01.06.2018

Josefine M. Meibert

Wenn man das bisherige Leben von Josefine M. Meibert nachzeichnen müsste, dann wäre es ziemlich bunt: So interessiert sie sich besonders für philosophische, psychologische und wirtschaftliche Gedanken und Positionen und in ihrer Freizeit fürs Schneidern, Zeichnen und Joggen bei Nacht. Nach zwei Semestern Medizinstudium entschied sie sich für die Wirtschaftswissenschaften an der ZU und parallel für ein Fernstudium in Psychologie. Was danach kommt, zeichnet sich noch nicht ab – nur was im nächsten Jahr passiert: Dann wird sie als studentische Vizepräsidentin der ZU die studentische Perspektive im Präsidium einbringen.



„Schon seit meiner Kindheit finde ich große Freude daran, meine Umwelt zu beobachten und zu verstehen“, sagt Meibert. Um noch tiefer in das Entdeckte einzutauchen, spielte sie nicht nur Beobachter im Krähennest, sondern entwickelte sich auch zur gefräßigen Leseratte. „In der Bibliothek meines Großvaters habe ich mich von Bücherregal zu Bücherregal genagt und vor allem philosophische, historische, soziologische und psychologische, aber auch ökonomischen Werke verschlungen“, erzählt Meibert. „Wirtschaft und insbesondere Managementtheorien haben es mir dabei besonders angetan.“ Ähnlich breitgefächert waren dann auch ihre Schwerpunkte in der Oberstufe: von Physik, Chemie und Mathematik über Wirtschaft und Psychologie bis hin zu Englisch und Italienisch. Und wieder sollte das Fach Wirtschaft einen besonderen Stellenwert einnehmen: So wurde sie mit dem von Südwestmetall ausgelobten „Schulpreis Ökonomie“ ausgezeichnet.


Schon damals war es ihr wichtig, nicht nur dem Unterricht gewissenhaft zu folgen, sondern auch Forschung außerhalb des Klassenzimmers zu betreiben. Gemeinsam mit zwei anderen Schülerinnen führte sie eine auf eigenen Erhebungen basierende Projektarbeit zum Thema „Jammern auf hohem Niveau – Sind Karlsruher Kinder glücklich?“ durch. Dabei wurden etwa 500 Schülerinnen und Schüler nach ihrer Zufriedenheit befragt: „Ich konnte wertvolle erste Erfahrungen im Feld der empirischen Sozialforschung sammeln und habe so einiges über Projektmanagement gelernt.“


Mindestens genauso wichtig ist ihr das Schneidern, aber mehr noch das Zeichnen – eine schon lange gehegte Begeisterung. Diese Leidenschaft führte sie zu einer zweijährigen Ausbildung bei einer Modedesignerin in Zeichnen und Illustration. „Ich widmete mich Porträtstudien, Stillleben als auch der Skizzierung von Begegnungen. Daraus wiederum sind diverse Projekte entstanden.“ So leitete sie an ihrer Schule zwei mehrtägige Workshops über „Die zeichnerische Darstellung der Umgebung“, stellte in Karlsruhe eigene Zeichnungen und Torsi aus, gewann mit ihren künstlerischen Arbeiten den 1. Preis bei einem Design Contest der dort ansässigen Akademie für Kommunikation und traf sich mit Gleichgesinnten mehrmals zum Urban Sketching, „bei dem sich Menschen versammeln, ihre Zeichenbücher herausholen und das zeichnen, was sie sehen“, erläutert Meibert. „Das ist es auch, was mich am Zeichnen besonders fasziniert: die Differenz zwischen dem, was ich sehe, und dem, was ich zeichne, also die subjektive Note, der eigene Fokus.“


Nach ihrem Abitur schwankte sie bei der Studienwahl zwischen Medizin und Wirtschaftswissenschaften. Sie entschied sich zunächst für ein Studium der Humanmedizin an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. „Ausschlaggebend für diese Entscheidung war mein Hang zur Physik, Chemie, Psychologie und vor allem zu den Neurowissenschaften“, erklärt Meibert. In ihrer Entscheidung bestärkt hatte sie zudem ein Krankenpflegepraktikum in der Chirurgie und auf der Inneren Station einer Klinik, bei dem sie auch mehrfach Operationen beiwohnte.


Nach zwei Semestern hat sie ihr Studium dann aber abgebrochen: „Ich war unzufrieden mit der Lehre an staatlichen Universitäten, darüber hinaus fehlte mir der Forschungstransfer. Mein Studium hatte ich mir grundlegend anders vorgestellt.“ Also machte sie sich auf die Suche nach einem Ort, an dem Lehre und Forschung eine Einheit bilden und an dem alternative Lehr- und Lernformate angeboten werden. Bei ihrer Suche ist sie dann auf die ZU gestoßen. „Als ich auch noch gesehen habe, dass diese Universität ein wirtschaftswissenschaftliches Programm hat und einem die Möglichkeit gegeben wird, direkt im Zeppelin-Jahr in die Forschung einzusteigen, stand der Entschluss fest“, erzählt Meibert. „Womit ich allerdings nicht gerechnet habe: dass mich die Initiativenarbeit und das Engagement an der Universität so mitreißen.“


Bereits im ersten Semester gründete sie mit weiteren Studierenden die studentische Initiative „Behavioral Science Club“. „Wir wollten unbedingt eine wissenschaftliche Initiative aufbauen und den Studierenden den theoretischen und praktischen Teil der Verhaltenswissenschaften näherbringen“, beschreibt Meibert die Idee und das Ziel der Initiative. Darüber hinaus setzt sie sich auch im Studium vorwiegend mit wirtschaftspsychologischen Fragen auseinander, was sie auch zu einer Anstellung als studentische Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Sozial- und Wirtschaftspsychologie führte. Überhaupt spielt Psychologie in ihrem Leben eine übergeordnete Rolle: So hat sie parallel zum Studienbeginn an der ZU ein Zweitstudium in Psychologie an der Fernuniversität Hagen aufgenommen. Dort stehen Kognitions-, Organisations-, Sozial- und Entwicklungspsychologie auf dem Lehrplan.


Nun macht sie ein Jahr Pause vom Studium und konzentriert sich voll und ganz auf die studentische Vizepräsidentschaft an der ZU, nachdem sie bereits ein Jahr lang als studentische Assistentin bei ihrem Vorgänger Said Djamil Werner und damit im Präsidialstab gearbeitet hat. „In diesem Jahr habe ich Einblicke in die Hochschulpolitik, das Hochschulsystem und das Amt der studentischen Vizepräsidentschaft gewinnen können“, berichtet Meibert. „Ich durfte erfahren, welche Gestaltungsspielräume und Herausforderungen mit dem Amt verbunden sind.“ Involviert war sie unter anderem bei der Organisation der Einführungswochen, der Umsetzung der Bildungsexkursion, der Initiierung des Zukunftsbüros und der Konzeptionierung des Kompassstudiums.


„Im Laufe der Zeit habe ich eigene Ideen entwickelt, die ich nun als studentische Vizepräsidentin angehen möchte“, sagt Meibert. Eines ihrer ausdrücklichen Vorhaben ist es, die studentische Forschung sowohl im universitären als auch im öffentlichen Raum sichtbarer zu machen: „Ich möchte der studentischen Forschungskonferenz neues Leben einhauchen und dem Student Research Day mehr Raum einräumen.“ Überhaupt möchte sie die Gestaltungskultur an der ZU fördern, indem sie noch mehr Aufmerksamkeit auf die studentische Initiativenarbeit lenken will.


Wie fällt nun ihr Zwischenfazit nach vier Semestern an der ZU aus? „Ich bin auch heute noch von unseren engagierten Studierenden, der vielfältigen Initiativenlandschaft, der gelebten Freude am eigenständigen Denken wie auch der unmittelbaren Verbindung von Lehre und Forschung begeistert“, sagt Meibert. „Ich fühle mich auch deshalb so wohl an der ZU, weil dieser Ort und seine Menschen das komplette Gegenteil von Einsamkeit bedeuten.“

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