01.01.2017

Sophie von Waitz

Mehrgleisig zu fahren, nicht eindimensional, vielmehr interdisziplinär zu denken und zu handeln: Das zeichnet Sophie von Waitz aus. Dies spiegelt nicht nur ihr Faible für Musik und Sprachen wider, sondern auch ihr vielseitiges Engagement an der ZU: So war sie als Mentorin einer Schülerin bei „Rock Your Life!“ aktiv, kurzzeitig Vorsitzende beim Rhetorik- und Debattierclub „The Soapbox“ und langjähriges Mitglied der „Zeppelin MUN Society“. Außerdem arbeitete sie als studentische Senatorin an der Gestaltung und Entwicklung der Universität mit. Seit vergangenem Semester ist sie nun studentischer Programmbeirat des SPE-Bachelorstudiengangs, den die 23-Jährige aktuell im achten Semester studiert.



Sophie von Waitz war schon immer vielseitig interessiert, wobei anfangs Musik und Sprachen im Mittelpunkt standen: So spielte sie in jungen Jahren Bratsche und Saxophon und trat regelmäßig in diversen Ensembles und Orchestern auf. Angestoßen durch ein schulisches Auslandsjahr am Lycée Fénelon Sainte-Marie in Paris, hegt sie eine ähnlich große Begeisterung für Sprachen. „Wenn ich jetzt mit Wittgenstein sagen kann ‚Die Grenzen meiner Sprache sind auch die Grenzen meiner Welt‘, so habe ich in diesem Jahr die wundervolle Erfahrung machen können, dass ich durch das Erlernen einer neuen Sprache die Grenzen meiner Welt erweitern und ausdehnen kann“, erklärt von Waitz.


Ihren Entschluss, sich nicht für eine musikalisch oder sprachlich orientierte Laufbahn entschieden zu haben, begründet sie mit der durch die Ensemble- und Orchesterarbeit entfachten Freude an produktiver und harmonischer Zusammenarbeit: „Nicht umsonst werden ja Orchester häufig als Beispiele gelungener Organisation herangezogen.“ Da sie sich also eher in der Beobachter- und „Strippenzieher“-Position sah, lag die Überlegung nahe, eher ein theoretisches Studium zu beginnen.


Unmittelbar nach dem Abitur und im Wissen, dass sie bald nach Chile reist, um dort in einer Schule vier Monate lang mit gehörlosen und geistig behinderten Kindern zu arbeiten, lernte sie neben dem Spanischen in einem Volkshochschulkurs sogar Gebärdensprache. Was aber im Nachhinein eine viel größere Rolle spielte: „Der Auslandsaufenthalt hat mir die Möglichkeit gegeben, mich von meinem gewohnten sozialen Kontext zu befreien, gleichzeitig aber auch meine Wurzeln zu hinterfragen. Was ich in Europa politisch und kulturell nicht in Frage gestellt habe, wurde durch die Auseinandersetzung mit einer ganz anderen Lebenswelt plötzlich zum Thema – zum Beispiel soziale Ungleichheit oder der Umgang einer Gesellschaft mit behinderten Mitmenschen.“


Zwar hatte Sophie von Waitz nun viele verschiedene, vor allem politische und kulturelle Themen und Fragen im Kopf, wusste aber noch nicht, was sie studieren sollte: Sprach-, Musik- oder Theaterwissenschaften? Dass ihre Wahl schließlich nicht auf einen sprachlichen beziehungsweise kulturellen Studiengang fiel, hatte mit ihrem Aufenthalt in Chile und vor allem einem darauffolgenden Praktikum im Deutschen Bundestag zu tun. „Dabei habe ich bemerkt, wie herausfordernd und interessant es sein kann, sich intensiv mit politischen Themen wie der damals heiß diskutierten Frauenquote, aber auch Drogenmissbrauch und Beschneidungsgesetzgebung zu befassen“, bemerkt Waitz.


Die Bilanz kurz vor dem geplanten Studienbeginn sah für Sophie von Waitz dann in etwa so aus: Interesse an Kulturbetrieben, politischen Fragestellungen, Musik, Literatur, Sprachen, Kommunikation, Theater. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, diese breitgefächerten Themen unter einen Hut zu bringen, stieß Sophie von Waitz auf die ZU und den Bachelorstudiengang „Sociology, Politics & Economics“. Kurzerhand bewarb sie sich, nun steht sie kurz vor ihrem Studienabschluss.


Auch wenn sie von Musik und Sprache im klassischen Sinne Abstand nahm, fand sie in der wissenschaftlichen Sprache ein mehr als adäquates Ausdrucksmittel. „Ich habe eine unglaubliche Bandbreite an Themen entdeckt, die mich wahnsinnig interessieren“, erläutert Waitz. „Besonders begeistert bin ich dabei von dem Umstand, dass ich an der ZU meine Schwerpunkte frei wählen und zusammenstellen kann.“ Seit Studienbeginn hat sie sich wissenschaftlich mit zahlreichen Themenfeldern beschäftigt: Frauenrechte, Mobilisierung, Krisen, Macht, Terrorismus, Vertrauen, um nur einige zu nennen. „Ich habe mich in meinem Leben oft unter Druck gesetzt gefühlt, doch endlich ein Studium beziehungsweise einen Fokus zu wählen, um mich diesem mit ganzer Hingabe widmen zu können. An der ZU habe ich auf einmal festgestellt, dass meine Unfähigkeit, Themen – von denen mich immer mehrere gleichzeitig begleiten – auszuklammern, ein Vorteil sein kann. Meine Hingabe gilt dank der ZU also dem Aufsaugen von so vielen Themen und dem Annehmen von so vielen Herausforderungen, wie ich eben möchte.“


Breitgestreut war auch ihr Engagement in den studentischen Initiativen: So wirkte sie bei „Rock Your Life!“ mit und betreute zwei Jahre lang eine Hauptschülerin, war kurzfristig Vorsitzende des Rhetorik- und Debattierclubs „The Soapbox“. Außerdem war sie Mitglied der „Zeppelin MUN Society“, nahm als Gremienleiterin an der LakeMUN und als Delegierte an der WorldMUN in London und Seoul teil.


Die Arbeit in studentischen Initiativen fuhr sie jedoch komplett zurück, als sie sich zur Wahl für das Amt der studentischen Senatorin stellte, gewählt wurde und im Team an der Schnittstelle zwischen Studierenden, Wissenschaftlern, Verwaltung und Präsidium universitäre Gremienarbeit leistete. „Ich fand es unglaublich bereichernd, sich mit den Strukturen der Organisation ZU auseinanderzusetzen, einen Einblick zu erhalten, wie die verschiedenen Statusgruppen zusammenarbeiten und dabei Diskurse anzustoßen, aufzunehmen, zu moderieren und vor allem zu beobachten“, berichtet von Waitz. Als Senatorin hat sie sich intensiv für die Themen Diversität und Lehre eingesetzt.


Nach der Phase als Senatorin wurde es Zeit für einen Tapetenwechsel. So stand das Auslandssemester in Israel für Sophie von Waitz unter dem Aspekt eines „Political Awakenings“. Dazu haben viele persönliche Erfahrungen und Begegnungen, aber natürlich auch die alltägliche Spürbarkeit weltpolitischer Ereignisse beigetragen. „Vorher war meine Auseinandersetzung mit politischen Themen studienbedingt und aus persönlichem Interesse zwar intensiv, aber vor allem sehr theoretisch und abstrakt“, erläutert von Waitz. „Erst nachdem ich die Spannungen und Komplexitäten des Nahostkonfliktes in Israel hautnah zu spüren bekam, fing ich an, die politischen Realitäten mit meinem bis dato ideellem Politikverständnis in Verbindung zu bringen.“ In diesem Zusammenhang wuchs bei ihr das Bedürfnis, sich eingehender mit der kritischen Analyse rechtlicher Rahmenbedingungen und politischer Entscheidungen auseinanderzusetzen. Aus diesem Grund konzentrierte sie sich in ihrem Studium am Interdisciplinary Center Herzliya vorwiegend auf das Spannungsverhältnis zwischen Recht und Terrorismus. Zurück an der ZU ist Sophie von Waitz nun seit vergangenem Semester studentischer Programmbeirat im Bachelorstudiengang SPE, um diesen kritisch zu beleuchten und weiterzuentwickeln.


Bleibt noch die Frage nach ihrer Bachelorarbeit. „Ich habe im vergangenen Semester meine Interessen für Wissenschaftstheorie und politische Philosophie miteinander verbinden können. Deswegen möchte ich mich in meiner Bachelorarbeit mit politischer Glaubwürdigkeit und dem Wechselverhältnis von Wissenschaft und Politik auseinandersetzen“, verrät Waitz. Eine endgültige Entscheidung ist aber noch nicht gefallen – auch was ihre nächste Studienwahl anbelangt: „Es sollte auf jeden Fall ein Master sein, der Politische Theorie mit Soziologie, Philosophie, Recht oder Geschichte verbindet, er sollte also interdisziplinär sein.“ Ganz so wie ihre Interessen.

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