Lars Schmitt steckt voller Tatendrang: Neben seinem GEMA-Masterstudium an der ZU hat er die Initiative „ImmiGreat“ gegründet, inzwischen ein gemeinnütziger Verein, der darauf abzielt, Migranten in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Zudem arbeitete er als Projektreferent beim Learning Network | LeNe, eine Koordinationsstelle an der ZU, die sämtliche universitären Aktivitäten hinsichtlich der Flüchtlingshilfe bündelt. Sein nächstes Projekt steht bereits in den Startlöchern: Mit „Vitamin Delta“ möchte er junge Bewerber bei der Erstellung ihrer Bewerbungsunterlagen beraten und unterstützen. Als wäre das nicht schon genug, ist Schmitt seit Kurzem für die Stadt Friedrichshafen als Rettungsschwimmer im Einsatz.
Kurz vor der Oberstufe entdeckte Lars Schmitt zunächst ein ganz anderes Faible für sich: die Sprachen. Er wählte Französisch als Leistungskurs und tauchte infolgedessen immer tiefer in die Welt der französischen Literatur ein, „was letztlich auch meine Studienwahl immens beeinflusst hat.“ Der Weg führte ihn zunächst an die Justus-Liebig-Universität Gießen, dort studierte er den interdisziplinären Bachelorstudiengang „Moderne Fremdsprachen, Kulturen und Wirtschaft“. Im Hauptfach belegte er Französisch, in den Nebenfächern Portugiesisch und BWL.
Zwar als reines Nebenfach gedacht, sollte gerade die BWL bei Lars Schmitt zu einer Interessenverschiebung führen, „allerdings war es nicht die Theorie, sondern die praktischen Erfahrungen, die regelrecht für einen geistigen Umbruch sorgten.“ Gemeint sind drei Tätigkeiten, die ihn in die Tiefen des Personalwesens entführten: als Praktikant in der „Personalbeschaffung“ bei der Deutsche Börse AG, als Werkstudent in der „Personalbetreuung“ bei der Deloitte & Touche GmbH und als Werkstudent im „Personalmarketing“ bei der ABB Automation GmbH. „Das Personalwesen wird zwar oft belächelt, ist aber meines Erachtens nicht nur eine der vielfältigsten Kerndisziplinen, sondern auch eine der wichtigsten“, betont Schmitt. „So ist es heutzutage aufgrund des Fachkräftemangels für Unternehmen und gemeinnützige Organisationen zunehmend von Bedeutung, sich intensiv mit Personalentwicklung und -marketing zu befassen.“
Vor seinem Bachelorabschluss wusste er bereits, dass er seine Kenntnisse in der BWL vertiefen und ausbauen mochte. „Über eine Zeitungsanzeige in der FAZ bin ich dann zufällig auf die ZU gestoßen“, berichtet Schmitt. Und nur an der ZU fand er in GEMA einen forschungsorientierten wirtschaftswissenschaftlichen Masterstudiengang, der kein grundständiges BWL-Studium voraussetzt. Bisher fast ausschließlich Literatur-, Sprach- und Kulturwissenschaften auf dem Studienplan, rückten nun (soziales) Unternehmertum, Innovations- und Projektmanagement, Unternehmensethik und Arbeitsmarktentwicklung in den Fokus von Lars Schmitt.
„Rückblickend betrachtet war es wohl eine der besten Entscheidungen meines Leben, ein Studium an der ZU aufzunehmen“, konstatiert Schmitt. „Weil ich hier Dinge verwirklichen konnte, die woanders nicht in dieser Form möglich gewesen wären – und diese Atmosphäre muss eine Universität erst einmal schaffen.“ Vor seiner Studienaufnahme an der ZU wusste er bereits, dass er seine eigene Initiative gründen und aufbauen möchte. Im Kontext seiner Arbeit bei der ABB Automation GmbH, wo er in engem Austausch mit Personalvermittlern und Headhuntern stand, und die Flüchtlingskrise an ihrem Höhepunkt angelangt war, entstand so die Idee zur Initiative „ImmiGreat“, die darauf abzielt, Migranten in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
„Ursprünglich bestand die Idee darin, Migranten aus ehrenamtlichen Deutschkursen heraus direkt in den Arbeitsmarkt zu vermitteln“, berichtet Schmitt. Über ein halbes Jahr hinweg und etwa dreimal pro Woche fanden die Sprachkurse zunächst an der ZU, dann in einer Flüchtlingsunterkunft statt – abgehalten zumeist von Häfler Bürgerinnen und Bürgern. „Nach dem halben Jahr haben wir jedoch festgestellt, dass es nicht ausreicht, Migranten Deutsch beizubringen“, sagt Schmitt. „So entwickelte sich der Gedanke, ein umfangreicheres Betreuungs- und Begleitungskonzept aufzubauen.“ Herausgekommen ist ein individuell zugeschnittenes Coaching- und Mentoring-Programm, das demnächst in Zusammenarbeit mit einem großen Arbeitgeber aus Friedrichshafen startet und darüber hinaus von einem breiten Netzwerk unterstützt wird, darunter die Stadt Friedrichshafen, die Handwerkskammer Ulm, die IHK Bodensee-Oberschwaben oder die Malteser Ravensburg/Weingarten. „Gezielt sprechen wir dabei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von lokalen Unternehmen an, die einen oder mehrere Migranten über einen längeren Zeitraum unterstützen möchten“, erklärt Schmitt.
Weil das Flüchtlingsthema auch an der Universität zusehends präsenter wurde und sich verschiedene studentische Initiativen in diesem Bereich engagierten, wurde an der ZU das Learning Network | LeNe ins Leben gerufen, eine Koordinationsstelle, die sämtliche universitären Aktivitäten hinsichtlich der Flüchtlingshilfe bündelt. Aufgrund seiner Erfahrungen in der Flüchtlingsarbeit wurde Lars Schmitt angefragt, ob er nicht als Projektreferent die Leitung des Netzwerks übernehmen möchte. „Das Netzwerk hat sich meines Erachtens bewährt, vor allem weil der Austausch zwischen den studentischen Initiativen wesentlich fruchtbarer ist und dadurch Synergien mit ungleich größerem Mehrwert entstehen“, erläutert Schmitt.
Eine ganz andere Zielgruppe hat Lars Schmitt seit Kurzem ins Auge gefasst: junge Bewerber. „Besonders durch meine praktischen Erfahrungen im Personalwesen habe ich eine Expertise aufgebaut sowie ein Gespür dafür entwickelt, was gute von weniger guten Bewerbungsunterlagen unterscheidet und was Personaler anspricht und was nicht“, sagt Schmitt. Zunächst hat er noch Bekannte, Freunde und sogar Kommilitonen beraten und unterstützt, nun möchte er mit drei Freunden ein Start-up gründen. „Mit ,Vitamin Delta‘ soll eine Bewerbungsberatung für junge Menschen entstehen, bei der die Zielgruppe zu einem vernünftigen Preis eine ausgezeichnete Dienstleistung erhalten“, bemerkt Schmitt. Noch ist alles im Entstehungsprozess begriffen, doch das Geschäftsmodell steht, und im Juli soll die Unternehmung mit einer eigenen Webseite an den Start gehen – „dann heißt es Vollgas geben!“
Vollgas geben heißt es nun auch zum Ende seines GEMA-Masterstudiums, die Abschlussarbeit steht an. „Bei meiner Masterarbeit beschäftige ich mich mit sogenannten Business- oder Innovationsökosystemen, wobei ich mich auf die Bodenseeregion und seine unterschiedlichen Akteure fokussiere. In meiner Arbeit soll es darum gehen, wie ein Ökosystem geschaffen werden kann, das Innovationen fördert und hervorbringt, und welche Rollen die jeweiligen Akteure darin einnehmen“, erzählt Schmitt. Weil sich auch das Fraunhofer Institut für Produktionstechnologie in Aachen für diese Fragestellungen interessiert, schreibt Lars Schmitt seine Masterarbeit in Kooperation mit der Forschungseinrichtung.
Zum Ende noch ein Einblick in das Privatleben von Lars Schmitt. Seitdem er in Friedrichshafen lebt, hat er eine Leidenschaft wieder entdeckt, der er bereits in seiner Kinder- und Jugendzeit immerhin zehn Jahre professionell und durchaus erfolgreich nachgegangen ist: der Schwimmsport. Privat steigt er mindestens einmal pro Woche ins Becken, beruflich dagegen ist er als Rettungsschwimmer für die Stadt Friedrichshafen im Einsatz, „ein Wunsch, den ich schon lange gehegt habe, und eine sinnvolle Aufgabe neben meiner Masterarbeit.“