Tabea Meyers kann und will sich erst gar nicht auf eine Sache festlegen. Am anschaulichsten bezeugen das ihre aktuellen Aktivitäten: Sie studiert den AMC-Master an der ZU, engagiert sich als Vorstandsmitglied in der studentischen Gründerinitiative „Tatendrang“, kreiert mit ihrem Start-up „BottleBags“ Lifestyle-Bauchtaschen mit Flaschenhalter aus nachhaltigem Material, legt als DJ auf studentisch organisierten Events und Partys auf und arbeitet als IT-Projektmanagerin bei der Digitalagentur ]init[. Anders ausgedrückt: Sie ist eine Generalistin, wie sie im Buche steht.
„Ich war schon immer kreativ unterwegs“, sagt Meyers und meint damit, dass sie von Kindesbeinen an Geschichten geschrieben, Bilder gemalt und Lieder gesungen hat – und wie so manche in jungen Jahren wollte sie Schauspielerin werden. Sie besuchte mehrere Schauspielkurse und sammelte in verschiedenen Opernrollen Bühnenerfahrung im Kinder- und Jugendchor vom Theater Freiburg. Doch weil die vielversprechenden Film- und Fernsehcastings in weiter entfernten Städten stattfanden, blieb der ursprüngliche Berufswunsch auf der Strecke. „Und doch wollte ich weiterhin zum Film“, bemerkt Meyers, „und wenn schon nicht vor, dann zumindest hinter der Kamera.“ Auf den Geschmack kam sie, als sie den Abiturfilm mitproduzierte und direkt nach dem Abitur zwei Praktika in der Film- und Fernsehbranche machte: Als Set Runnerin bei der Kriminalserie „SOKO Köln“ und als Schreibgehilfin in der Dramaturgie der Telenovela „Sturm der Liebe“.
„Da ich mich aber nicht entscheiden konnte zwischen einem Studium in Regie, Drehbuch oder in Film- und Fernsehproduktion, entschloss ich mich dazu, ein medienwissenschaftliches Studium aufzunehmen“, erzählt Meyers. Zahlreiche Bewerbungsverfahren und eine Deutschlandtour von Universität zu Universität später ging es schließlich an die Filmuniversität Babelsberg zum Bachelor in Digitale Medienkultur. Dort erwartete sie zum einen ein Rundumschlag durch die Film-, Medien- und Kulturwissenschaften; „zum anderen habe ich mich mit den Filmstudierenden vernetzt, um bei studentischen Filmprojekten mitwirken zu können“, ergänzt Meyers. Als Produktionsassistentin für studentische Streifen kümmerte sie sich um Förderanträge und Verträge. Außerdem übernahm sie die Aufnahmeleitung am jeweiligen Set und brachte so Ordnung ins Chaos.
Überhaupt spürt sie in sich nicht nur eine kreative, sondern auch eine strukturierende Ader. Das offenbarte ein weiteres Projekt: Gemeinsam mit einem als Wildlife-Fotograf tätigen Kommilitonen konzipierte und kuratierte sie eine Fotoausstellung mitten in Berlin-Kreuzberg. „Doch es ging uns um weit mehr als darum, Fotos an die Wände zu hängen“, berichtet Meyers. „Wir haben uns mit einem Start-up, das ein AR-Soundsystem anbietet, einer Filmkomponistin, einer Szenografin und zwei Sounddesignern zusammengetan, und so wurde aus einer Ausstellung eine Installation, die die Besucherinnen und Besucher auf einen Gang durch die Savanne mitnahm.“ Doch wie immersiv war das Besuchserlebnis wirklich? Dieser Frage ging Tabea Meyers in ihrer Bachelorarbeit auf den Grund.
Zwischen Kreativität und Struktur bewegte sie sich auch fast ihr gesamtes Bachelorstudium hindurch in der Hochschulpolitik. Im Studierendenrat organisierte sie Events und bespielte dessen Social-Media-Kanäle; im Senat vertrat sie die Interessen der Kommilitoninnen und Kommilitonen aus ihrer Fakultät und im Fakultätsrat die Interessen der Kommilitoninnen und Kommilitonen aus ihrem Studiengang – und sie war mittendrin, wenn Studiengänge weiterentwickelt und Professuren berufen wurden.
Während ihres Studiums an der Filmuniversität und einer sich daran anschließenden Assistenz bei einem Drehbuchautor, Produzenten und Regisseur spielte sie oft mit dem Gedanken, sich nach dem Bachelor doch noch zu spezialisieren und einen Master in Film- und Fernsehproduktion, in Drehbuch oder in Regie anzuhängen. „Doch die Generalistin in mir sträubte sich nach wie vor vehement dagegen“, erwähnt Meyers. Das Wissen, dass die Filmindustrie ein unwegsames Terrain sein kann, und es noch viele weitere Branchen und Tätigkeiten gab, die sie interessierten, verunsicherten sie. Ein Berufscoaching, bei dem sie genauestens durchleuchtet wurde, brachte endlich Licht ins Dunkel. Das wenig überraschende Ergebnis schwarz auf weiß: Tabea Meyers ist zugleich Herz- und Kopfmensch, zugleich kreativ und strukturiert.
Das Bedürfnis, in Prozessen zu denken und zu arbeiten, konnte sie schließlich bei der ]init[ Aktiengesellschaft für digitale Kommunikation stillen – einer Digitalagentur, die ihre Kunden auf dem Weg ins digitale Zeitalter begleitet und sich an der flächendeckenden Digitalisierung der deutschen Verwaltung beteiligt. Nach einem einjährigen Traineeship arbeitete sie dort als IT-Projektmanagerin. „Für mich ist es wichtig, bei einem Arbeitgeber tätig zu sein, der einen gesellschaftlichen Mehrwert schafft“, berichtet Meyers, die derzeit noch immer bei ]init[ im Einsatz ist und in interdisziplinären Teams unter anderem das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) betreut.
Doch nach etwa anderthalb Jahren im Beruf und einem geregelten Leben in Berlin war es wieder Zeit für etwas Neues. BWL hätte sie gereizt, am besten in einer Kombination mit Management und Kreativwirtschaft. Von verschiedenen Seiten wurde sie ermuntert, sich doch mal die ZU anzuschauen. „Bekannte berichteten mir von der ZU als einem Ort, an dem man frische Impulse bekommt und sich neu ausprobieren kann“, erzählt Meyers. Mit dieser Erwartungshaltung startete sie ihr AMC-Masterstudium: „Die ZU ist der perfekte Ort für mich, weil hier das Und, nicht das Aber gesucht wird und ich gleichzeitig ganz unterschiedliche Dinge verwirklichen kann“, erläutert Meyers.
Sie wusste von Anfang an, dass sie sich in einer studentischen Initiative engagieren und mehr über das Gründen erfahren wollte. Beides zugleich konnte sie als Vorstandsmitglied der Initiative „Tatendrang“, die den Studierenden die Welt der Gründungen in ihrer gesamten Breite und Vielfalt aufzeigt. „Es macht mir unglaublich viel Spaß, bei ,Tatendrang‘ einen Part zu übernehmen, der den Überblick über alle Aktivitäten behält und die Mitglieder beisammenhält“, sagt Meyers. Im digitalen Frühjahrssemester wurden neben den regelmäßigen Zoom-Meetings der eine oder andere Online-Talk mit Gründerinnen und Gründern auf die Beine gestellt, die im aktuellen Herbstsemester in Präsenz fortgeführt wurden und werden. So findet schon bald die Female Founders Night an der ZU statt, die vor allem weiblichen Gründerinnen eine Plattform gibt.
Nicht uneigennützig verfolgte sie die Events, die ausgesendeten Impulse nutzte sie, um aus einer Schnaps- eine Gründungsidee zu machen. „In Berlin begegnet man an so gut wie jeder Ecke Menschen mit Bauchtaschen, ich trage selbst ständig eine“, erzählt Meyers. „Weil ich aber so gut wie immer eine Trinkflasche bei mir habe, diese aber entweder in der Hand oder in einem Rucksack mit mir herumschleppen muss, ist mir die Idee gekommen, eine Lifestyle-Bauchtasche mit Flaschenhalter aus nachhaltigem Material zu kreieren.“ Geliebäugelt mit dem ZU-Gründungszentrum PioneerPort hatte sie schon länger, jetzt kann sie dort ihre Geschäftsidee voranbringen: Denn als eines von 13 RacingTeams wurde Tabea Meyers und ihr Start-up „BottleBags“ ausgewählt und in das ZU-Förderprogramm für Gründerinnen und Gründer aufgenommen.
Auf eine ganz andere Idee kam sie während des vergangenen (Online-)Semesters, das sie in ihrer WG in Friedrichshafen verbrachte. Wenn schon an die 150 akribisch zusammengestellten Playlists hantieren, warum dann nicht gleich DJ werden? Und so kaufte sie sich einen DJ-Controller und fuchste sich in die Materie rein. In der Eckkneipe des Wohn- und Kulturprojekts Blaue Blume feierte sie in diesem Semester Premiere, seither nimmt sie jede Gelegenheit wahr, um auf studentischen Events und Partys aufzulegen.
Auch in ihrem Masterstudium lässt sie keine Möglichkeit aus, dazu zu lernen. Sie setzte sich intensiv mit verschiedenen Management-, Medien- und Kulturtheorien auseinander und fragte sich etwa, ob NFT-Kunst eine Aura besitzen kann – ausgehend von Walter Benjamin, der jedem Kunstwerk aufgrund seiner Beschaffenheit, Geschichte und Ästhetik eine Aura zuschreibt. Es ist gut möglich, dass sie diese Verbindung von Blockchain und Kreativbranche auch in ihrer Masterarbeit untersucht: „Ich hoffe nur, dass ich nach meinem Master den ZU-Spirit weiterlebe und vielfältige Aktivitäten ausübe, die aber trotzdem ineinanderwirken.“