es um die Optimierung des betrieblichen Vorschlagswesens ging“, berichtet Muth. „Maximilian Illers und ich fanden das Thema spannend und haben uns kurzerhand dazu entschlossen, an dem Wettbewerb teilzunehmen.“ Ein halbes Jahr investierten sie in ihr Konzept, heraus kam eine IT-gestützte Lösung in Form einer Ideenmanagement-Datenbank. Der Clou: Muth baute einen funktionstüchtigen Prototyp. Das imponierte der Geschäftsführung bei der Präsentation der Ergebnisse derart, dass Muth und Illers mit dem ersten Platz ausgezeichnet und gleichzeitig eingeladen wurden, ihre Ideen im Rahmen eines sechswöchigen Praktikums auszuarbeiten.


Dass Jonathan Muth eine Leidenschaft für studentische Forschung hat, zeigt auch ein weiteres Engagement: So ist er Gründungsmitglied der studentischen Forschungskonferenz ZUfo. „Das Konzept ist etwas völlig Neues: Studierende aus diversen Fachdisziplinen treffen einmal im Jahr aufeinander, um sich gegenseitig Forschungsarbeiten vorzustellen und Feedback zu geben“, erläutert Muth. „Und die bisherigen Konferenzen sind so positiv verlaufen, dass wir im nächsten Jahr das Angebot nochmals erweitern werden.“ Doch zunächst geht es für ihn nach Berlin, es ruft ein dreimonatiges Praktikum in einer Berliner Werbeagentur.


Sein bisheriger Werdegang lässt erahnen, wie die berufliche Zukunft von Jonathan Muth aussieht. „Fest steht, dass ich nach dem Bachelor-Studium für zwei oder drei Jahre bei einem Start-Up oder in einer Agentur arbeiten werde, um den Studienkredit aus dem Weg zu räumen und meine Netzwerke auszubauen.“ Dass das Studium an der ZU in diesem Sinne keineswegs umsonst war, möchte Muth zu verstehen geben: „Das Studium ist dahingehend unglaublich bereichernd, dass es einem beibringt, das Lernen zu lernen, wie man sich Wissen aneignet und wie man es einsetzt. Das ist es, was mir keiner mehr wegnehmen kann und das ist es, was sich von einer Programmiersprache unterscheidet, die nach einigen Jahren nicht mehr gesprochen wird.“

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