Wortgewandt, empathisch und professionell: So hat man die Moderatorin Katharina Koerth bei der Begrüßungsfeier für die neue Präsidentin Insa Sjurts erlebt. Kein Wunder, immerhin ist die 21-Jährige Gründerin und Vorstandsmitglied des Debattierclubs an der ZU, einem Format, das der studentischen Initiative „The Soapbox – Club für Rhetorik und Debating“ angehört. Dort gibt die Studierende des Bachelor-Studiengangs „Sociology, Politics & Economics“ ihr Wissen rund ums Präsentieren und Argumentieren an ZU-Studierende weiter.
Nach dem Abitur bewarb sich Koerth erfolgreich bei der University of Manchester um einen Studienplatz. „Die Freiheit und Selbstständigkeit, die ich bei einem Schulaustausch in Frankreich erfahren hatte, wollte ich wieder“, erklärt Koerth. Dann entdeckte sie die ZU – und plante um: „Letztlich habe ich mich für die ZU entschieden, weil sie eine kleine Universität ist und ich damit die Hoffnung verband, mich und meine Interessen besser einbringen zu können. Das wäre an der sehr viel größeren University of Manchester mit ihren bestehenden festen Strukturen sicher so nicht möglich gewesen“, erläutert Koerth. Ihre Person und ihre Ideen an der ZU einzubringen, gelang ihr ziemlich schnell: Beim Kickern lernte sie die Gründer des Rhetorikclubs kennen und gründete kurz darauf den Debattierclub, der in die bereits vorhandene studentische Initiative eingegliedert wurde. Seither trägt sie den Namen „The Soapbox – Club für Rhetorik und Debating“.
Regelmäßig treffen sich nun ZU-Studierende, um ihre Fähigkeiten in
Argumentation, Moderation, Präsentation sowie freier und vorbereiteter Rede zu
verbessern. „Rhetorik klingt für viele trocken und langweilig. Das dachte ich
zuerst auch“, gesteht die ausgebildete Debattiertrainerin ein. „Dabei kann man
genau bei uns üben, wie die nächste Rede nicht zur unfreiwilligen
Gute-Nacht-Geschichte wird.“
Neben den beiden Clubformaten „Rhetorik“ und „Debating“ organisiert „The
Soapbox“ in Kooperation mit anderen studentischen Initiativen und der Stadt
Friedrichshafen diverse Veranstaltungen: Von der „Offenen Lesebühne“, die bald
zum zweiten Mal im Rahmen des Literaturherbstes in Friedrichshafen stattfinden
wird, über gemeinsam mit der „ZUfo“ organisierte wissenschaftliche
Tischgespräche beim „Research Day“ bis hin zum „Rhetorik Slam“, einer Mischung
aus TED-Talks und Poetry Slam. „Die Veranstaltungen basieren oft auf einer
verrückten Idee. Anschließend überlegen wir, ob und wie wir die Idee umsetzen
können und suchen dann nach Kooperationspartnern“, erläutert Koerth. Für das
nächste Großprojekt laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren: Im
Oktober wird „The Soapbox“ die Baden-Württembergische Meisterschaft im
Hochschuldebattieren ausrichten. „Wir erwarten an der ZU rund 70 Studierende
von den Debattierclubs aus ganz Baden-Württemberg“, führt Koerth aus. „Das öffentliche
Finale verspricht eine spannende Debatte für Häfler und ZUler.“
Was das Studium anbelangt, so legt die Stipendiatin des Deutschlandstipendiums
im nächsten Semester ein Praxissemester ein, absolviert unter anderem ein
Praktikum beim Russlandbeauftragten der Bundesregierung, Gernot Erler. Ein
logischer Schritt für Katharina Koerth: „Ich bin überzeugt, dass Veränderung
nur eintreten kann, wenn Menschen miteinander reden. Das gilt im Kleinen
genauso wie im Großen, in der Familie wie in der Gesellschaft und damit vor
allem in der Politik.“ Auch deshalb möchte sie ihre Forschungsarbeit in der
StudentStudy „Außen- und Sicherheitspolitik“ im Rahmen des Praktikums zur
Kommunikation der größten EU-Staaten im Ukraine-Konflikt schreiben.
Nächstes Jahr führt sie der Weg nach Japan an die Ritsumeikan Asian Pacific
University, wo sie ihr Auslandssemester verbringen wird. „Ich versuche, während
des Studiums so viel wie möglich mitzunehmen und kennenzulernen“, sagt Koerth,
„sowohl unterschiedliche Perspektiven auf wissenschaftliche Themen als auch
andere Kulturen und Länder.“
Nach ihrem Studium möchte die 21-Jährige gerne einen Master im Ausland absolvieren, bevor sie in die Berufswelt einsteigt. „Es gibt so viele Möglichkeiten, Kommunikation zum Beruf zu machen. Ich möchte auf jeden Fall Menschen dazu bringen, bewusster miteinander zu sprechen, über sich und über Inhalte. Nur so können wir individuell, vor allem aber auch als Gesellschaft vorankommen.“