Eine 60-Stunden-Woche ist für Florian Keppeler nichts Außergewöhnliches: So studiert er an der ZU in Vollzeit den Masterstudiengang PAIR und arbeitet beim Landratsamt Lindau im Personalmanagement. Dabei versteht er es, Studium und Beruf zeitlich wie inhaltlich zu verbinden. Er hat am Lehrstuhl für Verwaltungswissenschaften & -modernisierung ein Forschungsprojekt zum zukunftsfähigen Personalwesen für Kommunen angestoßen, in Kooperation mit der studentischen Unternehmensberatung „Whyknot e.V.“ die Arbeitgebermarke „#beAmt“ aufgebaut sowie ein Talentförderprogramm für Nachwuchsführungskräfte im Landratsamt gestartet.
Während seiner Schulzeit zeigte Florian Keppeler noch mehr Interesse an Sprachen, belegte Latein und Englisch als Leistungskurse. Erst nach dem Abitur entschied er sich, ein duales Studium an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege im fränkischen Hof aufzunehmen, und das zunächst aus einem ganz rationalem Grund: „Es war mir von Anfang an wichtig, einerseits zu studieren und andererseits Geld zu verdienen und damit unabhängig zu sein.“ Aufgrund seines vielfältigen ehrenamtlichen Engagements – so setzte er sich als aktiver Schiedsrichterassistent in der Jugendbundesliga für die Schiedsrichterjugendförderung ein und war Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr – war es ihm aber noch wichtiger, durch seinen Beruf auch zum öffentlichen Gemeinwohl beizutragen. „In diesem Sinne bietet die öffentliche Verwaltung einem nicht nur die Möglichkeit, Beruf und Ehrenamt zu vereinbaren, sondern an vorderster Front gemeinnützige Arbeit zu leisten“, erläutert Keppeler.
Florian Keppeler bestand den vorgelagerten Beamtentest mit Bravour, dem verwaltungswissenschaftlichen Studium stand nichts mehr im Wege. Wenig akademisch, dafür umso praxisnaher wurde er bestmöglich auf die Tätigkeit im öffentlichen Sektor vorbereitet. „Der Inhalt des theoretischen Teils des Studiums war strikt vorgegeben, es gab selten die Gelegenheit, eigene Projekte anzustoßen und zu realisieren“, erzählt Keppeler. Nicht verwunderlich also, dass ihm der praktische Part der Ausbildung mehr zusagt, durchlief er doch im Landratsamt Unterallgäu in Mindelheim alle Fachbereiche, lernte das A bis Z der allgemeinen inneren Verwaltung kennen: von der Abfallwirtschaft über Gewerberecht bis hin zur Zulassungsstelle. Sich wissenschaftlich austoben konnte Florian Keppeler bei der Bearbeitung seiner Diplomarbeit, in der er sich mit dem Einsatz von Sozialen Medien in der Öffentlichkeitsarbeit von Kommunen auseinandersetzte. 21 Monate Theorie und 15 Monate Praxis später konnte er sich Diplom-Verwaltungswirt (FH) und Regierungsinspektor nennen.
„Nach dem dualen Studium war mir schnell bewusst, dass akademisch gesehen noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht war“, erinnert sich Keppeler. Seine wissenschaftliche Neugier war durch das Erststudium geweckt worden, gestillt werden sollte sie in einem anschließenden Masterstudium an der ZU. „Denn die ZU passte hervorragend zu meiner Überzeugung, dass Verwaltung immer an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik angesiedelt ist“, erwähnt Keppeler. Bis heute ist er mit dem PAIR-Masterstudium sehr zufrieden: „In Hof habe ich zwar das rechtliche Handwerkszeug und die wirtschaftlichen Grundzüge erlernt, an der ZU konnte ich aber meine Kenntnisse und mein Wissen erweitern, indem ich andere Perspektiven kennenlernte, sei es aus der Politikwissenschaft oder der Verwaltungswissenschaft.“
Parallel zum Vollzeitstudium an der ZU arbeitet Florian Keppeler als Beamter auf Probe beim Landratsamt Lindau im Personalmanagement, kümmert sich um die Personalentwicklung, aber auch Arbeitsgerichtsverfahren. „Bereits während des dualen Studiums hat mir dieser Bereich am meisten zugesagt. Denn er ist der wesentliche Dreh- und Angelpunkt, um in der Verwaltung Prozesse zu modernisieren und zu verändern“, erklärt Keppeler.
Digitalisierung, demografischer Wandel, immenser Kostendruck aufgrund der allgemeinen Schuldenlage: Mit diesen Herausforderungen hat Florian Keppeler zu arbeiten. „Diesen Herausforderungen kann man nur mit einem dynamischen und innovativen Personalmarketing begegnen“, betont Keppeler. Wie kann ich das Berufsbild für junge Menschen attraktiver gestalten? Wie kümmere ich mich umgekehrt um die Nachwuchsführungskräfte und andere Beschäftigte? Das sind Fragen, mit denen er sich intensiv beschäftigt.
Dabei schafft er es auch immer, nicht nur zeitlich Studium und Beruf zu verbinden, sondern auch inhaltlich: So betreut er ein Forschungsprojekt zum zukunftsfähigen Personalwesen für Kommunen, untersucht, welche Motivation junge Menschen antreibt, im öffentlichen Sektor zu arbeiten. „Ich wollte herausfinden, ob die Menschen, die in die Verwaltung gehen, gemeinwohlorientiert sind, ob sie die Sicherheit des Beamtentums suchen oder ob sie gar aus einem Beamtenclan stammen“, führt Keppeler aus. Das Projekt entstand am Lehrstuhl für Verwaltungswissenschaften & -modernisierung an der ZU und wird in Kooperation mit der Kommunalen Gemeinschaftsstelle (KGSt) und dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) durchgeführt.
Darüber hinaus entwickelt er zusammen mit der studentischen Unternehmensberatung „Whyknot e.V.“ eine Arbeitgebermarke für den Landkreis Lindau mit dem Titel „#beAmt“. „Damit möchten wir junge Menschen für den öffentlichen Dienst gewinnen“, erklärt Keppeler. Zusätzlich hat er ein internes Talentförderprogramm aufgesetzt: Zwei Jahre betreut und begleitet ein externer Coach intensiv Nachwuchskräfte, um diese auf zukünftige Führungspositionen optimal vorzubereiten.
Mit seinen Ideen bewarb sich Florian Keppeler für den „HR Next Generation Award 2015“, der von der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) und dem Medien- und Softwareunternehmen Haufe-Lexware GmbH & Co. KG jährlich verliehen wird. Bei der Preisverleihung in Berlin zeigte er unter dem Titel „Aus Teichenten Talente machen“ auf, wie wichtig ein fortschrittliches Talentmanagement im öffentlichen Dienst ist. Damit überzeugte er die aus namhaften Wirtschaftsvertretern besetzte Jury sowie das anwesende Publikum und belegte den zweiten Platz: „Ich habe mich riesig über die Auszeichnung gefreut, auch vor dem Hintergrund, dass die meisten Teilnehmer wie Finalisten in den Personalabteilungen großer Konzerne arbeiten.“
Sein unermüdlicher Einsatz hat sich bezahlt gemacht: Seit August leitet er gemeinsam mit einem Kollegen die Abteilung Personal und Organisation und damit ein kleines, aber schlagkräftiges Team. Man muss kein Rechengenie sein, um zu erkennen, dass für Florian Keppeler eine 60-Stunden-Woche zur Normalität geworden ist. „Doch ich bin Überzeugungstäter, ich brenne für das Studium wie für den Beruf und bin weiterhin hochmotiviert“, sagt Keppeler.