Said Djamil Werner hat mit seinen 22 Jahren schon viel ausprobiert, vieles erlebt und viele Herausforderungen angenommen: Ob als Vorstandsmitglied in der Landesschülervertretung und im Bundesverband Liberaler Hochschulgruppen, als Gründer, Referent und Freier Berater im Bereich Sozialunternehmertum oder als Erst- und Zweitsemestersprecher an der ZU. Eine ganz besondere Herausforderung erwartet ihn hier in den nächsten Monaten als studentischer Vizepräsident und somit hauptamtliches und vollwertiges Präsidiumsmitglied.
Said Werners erstes schulisches Engagement gründete auf Emotionen. „Ich war unsterblich in eine Mitschülerin verliebt, die als Klassensprecherin kandidierte. Also tat ich es ihr nach“, beschreibt Werner. Er wurde gewählt und kriegte einen Korb von seiner Klassenkameradin, umso mehr interessierte er sich anschließend jedoch für schulpolitische Themen. So sollte es bei diesem Amt auch nicht bleiben: Werner wurde zum Schülersprecher gewählt, gründete mit anderen eine Bezirksschülervertretung und übernahm dessen Vorsitz – dadurch wiederum war ihm als sachkundiger Bürger ein Platz im städtischen Schulausschuss sicher, wo er die Interessen der Schülerschaft vertrat und den Schulterschluss mit den politischen Akteuren suchte. „Besonders wichtig war dabei ein Austausch auf Augenhöhe, um so die verschiedenen Perspektiven zu verstehen und zu verknüpfen“, erwähnt Werner. Höhepunkt des Ganzen bildete das Amt als Vorstandsmitglied in der Landesschülervertretung, das ihn auch mit der Landespolitik in Verbindung brachte.
Doch Said Werner wollte neben seinen schulpolitischen Ämtern noch mehr erleben. Nach einem sehr einengenden Auslandshalbjahr in Frankreich – das ihn allerdings sprachlich und auch interkulturell voranbrachte – wollte er auf internationaler Ebene im Bereich Bildung tätig werden. „Während meiner Zeit in Frankreich bin ich auf ein UNESCO-Projekt des ,Instituts für interkulturelles und innovatives Lernen‘ gestoßen, das Modellschulen in Afrika entwickelt“, erläutert Werner. Es folgte ein sehr anregendes Gespräch mit dem Institutsleiter Dr. Karl-Heinz Köhler, das mit einem waghalsigen Versprechen endete: „Voller Enthusiasmus habe ich ihm zugesagt, dass ich innerhalb weniger Monate eine Spendensumme von 5.000 Euro auftreibe.“ Also aktivierte er seine über Grenzen hinausreichenden Kontakte und rief mit dem „MoveForwardProject“ eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben, die in mehr als zehn Ländern und mit mehr als 70 ehrenamtlichen Mitarbeitern vorangetrieben wurde – und unter anderem unter der Schirmherrschaft von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe stand. Am Ende waren es dann nicht 5.000, sondern gut 15.000 Euro an Fördergeldern, die in eine Modellschule in Tansania flossen. Bemerkenswert daran ist, dass er das Projekt neben seinen schulischen Aktivitäten verwirklichte, „was sehr lohnenswert war, mich aber bei der Zitierung ins Schulleiterbüro auch fast mein Abi gekostet hätte.“
Um seine Erfahrungen weiterzugeben, entschied sich Said Werner dazu, im Bereich Sozialunternehmertum als Referent und Freier Berater tätig zu werden: So führten ihn Referententätigkeiten unter anderem an die „Stiftung Partnerschaft mit Afrika“ und die „World Hope Asia & Africa Foundation“, Beratertätigkeiten dagegen etwa an das „Institut für interkulturelles und innovatives Lernen“ und zur NGO „Hands of Peace for Africa“. Zusätzlich war Werner für die Online-Marketingagentur „20content“ im Einsatz. „In Gesprächen mit dem Geschäftsführer kristallisierte sich allmählich der Wunsch heraus, eine Stiftung zu gründen, die sich sozialen Projekten widmet“, erzählt Werner. Aus dieser Idee entstand dann die von ihm mitgegründete „Mavericks Foundation“. „Erneut haben wir dabei Organisationen, die sich in Tansania und Uganda im Bereich Bildung engagieren, finanziell, aber auch mit Know-how unterstützt“, sagt er.
Inzwischen war das Abitur geschafft, und Said Werner wusste, dass er ein Studium aufnehmen wollte. „Nach langem Abwägen hatte diese Entscheidung zur Folge, dass die Stiftung aufgelöst wurde“, bemerkt Werner. „Denn eine Stiftung effektiv und effizient zu leiten, ist nicht nebenher machbar, sondern nur, wenn man hundert Prozent reinsteckt.“ Die Studienwahl stand an, dabei schaute er sich nach einer Universität um, die besondere Stipendien vergibt. „Bei meinen Recherchen bin ich auch auf das Anti-Streber-Stipendium der ZU gestoßen“, berichtet Werner. „Nach dem Durchstöbern der Homepage, dem Durchblättern der Broschüre und der Teilnahme am Auswahltag stand für mich fest, dass es diese Uni sein muss.“ Der Entschluss, mit PAIR einen politikwissenschaftlichen Studiengang – noch dazu mit internationaler Ausrichtung – zu wählen, lag mehr als nahe, war doch Entwicklungspolitik sein Steckenpferd.
Gleich nach der Studienaufnahme engagierte sich Said Werner in der Liberalen Hochschulgruppe (LHG), wobei er als stellvertretender Vorsitzender unmittelbar in den Vorstand gewählt wurde. Und erneut sollte es bei diesem Amt nicht bleiben: So wurde er stellvertretender Kreisvorsitzender der Jungen Liberalen Ravensburg/Bodensee, stellvertretender Landesvorsitzender für Programmatik im LHG-Landesverband Baden-Württemberg und landete schließlich im Bundesvorstandsmitglied beim LHG-Bundesverband, wo er die deutschlandweite Bildungskampagne „humboldt-reloaded.de“ entwickelte. Doch im Studium fokussierte er sich mehr auf kommunikationswissenschaftliche Themengebiete und entschied sich nach dem zweiten Semester sogar für einen Wechsel in den CCM-Studiengang. „Ich hatte immer ein starkes Politinteresse“, erläutert Werner. „Erst an der ZU habe ich dann die Interdisziplinarität als weitere Perspektive kennengelernt, was dazu führte, dass ich am Ende alles machen wollte – und mit CCM hatte ich die größte Bandbreite an verschiedenen Themen.“
Was sich zudem als wegweisend erweisen sollte, war sein erster Kontakt an der ZU: So wurde Said Werner beim Auswahltag vom damaligen studentischen Vizepräsidenten Hannes Werning begrüßt, „ein Typ, der mich, genau wie sein Nachfolger Martin Bukies, von Beginn an begeistert hat.“ In dem Wissen, auch neben dem Studium Gremienarbeit leisten zu wollen, bewarb er sich direkt im ersten Semester um den Posten als Erst- und dann als Zweitsemestersprecher, wurde gewählt und saß für ein Jahr im Student Council. „Es war für mich eine neue und überwältigende Erfahrung, die Interessen eines Teils der Studentenschaft zu vertreten und an hochschulpolitischen Prozessen mitzuwirken“, sagt Werner. In der Zwischenzeit erhielt er das Angebot, als Mitarbeiter den studentischen Vizepräsidenten zu unterstützen. „Selbstverständlich wurde im Laufe der Zeit der Gedanke immer präsenter, dass der Job auch was für mich wäre“, bemerkt Werner. „Gefestigt wurde dieser Gedanke dadurch, dass ich für eine Uni arbeiten wollte, für die ich mich ganz bewusst entschieden habe und die meinen freiheitlichen Idealen entspricht.“ Schließlich bewarb er sich für das Amt und wurde nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren auch gewählt, ein Amt, das er nun seit einem Monat bekleidet.
„Ich will mich ein Jahr lang 100-prozentig auf meine Aufgabe als studentischer Vizepräsident konzentrieren“, betont Werner. Dementsprechend schlug er ein weiteres Engagement im LHG-Bundesverband aus und beendete vor der Amtsaufnahme seine Mitgliedschaft in der Liberalen Hochschulgruppe. Inzwischen hat er sich mehrere Themen auf die Agenda gesetzt: So möchte er unter anderem das Konzept der Achtsamkeitswoche weiterentwickeln und um neue Projekte und Formate im Bereich Nachhaltigkeit erweitern, die studentischen Initiativen in ihrer Arbeit unterstützen und als verlässlicher Ansprechpartner und Ideengeber der Studentenschaft und dem Präsidium zur Verfügung stehen.
Wenn er neben seinem Dasein als studentischer Vizepräsident tatsächlich mal Freiraum haben sollte, dann möchte sich Said Werner intensiv seiner Leidenschaft widmen: dem Schreiben. Er versucht sich als Buchautor, hat nach geraumer Zeit seinen ersten Episodenroman verfasst und sucht derweil nach einem Verleger. „Ein Grund, warum sich dieser Prozess so lange hinauszögert, ist mein Perfektionismus“, verrät Werner. „Ich finde es immer schwierig, eine Geschichte wirklich abzuschließen, weil es nahezu unendlich viele Entwicklungstendenzen geben kann.“ Beim Schreiben kann er dann nicht einfach aufhören, ohne alle Möglichkeiten der Ermöglichung immer genau auszuprobieren – vielleicht geht es ihm im Amt des studentischen Vizepräsidenten ja genauso.