Luca Messerschmidt ist nicht nur ein politisch denkender, sondern auch ein politisch handelnder Mensch. Dabei wird er von Werten wie Bildungsgerechtigkeit, Chancengleichheit und Diversität geleitet. Bislang engagierte er sich im Jugendparlament sowie in der Stadt- und Jugendarbeit in seiner Heimatstadt Darmstadt, in der SPD und in der Hochschulpolitik an der ZU. Inzwischen setzt er sich in der Initiative Frühlingserwachen e.V. für mehr Vielfalt und Toleranz ein. In der Theorie dagegen beschäftigt sich Messerschmidt vor allem mit dem Thema Entwicklungszusammenarbeit – und das demnächst an der University of Cambridge.
Politisches Interesse hatte Luca Messerschmidt „schon immer“, erstmals politisch aktiv wurde er im Alter von zwölf Jahren im Jugendparlament und in der Stadt- und Jugendarbeit. Dabei vernetzte er sich mit zivilgesellschaftlichen Akteuren, mit denen er ein Bündnis gegen Rechts gründete. Seine Vorstellungen von einem gerechteren Bildungssystem führten ihn in die SPD und zu zwei Praktika: zum einen bei der hessischen SPD-Abgeordneten Nancy Faeser und zum anderen beim SPD-Bundestagsabgeordneten und Staatsminister für Europa Michael Roth. „Eine Partei ist immer ein Vehikel, um seine Ideen umzusetzen“, bemerkt Messerschmidt. „Und innerhalb der SPD habe ich die größten Übereinstimmungen mit meinen eigenen Gedanken entdeckt.“
Aufgrund seiner überdurchschnittlich guten schulischen Leistungen verbrachte Luca Messerschmidt seine Oberstufenzeit auf der Internatsschule Schloss Hansenberg. „Neben den gestiegenen schulischen Herausforderungen habe ich dort zum ersten Mal ein motiviertes Umfeld gefunden, in dem man beispielsweise soziale Projekte leichter realisieren konnte“, erzählt Messerschmidt. Fachlich legte er seinen Fokus auf die Bereiche Politik, Ökonomie und Mathematik, „wobei mein Interesse mehr den politischen und wirtschaftlichen Themen galt.“
Erste Berührungspunkte mit dem Feld der Entwicklungszusammenarbeit hatte Luca Messerschmidt während seines Freiwilligendienstes beim Jambo Bukoba e.V. Ein Jahr verbrachte er in Tansania und unterrichtete als Sportlehrer an Schulen. „Die Idee des Vereins ist es, mit einem einzigartigen Sportkonzept die Schul- und Unterrichtsqualität entscheidend zu verbessern und dadurch jedem Kind in Tansania eine Chance zu geben“, erläutert Messerschmidt. „In dieser Zeit entstanden nicht nur einprägsame Momente, sondern auch meine Leidenschaft und Liebe für die Entwicklungszusammenarbeit.“
Es war nur konsequent, dass das Interesse an Politik und das politische Engagement in ein politikwissenschaftliches Studium mündeten. Auf der Suche nach einem ähnlich inspirierenden Umfeld wie auf dem Internat stieß er an seiner Schule auf eine Ausschreibung der ZU-Schülerakademie. „Sich mit Gleichgesinnten in einem akademischen Umfeld einem politischen Thema zu widmen, hat sofort mein Interesse geweckt“, erzählt Messerschmidt. So entstand der erste Kontakt zur ZU – „und die Liebe ward geboren.“ Was er damit genau meint? „An der ZU habe ich Mitstudierende gefunden, die nicht nur auf ihre eigenen Vorteile bedacht sind, sondern mit ihren eigenen Ideen auch die Gemeinschaft vorantreiben wollen. Darüber hinaus erzeugt die Möglichkeit, fast in jedem Raum an der Universität auf eine offene Tür zu stoßen und dort über seine persönliche Weiterentwicklung, aber auch über größere Ideen zu sprechen, eine unglaubliche (Wohlfühl-)Atmosphäre.“
Was Luca Messerschmidt zu Beginn seines Studiums noch nicht ahnte: Dass gerade die Mathematik – in Form von quantitativen Methoden – zu einem seiner Faible werden sollte. Ausschlaggebend war ein gemeinsam mit Kommilitonen und ZU-Professor und Politologen Joachim Behnke verfasstes Paper zu den Auswirkungen von Koalitionssignalen bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg 2016, das im Zeppelin-Jahr entstand und aufgrund seiner politikwissenschaftlichen Relevanz Eingang in das Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie fand. „Ich war wirklich erstaunt zu sehen, wie groß die Möglichkeiten sind, mithilfe von statistischen Auswertungsmethoden verlässliche und valide Aussagen treffen und Lösungen ableiten zu können“, erläutert Messerschmidt. Seine Leidenschaft für quantitative Methoden führte dazu, dass er während des Studiums als Tutor tätig war und bei der Studybees GmbH Crashkurse für Wirtschaftswissenschaftler leitete.
Ein weiteres Thema, das ihn durch sein gesamtes Studium begleitete und noch heute begleitet, ist die Entwicklungszusammenarbeit: „Ich habe nach und nach feststellen müssen, dass sich viele Mythen um das Scheitern der Entwicklungszusammenarbeit ranken, die ich mit meinen Arbeiten zu entwirren versuche“, beschreibt Messerschmidt. Richtig Fahrt aufgenommen hat seine Beschäftigung mit diesem Themenkomplex während eines Auslandssemesters an der UC San Diego: „Im Mittelpunkt stand dabei die Frage: Wie reagieren die USA auf das erstarkende entwicklungspolitische Interesse und Engagement Chinas?“
Noch ausführlicher beschäftigte er sich mit dieser Frage in einem zusammen mit seinem Kommilitonen Marcel Schliebs ausgearbeiteten Paper, das sie kürzlich auf einer der renommiertesten Konferenzen im Bereich der Politikwissenschaft präsentierten – auf der European Consortium for Political Research (ECPR) General Conference in Hamburg. „Als Bachelorstudent auf diese Konferenz eingeladen zu werden und seine Ideen präsentieren zu dürfen, war einfach eine geile Sache“, sagt Messerschmidt. Das Besondere: Ihr Beitrag wurde aus mehr als 4000 Einreichungen ausgewählt.
Aufbauend auf den herausgearbeiteten Erkenntnissen, hat Luca Messerschmidt die staatlichen Interaktionen der USA und Chinas im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit in seiner Bachelorarbeit noch weiter vertieft. „Aufgefallen ist mir dabei, dass für die Geberländer die Bedürftigkeit der Nehmerländer nur eine untergeordnete Rolle spielt. Wichtiger ist die damit verbundene ökonomische und strategische Partnerschaft, was zeigt, dass die Geberländer vielfach aus reinem Eigeninteresse handeln“, erklärt Messerschmidt. „Und ich gehe noch einen Schritt weiter: Letztlich äußert sich in den entwicklungspolitischen Maßnahmen der USA und Chinas ein Macht- und Wettkampf um die Einflussnahme auf wirtschaftlich erstarkende Staaten. Gleichzeitig erklärt diese Perspektive, warum in der Entwicklungszusammenarbeit so viele Ineffizienzen existieren und weiter existieren werden.“
Entwicklungszusammenarbeit ist ein Thema, das Luca Messerschmidt nicht mehr loslässt: In naher Zukunft möchte er ein multinationales Interaktions- und Reaktionsmodell erarbeiten und sich damit der Frage nähern, wie Ineffizienzen in der Entwicklungszusammenarbeit vermieden beziehungsweise reduziert werden können – und das zunächst in einem Masterstudium in International Relations & Politics an der University of Cambridge. „Auch dort erhoffe ich mir ein motiviertes Umfeld, in dem ich mich weiterentwickeln kann – so wie auf dem Internat und an der ZU.“ Sollte alles nach Plan laufen, dann steht nach dem Master eine Promotion an, um der Forschung weiterhin treu zu bleiben.
Neben dem Studium war Luca Messerschmidt an der ZU auch in der (Hochschul-)Politik aktiv. Bereits im zweiten Semester wurde er studentischer Senator – mitten in einer Übergangsphase „und damit genau zum richtigen Zeitpunkt, um die studentischen Interessen zu platzieren und den Erneuerungs- und Entwicklungsprozess in diesem Sinne konstruktiv voranzutreiben“, fügt Messerschmidt hinzu. „So konnten Reformen wie die Prüfungszeitverlängerung oder die Einführung eines Diversitätsbeauftragten erfolgreich angegangen werden.“ Außerdem übte er diverse Ämter bei den Jusos im Bodenseekreis und bei der Juso-Hochschulgruppe an der ZU aus.
Außerdem gründete mit Frühlingserwachen eine zivilgesellschaftliche Initiative, die mittels offener Dialogformate – wie der Frühstücksbus oder das politische Speeddating – eine von Vielfalt geprägte Stadtgemeinschaft fördern möchte, in der sich jede und jeder integriert und aufgehoben fühlt: „Durch die Gründung von und Mitwirkung bei Frühlingserwachen war es mir möglich, meine Ideen schneller umzusetzen und stärker in die Stadt hineinzuwirken.“ Doch nicht nur das: Allmählich bilden sich in einigen deutschen Großstädten Ortsgruppen, die das Konzept von Frühlingserwachen weitertragen. „Unser nächstes Ziel ist es, in Kooperation mit weiteren zivilgesellschaftlichen Akteuren den Frühstücksbus bundesweit zu etablieren“, verrät Messerschmidt.