Räume schaffen, in denen sich Menschen frei entfalten, weiterentwickeln und ausprobieren können. Diese Räume hat Benedikt Fritz nicht nur zunächst auf seinem Gymnasium und dann an der ZU gefunden, er wollte sie auch selbst mitgestalten. So hat er sich beispielsweise bei der Initiative „welt_raum“ engagiert und als studentischer Senator für den breiten Diskurs über die Mission der ZU eingesetzt. Viel Raum in seinem Leben nimmt darüber hinaus die Forschung ein und dabei insbesondere die Verbindung von Regionalökonomie, wirtschaftlicher Komplexität und Ungleichheit.
Um zu verstehen, warum sich Benedikt Fritz engagiert und für andere einsetzt, muss man sich eines vor Augen führen: dass der katholisch geprägte Glaube eine zentrale Rolle in seinem Leben spielt. Nicht nur in seinem Elternhaus, sondern auch auf seinem Gymnasium stand die Erziehung und Bildung nach dem humanistischen Menschen- und Weltbild im Zentrum, „und dazu gehörte eben auch der Einsatz für andere Menschen, getreu dem Motto: Bring dich ein und gestalte Gemeinschaft mit!“
Bereits auf dem katholischen Gymnasium nahm Benedikt Fritz das breite Angebot an Arbeitsgemeinschaften wahr: So betreute er mehrere Jahre lang Ministranten, gründete gemeinsam mit weiteren Mitschülern eine Schulzeitung und entwickelte im Rahmen des Formats business@school eine Dienstleistung im Bereich „Mobiler Pflegedienst“. Weil er seiner Schule etwas zurückgeben wollte, engagierte er sich in der Oberstufenzeit als Schulsprecher. Dabei wirkte er nicht nur in den schulischen Gremien mit, sondern baute auch die Kooperation mit der Partnerschule in Kiserian (Kenia) aus und organisierte für diese einen Sponsorenlauf, bei dem beinahe 20.000 Euro zusammenkamen.
Ähnlich wie im Engagement war und ist auch sein fachliches Interesse breit gestreut. Im Rahmen seiner Leistungskurse Altgriechisch und Geschichte setzte sich bei ihm die Erkenntnis durch, dass er durch das Verständnis von soziologischen, politischen und wirtschaftlichen Prozessen seinem Ziel am ehesten näherkommt: Gesellschaft zu verstehen und mitzugestalten. Während eines Praktikums bei der Deutschen Bundesbank in der Abteilung „Marktanalysen“ ist ihm dann bewusst geworden, dass es gerade die Wirtschaft ist, die viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens durchdringt.
Fürs Studium musste es also Gesellschaft sein und Wirtschaft und Politik. Bereits ein Jahr vor den Abiturprüfungen stieß er bei einer Internetsuche auf den interdisziplinären SPE-Bachelor, „und nach dem Besuch des Sommerfestes war klar: An der ZU knistert es!“
Doch zwischen Schule und Universität wollte er noch ein Auslandsjahr einlegen. Dabei kam ihm zugute, dass er vor seinem Abitur in der Geschäftsstelle der NGO „Corazones para Perú“ arbeitete – eine NGO, die auf vielfältige Weise Entwicklungszusammenarbeit betreibt. So war der Weg zu einem Freiwilligendienst in der peruanischen Stadt Urubamba nicht mehr weit. „Dieser Freiwilligendienst gestaltete sich dann allerdings als abwechslungsreicher, als ich es mir hätte vorstellen können“, bemerkt Fritz. Als Assistent der Sozialarbeiter in einem Stipendienprojekt gestartet, musste er – als der Gründer der NGO verstarb und neue Strukturen geschaffen werden mussten – in der Verwaltung ran. Plötzlich landeten die Koordination zwischen dem deutschen und peruanischen Teil der NGO, die Öffentlichkeitsarbeit und die Vorbereitung der Vorstandssitzungen in seinem Aufgabenbereich.
Beinahe wäre er noch ein weiteres Jahr in Peru geblieben, aber das Studium an der ZU rief. Obwohl anfangs etwas von dem omnipräsenten Narrativ des Pioniertums fast eingeschüchtert, fühlte er sich doch gut aufgehoben in der ZU-Gemeinschaft, da er hier auf Anhieb Freunde fürs Leben fand. Genau der richtige Nährboden also, um selbst aktiv zu werden. Ein erster Bezugspunkt war die Initiative „welt_raum“, die durch wechselseitige Wertschätzung geprägte Räume ermöglicht, in denen sich Geflüchtete und Bürgerinnen und Bürger begegnen, voneinander lernen und miteinander teilen. „Dort habe ich Ausflüge mitorganisiert, aber vor allem Zeit mit zwei Familien verbracht, woraus echte Freundschaften entstanden sind“, berichtet Fritz. Darüber hinaus arbeitete er im Vorstand des Hochschulsports und kümmerte sich vorwiegend um die Vertretung gegenüber der Stadt und den städtischen Vereinen sowie die Terminierung und Planung der verschiedenen Sportarten.
Wegen der engen Verbindung zu Mitstudierenden, die bereits studentische Senatorinnen und Senatoren waren, lag eine eigene Kandidatur nahe. „Ich würde es eher so ausdrücken: Der Druck von innen wie außen war gleichermaßen groß“, scherzt Fritz. „Ich habe gesehen, dass die Arbeit der studentischen Senatoren ungemein wichtig ist für die gesamte ZU-Gemeinschaft, auch und vor allem, weil dabei die studentische Perspektive am wirkungsvollsten eingebracht werden kann.“ Eines seiner wichtigsten Projekte war dabei die Erarbeitung einer neuen Mission der ZU. Von ihm wurde auch der erstmalige Kontakt von Seiten der studentischen Vertreter zur ZU-Stiftung angestoßen. „Neben konkreten Einzelprojekten war es aber mein zentrales Anliegen, dass jeder, der mit einem spannenden Projekt oder auch nur einer vagen Idee ankam, dafür an der ZU seinen Raum finden können sollte“, ergänzt Fritz.
Fachlich hat Benedikt Fritz, wie er selbst betont, Professor Dr. Jarko Fidrmuc viel zu verdanken, der schnell gemerkt hat, dass sein Student viel Interesse und Spaß an der VWL hat: „Jarko Fidrmuc hat mir die Chance gegeben, an seinem Lehrstuhl für Internationale Wirtschaftstheorie und -politik zu arbeiten und Tutorien für den Kurs Politische Ökonomie zu geben“, erzählt Fritz. „Er war es dann auch, der mich an die Hand nahm und in die Welt der Forschung einführte – eine Welt, die mich seither nicht mehr losgelassen hat.“ Doch es blieb nicht bei einem Tutorium: Später hat er auch Tutorien in Ökonometrie, Wirtschaftsmathematik und Einführungen in das Statistikprogramm R unterrichtet. Weil ihm diese Tätigkeit derart viel Spaß gemacht hat, setzt er sie über seinen Abschluss hinaus fort. In diesem Semester unterrichtet er – mittlerweile als Externer – das Mastertutorium für Ökonometrie und R.
Selbst geforscht hat Benedikt Fritz unter anderem zu den Auswirkungen von Koalitionssignalen bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg 2016 – aus dieser Arbeit ist gemeinsam mit drei weiteren Kommilitonen und Professor Dr. Joachim Behnke eine Veröffentlichung im Jahrbuch für Handlungs- und Entscheidungstheorie geworden. „Seit knapp zwei Jahren beschäftige ich mich nun aber mit der Erforschung regionaler Produktionsstrukturen und ihrem Einfluss auf die Einkommensverteilung“, beschreibt Fritz. Auslöser dafür war sein Auslandssemester am Harvard College, wo er mehrere Kurse zum Thema Ungleichheit besuchte. „Und erneut fand ich in Robert Manduca einen Wissenschaftler, der mich förderte und forderte“, berichtet Fritz. Eigentlich war nach dem Auslandssemester Urlaub angesagt, doch dann erhielt Benedikt Fritz von Manduca das Angebot, als sein Forschungsassistent zu arbeiten – „und dieses Angebot konnte ich schlecht ablehnen.“ Jedenfalls sollte es sich auszahlen: So hat er etwa als Bachelorstudent am Annual Meeting of the North American Regional Science Association in Vancouver teilgenommen und ein gemeinsam mit Manduca erarbeitetes Paper vorgestellt, dass sich derzeit in der Veröffentlichungsphase befindet. Eine weitere Auszeichnung für seine Arbeit in diesem Gebiet stellte der Best Bachelor Thesis Award an der ZU dar, verliehen für seine Bachelorarbeit zu Konzentrationsmaßen in regionalen Produktionsstrukturen.
Wissenschaftlich soll es auch weitergehen: „Derzeit im Economic Research bei der Allianz SE und demnächst mit einer PhD Winter School, die gemeinsam von der OECD und der European Regional Science Association in Trient ausgerichtet wird. Ab Herbst 2019 möchte ich dann im Rahmen eines VWL-Masters zurück an die Universität.“ Die Idee einer Promotion im Anschluss erscheint dabei nicht allzu weit hergeholt.
Und wenn er auf sein bisheriges Studium an der ZU zurückblickt, stellt Benedikt Fritz fest: „Sowohl auf dem Gymnasium als auch an der ZU habe ich mich in einem Umfeld bewegt, in dem ich mich ausprobieren und ausleben konnte, in dem ich mir auch mal einen Fehler erlauben durfte, in dem ich als Individuum gefördert und gefordert wurde und zugleich begeisterungsfähige Mitstreiter für Gemeinschaftsprojekte gefunden habe. Nur in so einem Umfeld kann man einen Ort auch zu seinem Ort machen.“