01.04.2021

Jan Olsson

Wie können wir in Deutschland effektiven Klimaschutz erreichen und gleichzeitig Industrieland bleiben? Mit dieser und vielen anderen Fragen rund um die Transformation der Wirtschaft setzt sich Jan Olsson aus unterschiedlichen Perspektiven auseinander. So hat er sich in seinem SPE-Studium intensiv mit Umweltökonomie beschäftigt und arbeitet aktuell bei einem Venture Capital Fonds, der in klimaneutrale Technologien investiert. Auch politisch lässt ihm das Thema Transformation der Wirtschaft keine Ruhe: Mit 24 Jahren ist Olsson Bundestagskandidat der FDP in Göppingen. Sollte der Einzug nicht klappen, geht er im Oktober für sein Masterstudium nach Großbritannien an die University of Oxford.

Foto: Samuel Groesch


Politisch interessiert ist Jan Olsson seit der Schulzeit, besonders die Debatten und Kommentare zum aktuellen politischen Tagesgeschehen – ob in der Zeitung oder im Fernsehen – verfolgt er mit wachem und kritischem Blick. „Noch vor dem Abitur war mir bewusst, dass ich nicht mehr nur Besserwisser, sondern Bessermacher sein wollte“, berichtet Olsson. Kaum war das Abitur bestanden, führte ihn sein Weg in den FDP-Ortsverband, um selbst politisch aktiv zu werden, und zeitgleich in den Landtag von Baden-Württemberg, wo er im Büro des FDP-Landtagsabgeordneten Dr. Hans-Ulrich Rülke erste Einblicke in die und Eindrücke von der parlamentarischen Arbeit erhaschte.


„Nicht nur damals, auch heute bin ich der Ansicht, dass das Engagement in einer Partei den unmittelbarsten Weg darstellt, um etwas zu bewegen und zu verändern“, erläutert Olsson. „Und aufgrund meiner freiheitlichen Werte habe ich mich am ehesten von der FDP vertreten gefühlt. Sie ist die einzige Partei in Deutschland, die eine liberale Gesellschaftspolitik mit einer liberalen Wirtschaftspolitik kombiniert.“ Kaum war er in die Partei eingetreten, wurde an ihn politische Verantwortung herangetragen, die er aber auch bereitwillig schulterte.


Die Transformation der Wirtschaft treibt Olsson politisch um. Dabei bleiben auch Diskussionen mit seinen Parteikolleginnen und -kollegen nicht aus: „Gerade beim Klimaschutz wünsche ich mir immer wieder, dass die FDP eine progressivere und sichtbarere Haltung einnimmt, handelt es sich doch um das zentrale Thema der kommenden Jahre.“ Auch der Wahl-O-Mat signalisiert, dass seine eigenen politischen Positionen und die seiner Partei zu 75 Prozent übereinstimmen, dass demnach jedoch bei jeder vierten Frage die Meinungen voneinander abweichen. „Das ist mir aber auch wichtig, denn ich möchte nicht als Parteisoldat gesehen werden, der alles abnickt und seine Grundsätze an der Garderobe abgibt, sondern als jemand, der für seine Überzeugungen einsteht und versucht, die Richtung der Partei ein Stück weit zu ändern.“


Andere Positionen als die der Freien Demokraten zu vertreten: Das war Jan Olsson auch möglich, als er sich bei den unabhängigen Jungen Liberalen sowohl im Kreisverband als auch im Landesverband engagierte. „Insbesondere als Beisitzer im Landesvorstand und Chefredakteur des Magazins ,Juliette‘ habe ich personell wie fachlich eine Menge dazu gelernt“, sagt Olsson. „In dieser Zeit besuchte ich so gut wie jedes Wochenende Veranstaltungen und Aktivitäten von den JuLis.“


Weil Jan Olsson jemand ist, der weder hinter der Bande noch an der Seitenlinie steht, sondern auf dem Feld die Spielzüge mitgestalten möchte, ließ er sich als Europawahlkandidat des FDP-Kreisverbandes aufstellen und wurde nominiert – und führte mit gerade einmal 21 Jahren Europawahlkampf. „Die Kandidatur und den Wahlkampf habe ich in etwa so erlebt: Ich habe mir einen Schuh angezogen, der zu groß war, aber nach ein paar Mal hin- und herrutschen hat er gepasst“, erklärt Olsson. „Wenn der Ansporn, der Antrieb und die Freude nur groß genug sind, sich in neue Themen einzuarbeiten und darüber mit den Menschen an einem Marktstand zu schwätzen, dann lässt sich das auch in jungen Jahren stemmen.“ Und so stand er den einen oder anderen Tag auf dem Marktplatz, verteilte Flyer und versuchte die Bürgerinnen und Bürgern nicht nur über die Europawahl aufzuklären, sondern ihnen auch zu erklären, dass es ein vereintes und starkes Europa braucht und dass die globalen Probleme unserer Zeit nicht auf nationaler Ebene gelöst werden können. Ins Europäische Parlament hat er es zwar nicht geschafft, dafür hat er sich aber einen inneren Kompass zugelegt: „Ich ziehe nicht in erster Linie als FDP-Kandidat in einen Wahlkampf, sondern als Jan Olsson, der seine eigenen Überzeugungen mitbringt!“


Die ZU kannte er durch eine LakeMUN-Konferenz, die er als Schüler besuchte. Dabei erlebte er die Universität als einen Ort, an dem er mit Gleichgesinnten über alle erdenklichen Themen diskutieren konnte und an dem er sich auch sonst rundum wohlfühlt. Gesellschaft verstehen, Gesellschaft verändern: Mit dieser (Selbst-)Erwartung startete er in das SPE-Bachelorstudium und stürzte sich in den ersten Semestern in zahlreiche Kurse zwischen Soziologie, Politik und Ökonomie. Im Laufe seines Studiums bewegte er sich mehr und mehr auf wirtschaftswissenschaftliche Themen zu. So gab er sein Wissen beispielsweise als Tutor für Makroökonomie an jüngere Studierende weiter und fokussierte sich gegen Ende des Studiums immer stärker auf die Umweltökonomie.


Seinen Erfahrungshorizont erweiterte er in diesem Bereich, als er während seines Auslandssemesters an der University of California, Berkeley einen Kurs zur Physik des Klimawandels belegte und sich ein Zimmer mit einem Mathematikstudenten teilte. Um auch seinen Mitstudierenden die Grundzüge der Umweltökonomie zu vermitteln, initiierte Jan Olsson nach seiner Rückkehr an die ZU eine StudentStudy zu „Environmental Economics and Climate Change“. Naheliegend, dass er in seiner Bachelorarbeit thematisch dem gleichen Pfad folgte. „Darin habe ich mir einzelne Maßnahmen des Klimapakets der Bundesregierung genauer angeschaut und deren Kontext analysiert und Wirksamkeit untersucht“, erwähnt Olsson, der während seines Bachelorstudiums nicht nur finanziell, sondern auch ideell von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit mit einem Stipendium gefördert wurde.


„Einerseits müssen wir aufhören, die für den Klimawandel ursächlichen Energieträger Kohle, Öl und Gas zu verbrennen; andererseits müssen wir versuchen, die Treibhausgasemissionen herunterzufahren, ohne Wirtschaftswachstum abzuwürgen. Und das ist nur durch marktwirtschaftliche Instrumente, wie eine CO2-Bepreisung, und Innovationen möglich“, bemerkt Olsson. Genau diese Innovationen beobachtet und bewertet er momentan in einem Praktikum bei Beyond Black und damit beim ersten Venture Capital Fund in Deutschland, der ausschließlich in Start-ups investiert, die innovative Klimatechnologien entwickeln.


Anschließend wird Jan Olsson erneut in die Rolle eines Politikers schlüpfen: Als FDP-Kandidat für den Wahlkreis Göppingen und auf Landeslistenplatz 19 beginnt für ihn sechs Wochen vor der nächsten Bundestagswahl am 26. September die heiße Phase des Wahlkampfes. Für einen Einzug in den Deutschen Bundestag wird es aller Voraussicht nach wohl nicht reichen, doch auch danach wird er um einige Erfahrungen reicher sein. Sein politisches Engagement sieht Olsson als intensives und inspirierendes sowie sinn- und identitätsstiftendes Hobby. „Eine Karriere als Berufspolitiker hat für mich keinen Vorrang“, bemerkt Olsson dabei jedoch. „Auch aufgrund der aufschlussreichen Praktika in Konzernen wie der Tetra Pak Inc. in Dallas oder der KMPG AG in Frankfurt am Main strebe ich zuvorderst eine Tätigkeit in der freien Wirtschaft an.“


Bevor es jedoch so weit ist, beginnt für Jan Olsson einen Tag nach der Bundestagswahl aller Voraussicht nach ein Masterstudium an der University of Oxford. Mit gemischten Gefühlen geht er dorthin, um einen Master of Public Policy zu studieren. „Es ist ein Land, das mir als ehemaliger Austauschschüler bereichernde Momente geschenkt hat, aber auch ein Land, das mir als Pro-Europäer aktuell viel Kummer bereitet.“

Zeit, um zu entscheiden

Diese Webseite verwendet externe Medien, wie z.B. Karten und Videos, und externe Analysewerkzeuge, welche alle dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln. Dabei werden auch Cookies gesetzt. Die Einwilligung zur Nutzung der Cookies & Erweiterungen können Sie jederzeit anpassen bzw. widerrufen.

Eine Erklärung zur Funktionsweise unserer Datenschutzeinstellungen und eine Übersicht zu den verwendeten Analyse-/Marketingwerkzeugen und externen Medien finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.