Die Führungsetagen kommunaler Unternehmen bleiben in Baden-Württemberg weiter in Männerhand – Frauen sind dort immer noch deutlich unterrepräsentiert. Mit einem Anteil von 21,9 Prozent besetzen baden-württembergische Städte im Schnitt nur jede fünfte Spitzenposition in ihren kommunalen Unternehmen mit einer Frau und liegen damit weiter hinter den von der Politik formulierten Zielen. Im Vergleich aller 16 Bundesländer liegt Baden-Württemberg knapp oberhalb des Gesamtschnitts von 20,6 Prozent auf dem 7. Platz. Dies geht aus einer aktuell veröffentlichten Studie der ZU hervor.
Insgesamt wurden außerdem im vergangenen Jahr nur 32,1 Prozent der vakanten Spitzenpositionen in kommunalen Unternehmen mit Frauen besetzt. In Baden-Württemberg liegt der Wert bei 35,3 Prozent und damit unter den Spitzenwerten von Mecklenburg-Vorpommern (75,0 Prozent) und Berlin (61,1 Prozent), aber deutlich über den Werten von Rheinland-Pfalz (15,8 Prozent) und im Saarland (7,7 Prozent).
„Der öffentlichen Hand und den öffentlichen Unternehmen wird eine besondere Verantwortung und Vorbildfunktion bei der Erfüllung von sozialen Nachhaltigkeitszielen wie der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen an Führungspositionen zugeschrieben“, erklären Professor Dr. Ulf Papenfuß und Dr. Christian Arno Schmidt vom Lehrstuhl für Public Management & Public Policy an der ZU. „Nach Inkrafttreten des Zweiten Führungspositionen-Gesetzes stellt sich mit Blick auf die aktuellen Befunde wieder in besonderem Maße die Frage, warum der Anteil von Frauen bei den Neubesetzungen in den untersuchten Gebietskörperschaften so unterschiedlich ist.“
Den aktuellen Status quo bei der Repräsentation von Frauen in öffentlichen Unternehmen haben Papenfuß und sein Forscherteam im April 2022 erneut und zum nunmehr fünften Jahr in Folge untersucht. In allen 16 Bundesländern wurden die Daten von 69 Städten und 1425 Unternehmen mit 2098 Führungskräften auf Frauen in leitenden Organen wie Geschäftsführung, Geschäftsleitung und Vorstand analysiert. Einbezogen waren neben den Landeshauptstädten und den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen auch die jeweils vier größten Städte der Bundesländer. Zusätzlich wurden auch die öffentlichen Unternehmen der Bundes-/Landesebene in der Studie berücksichtigt. Das Forscherteam richtete dabei den Blick auf Unternehmen, an denen die öffentliche Hand beteiligt ist, wie etwa Stadtwerke, ÖPNV, Krankenhäuser, Messen oder Sozialeinrichtungen.
Den höchsten Anteil an Frauen im Top-Management erreichten wieder die Städte ostdeutscher Bundesländer: in Thüringen (27,9 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (25,2 Prozent), Sachsen-Anhalt (23,6 Prozent) und Brandenburg (23,2 Prozent). Auch die Stadtstaaten Berlin (36,4 Prozent) und Bremen (29,5 Prozent) konnten ihre Spitzenpositionen beibehalten. Die Städte im Saarland (13,1 Prozent), in Schleswig-Holstein (12,4 Prozent) und in Rheinland-Pfalz (11,0 Prozent) dagegen bilden die Schlusslichter.
In der Studie der 69 untersuchten Städte belegt von den baden-württembergischen Städten wieder Freiburg mit einem Anteil von 34,6 Prozent und einem deutlichen Vorsprung den Platz an der Spitze. Während Mannheim mit 26,8 Prozent noch einen Platz in der oberen Hälfte einnimmt, finden sich Karlsruhe und Stuttgart mit jeweils 20,0 Prozent im Mittelfeld wieder. Heidelberg bleibt mit 0 Prozent weiter deutlich abgeschlagen. Insgesamt gestaltet sich die Repräsentation von Frauen in Top-Managementorganen zwischen den Städten sehr unterschiedlich.
„Ein zentraler Schritt ist die zeitnahe Etablierung eines Public Corporate Governance Kodex in jeder Gebietskörperschaft, in dem die Anforderungen aus dem Zweiten Führungspositionen-Gesetz zur Mindestbeteiligung von Frauen in Top-Managementorganen und zu Zielgrößen für den Frauenanteil in den beiden Führungsebenen unterhalb der Unternehmensspitze als Empfehlung aufgenommen werden. So sieht es auch der Deutsche Public Corporate Governance-Musterkodex der Expertenkommission vor“, resümiert Papenfuß.
Die Studie wurde vom „zfm – Zentrum für Management und Personalberatung“ in Bonn und der „AKDB – Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern“ gefördert und bei der Diskussion des Themas in der Praxis begleitet.
Die vollständige Studie zum Download unter puma.zu.de