ZUler in aller Welt

PAIR-Studentin Julia Biermeier in Israel und Palästina

Julia Biermeier, BA-Studentin für Politics, Administration & International Relations, hält sich derzeit für ein Praktikum bei der FES in Israel auf. Nachdenklich berichtet sie von dort:


„Als ich am 21. Juni Deutschland verlassen habe, waren drei israelische Jugendliche bereits seit acht Tagen gekidnappt. Heute ist der 51ste Tag der israelischen Operation „Protective Edge“ im Gaza Streifen.


Seit 56 Tagen absolviere ich mein insgesamt dreimonatiges Praktikum im Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Ost-Jerusalem, die für die Gebiete zuständig ist. Die FES möchte durch dieses Engagement eine Zwei-Staaten-Lösung durch einen bilateralen Verhandlungsprozess vorantreiben und unterstützt eine Vielzahl von Projekten und Organisationen, sowohl auf staatlicher als auch zivilgesellschaftlicher Ebene. Ein solches Ziel scheint in Zeiten des Krieges entfernter denn je, aber trotzdem wird die Hoffnung nicht aufgegeben und die Arbeit so gut es geht vorangetrieben. Neben anfallenden Büroarbeiten unterstütze ich das Team beim wöchentlich erscheinenden "Friday's Fact", begleite die Projektkoordinatoren zu Terminen mit Projektpartnern und recherchiere für eine Arbeit, die sich mit der Internationalisierung des Konflikts seitens der Palästinenser hinsichtlich der Europäischen Union auseinandersetzt.

Ich lebe in Ramallah, also in einem „A-Gebiet“ in der Westbank. Um ins Büro nach Jerusalem zu kommen, fahre ich täglich durch zwei Checkpoints, um so die Mauer zu passieren, die seit über zehn Jahren das Westjordanland von Israel trennt und deren Abriss seit 2004 durch eine UN-Resolution gefordert wird. Auch nach Jerusalem, und einige Male sogar in die Nähe von Ramallah, wurden Raketen geschossen, aber um diese Reichweite (ca. 60 Kilometer) erreichen zu können, ist die Sprengkraft dieser eher überschaubar. Daher ist die physische Bedrohung für mich eher gering; jedoch merke ich, wie die Situation mir psychisch zu schaffen macht. Auf der einen Seite ist es für mich als PAIR Studentin sehr interessant, eine solche Eskalation von Beginn an zu verfolgen und zu analysieren, aber auf der anderen Seite stehe ich als Mensch und sehe die immer extremeren politischen Positionen, die immer mehr an Humanität verlieren. So äußeren sich nicht nur israelische Regierungspolitiker immer rassistischer, sondern Premierminister Netanyahu verspricht auch, in seiner Amtszeit wird es keinen eigenständigen palästinensischen Staat geben, während sich linke Friedensdemonstranten auf Demonstrationen um ihr leibliches Wohl sorgen müssen und Israel kritische Journalisten wie Gideon Levy können nur noch unter Personenschutz das Haus verlassen.

Für mich persönlich stellt sich vor allem die Frage: Wie verhält man sich im Krieg?

Bis zum Sommer 2015 werde ich noch in Israel bleiben, ich absolviere ein Austauschjahr am IDC Herzliya und an der Ben-Gurion-Universität in Beer Sheva. Vielleicht habe ich danach eine Antwort darauf gefunden.“

Zeit, um zu entscheiden

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