Politik spielt im Leben von Leon Hahn eine ganz entscheidende Rolle. Kaum mehr als sechs Jahre sind seit seinem Einstieg in die aktive Politik vergangen, und doch hat der 24-Jährige bereits mehrere Ämter in der Jugendorganisation der SPD durchlaufen: So war er Kreisvorsitzender der Jusos Bodenseekreis sowie stellvertretender Landesvorsitzender des Jusos Baden-Württemberg. Und im Juni dieses Jahres wurde er zum Juso-Landesvorsitzenden in Baden-Württemberg gewählt. Parallel zu seiner politischen Arbeit studiert Hahn an der ZU im achten Semester den Bachelorstudiengang CME.
Das Interesse für politische Sachverhalte ist bei Leon Hahn während der Schulzeit entstanden. Es war ausgerechnet eine Strafarbeit, in der er sich intensiv mit einem Buch über Konrad Adenauer und seine Politik auseinandersetzen musste. „Die Visionen und Ideen unserer repräsentativen Demokratie von Adenauer haben bei mir eine unheimliche Faszination für Politik und für unsere Gesellschaft ausgelöst“, erinnert sich Hahn. „Daher habe ich dann direkt weitere politische Bücher gekauft und gelesen.“ Je mehr er über Politik erfuhr, desto mehr wuchs in ihm die Überzeugung, dass man sich in einer Demokratie nicht nur zu beteiligen, sondern auch dafür Sorge zu tragen hat, dass sich auch andere mit politischen Prozessen befassen. Daraus folgte der Entschluss, gemeinsam mit einem Lehrer und einer Mitschülerin Politikkurse an der Schule anzubieten. „Dabei ging es um politische Prozesse in der Bundesrepublik Deutschland sowie internationale Außen- und Sicherheitspolitik“, erzählt Hahn. „Ziel war es, den Mitschülern zu vermitteln, wie Politik funktioniert.“
Im Laufe der Zeit hat ihn die Politik immer mehr gepackt: „Politik ist ein unheimlich spannendes Feld, in dem viel passiert, von dem jeder betroffen ist und in dem jeder die Möglichkeit hat, etwas zu bewegen“, erläutert Hahn. „Das führte bei mir zwangsläufig zu der Überlegung, selbst in der Politik aktiv zu werden.“ Doch für welche Partei? Bereits früh hatte er für sich persönlich festgestellt, dass die konservative Prägung der CDU nicht seinen Vorstellungen entspricht. „Es waren vielmehr die Werte der SPD, die mich angesprochen und inhaltlich überzeugt haben, also Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität im Dreiklang“, erklärt Hahn. „Auch wenn solche Werte zunächst einmal sehr abstrakt klingen, heißt das nichts anderes, als für eine Politik einzustehen, in der jeder Mensch die Freiheit hat, sich selbst zu verwirklichen, unabhängig von seiner eigenen Herkunft. Und dafür braucht es einen gerechten und solidarischen Staat.“
Mit 18 Jahren erfolgte der Eintritt in die SPD. „Gleich zu Beginn sind mehrere SPD-Mitglieder auf mich zugekommen und haben mich zu allen möglichen Sitzung eingeladen, die ich dann auch wahrgenommen habe“, berichtet Hahn. Kaum das Parteibuch in der Tasche, folgte auch schon das erste Amt: So saß er nach nicht allzu langer Zeit als Kreiskassierer im Kreisvorstand der Jusos Bodenseekreis und war stellvertretender Vorsitzender im SPD-Ortsverein in Salem. „Das war nur möglich, weil die SPD aufgrund ihrer sehr hohen Altersstruktur versucht, junge Menschen schnellstmöglich in Funktionen einzubinden“, kommentiert Hahn.
Als wenig später der Kreisvorsitzende der Jusos Bodenseekreis aus dem Amt schied, kam rasch die Frage der Nachfolge auf. Für Hahn ergab sich plötzlich die Chance, die Leitung eines politischen Kreisverbandes zu übernehmen, und er nutzte sie. Nach seiner Wahl führte er für mehr als zwei Jahre den Posten des Juso-Kreisvorsitzenden aus, kümmerte sich vorwiegend um die Öffentlichkeitsarbeit und die Mitgliederverwaltung und -betreuung. „Darüber hinaus habe ich Diskussionsveranstaltungen mit Bundes- und Landtagsabgeordneten, aber auch mit Jusos vom Landesverband Baden-Württemberg initiiert, um die Attraktivität für die Mitglieder der Jusos Bodenseekreis zu steigern“, führt Hahn aus. Leon Hahn hatte mit seiner Amtsführung jedenfalls Erfolg: Binnen zwei Jahren sorgte er dafür, dass sich die Zahl der anwesenden stimmberechtigten Mitglieder auf der Jahresversammlung der Jusos Bodenseekreis verfünffachte.
Durch seine politische Arbeit im Bodenseekreis stieß er auch auf die ZU. „Ich habe eng mit der Juso-Hochschulgruppe der ZU zusammengearbeitet und dabei versucht, die Mitglieder in die Kommunalpolitik zu integrieren, denn sie wissen am besten, was die Probleme der Studierenden sind“, sagt Hahn. „Seither kommt es zu regelmäßigen Treffen zwischen der Juso-Hochschulgruppe und der SPD-Gemeinderatsfraktion, damit die Anliegen der Studierenden auch weitergetragen werden.“ In den Gesprächen und bei der Arbeit mit den Studierenden erfuhr er auch eine Menge über die ZU. Um die Universität noch besser kennenzulernen, besuchte Hahn den „Studieren probieren“-Tag. Von da an stand für ihn fest, dass er ein Studium an der ZU aufnehmen möchte: „Ich schätze besonders die interdisziplinäre Ausrichtung der ZU, aber auch die sich vielfältig bietenden Möglichkeiten, wissenschaftlich zu agieren, zu forschen, Projekte zu entwickeln, Prozesse zu starten und bei alledem unkonventionell zu sein“, bemerkt Hahn. „Außerdem bin ich überzeugt von der Form des Lernens, das heißt von den kleinen Kursen und dem sehr direkten Bezug zu den Dozenten.“
Kurz nach dem Studienstart an der ZU erfolgte seine Kandidatur und Wahl zum stellvertretenden Landesvorsitzenden der Jusos Baden-Württemberg, „ein Amt, dessen Ausübung einem Halbtagsjob gleicht“. Eine große Herausforderung also, denn nun hieß es, Politik und Studium unter einen Hut zu bekommen. Über einen Zeitraum von drei Jahren war Hahn als stellvertretender Juso-Landesvorsitzender tätig, was mit dem Studium mal gut, mal weniger gut in Einklang zu bringen war. Dann war absehbar, dass der bisherige Juso-Landesvorsitzende aus beruflichen Gründen sein Amt niederlegt. Lange rang Hahn mit sich. Letztlich entschloss er sich dazu zu kandidieren. Im Juni dieses Jahres war es dann soweit: Leon Hahn wurde von 150 Delegierten beim Landesparteitag zum Landesvorsitzenden der Jusos Baden-Württemberg gewählt. „Seither habe ich noch ein bisschen weniger Zeit und Spielraum für Freizeit und mein Privatleben“, betont Hahn. „Im Unterschied zur Arbeit im Kreisverband hat die Arbeit auf Landesebene eine etwas andere Dimension. Als Kreisvorsitzender habe ich die Verantwortung für ein großes, aber überschaubares Gebiet übernommen, als Landesvorsitzender bin ich nun für einen gesamten Landesverband mit 41 Kreisverbänden und knapp 6 000 Mitgliedern verantwortlich.“
Dennoch erfüllt ihn die Aufgabe: „Auch wenn ich immer wieder einiges aufgeben muss, bietet mir die politische Arbeit dafür wirklich sehr viel: ein abwechslungsreiches und spannendes Tätigkeitsfeld und jede Menge hochinteressante Begegnungen mit Menschen.“ Leon Hahn ist seit seiner Wahl nicht nur in den Medien präsenter, sondern auch im gesamten Bundesland und teils auch im gesamten Bundesgebiet unterwegs, um Vorträge zu halten oder an Podiumsdiskussionen teilzunehmen. „Mindestens genauso wichtig ist es aber, die Kreisverbände vor Ort zu unterstützen, ihnen zu signalisieren, dass jemand da ist, der sich nach ihnen erkundigt und mit Rat und Tat zur Seite steht“, schildert Hahn. Darüber hinaus zeichnet sich Leon Hahn dafür verantwortlich, dass Anträge und Beschlüsse der Jusos in Baden-Württemberg zu anstehenden Reformen oder Gesetzesinitiativen an der richtigen Stelle und auf die richtige Art und Weise in die SPD getragen werden. „Dies ist gerade in Zeiten, in denen die SPD an der Landesregierung beteiligt ist, eine große Herausforderung, weil die Anträge und Beschlüsse, die ich an unsere Minister oder unsere Fraktion herantrage, fachlich sehr fundiert sein müssen. Denn schließlich werden sie teilweise umgesetzt“, erklärt Hahn. „Mein Job ist es letztendlich, die SPD dahin zu bewegen, dass sie möglichst viele der Vorstellungen und Ansichten der Jusos aufgreift und auch verwirklicht.“
Und wie geht es in Zukunft weiter? „Die Frage nach der Berufspolitik stellt sich für mich aktuell eigentlich nicht. Ich schließe es nicht aus, aber zum jetzigen Zeitpunkt plane ich keine Karriere als Berufspolitiker. Ich bin jetzt erst einmal Juso-Landesvorsitzender, das mache ich zu 100 Prozent, gebe entsprechend Gas und versuche, einen guten Job zu machen“, antwortet Hahn. „Alles weitere erfolgt nach dem Motto ,Es kommt, wie es kommt!‘.“