Sich auf eine Angelegenheit festzulegen, das ist nicht die Sache von Jana Faßbender. Lieber probiert sie sich aus – und das am liebsten zwischen Kreativität und Koordination. An der ZU liest sich das dann so: Sie war in der Gesamtleitung des studentischen Festivals „Seekult“, ist Mitgründerin und Teil des Leitungsteams des studentischen Cafés „Beton & Bohne“ und als Grafikdesignerin für eine Vielzahl von studentischen Initiativen im Einsatz. In ihrem CCM-Studium legt sie Wert auf die Kulturtheorie und Kulturanalyse, hat aber auch schon ein Praktikum in der Wirtschaftsabteilung der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen in New York absolviert.
Bereits zu Schulzeiten war Jana Faßbender vielseitig interessiert und engagiert. So durchlief sie auf ihrem Gymnasium mehrere Bläserklassen, spielte anfangs als Euphonistin und viele Jahre danach als Posaunistin in den nach Stufen eingeteilten Symphonischen Blasorchestern. „Zum einen konnte ich durch das Musizieren ein besonderes Gemeinschaftsgefühl erleben, zum anderen dabei meine eigene Kreativität ausleben“, erläutert Faßbender. Kreativ sein konnte sie auch bei der Schülerzeitung, die sie zeitweise als Chefredakteurin leitete. „Überhaupt habe ich mich gerne mit der deutschen Sprache auseinandergesetzt, was in meiner Kindheit mit dem Auswendiglernen von Goethes Werken seinen Anfang nahm und sich in meiner Jugend mit dem Schreiben eigener Gedichte und dem Lesen von Literatur fortsetzte“, erzählt Faßbender.
Neben Deutsch interessierten sie sprachlich-literarische und gesellschaftliche Fächer wie Englisch, Geschichte, Politik oder Wirtschaft. Um einen tieferen Einblick in wirtschafts- und geisteswissenschaftliche Themen zu erhalten und sich mit Gleichgesinnten darüber auszutauschen, absolvierte sie abseits des normalen Schulunterrichts zwei Akademien.
Auch wenn sich nach und nach Politik und Wirtschaft als Schwerpunkte herauskristallisierten, so entschied sich Jana Faßbender doch für ein kommunikations- und kulturwissenschaftliches Studium. Auslöser für diesen Sinneswandel war ein Freiwilliges Soziales Jahr Kultur im Buddenbrookhaus in Lübeck. „Nach dem Abitur wollte ich nicht gleich in ein Studium aufbrechen, sondern erst einmal aus meiner schulisch geprägten Denkweise ausbrechen“, bemerkt Faßbender. „In diesem Sinne war das FSJ Kultur für mich die beste Möglichkeit; denn es hat mir ganz praktisch veranschaulicht, wie die Stränge in einer Kultureinrichtung gezogen werden.“
Bereits nach kurzer Zeit arbeitete sie an der Konzeption und Durchführung von Veranstaltungen und beim Kuratieren von Sonderausstellungen mit, betreute zusätzlich die Social-Media-Kanäle, die Website und den Newsletter. „Besonders begeistert hat mich neben der Wohlfühlatmosphäre im Team vor allem, dass das Buddenbrookhaus einen so vielseitigen Charakter hat: Es ist Museum, Veranstaltungsort, Tagungsstätte und Wissenschaftszentrum in einem“, erwähnt Faßbender. „Insgesamt war es ein überwältigendes, manchmal auch überforderndes Jahr, in dem ich einen gewaltigen Entwicklungssprung gemacht habe. Das FSJ hat mir aber vor allem gezeigt, wohin mich mein Studium führen kann.“
Weil das Arbeiten zwischen Kreativität und Koordination genau das Richtige für Jana Faßbender war und ist, machte sie sich auf die Suche nach einem Studiengang, der Kommunikation, Kultur und Management vereint. „Noch ein Jahr zuvor wäre es der SPE-Bachelor an der ZU gewesen, doch nun wurde es der CCM-Bachelor; denn dieser Studiengang greift theoretisch genau das auf, was ich ein Jahr lang praktisch ausgeübt habe“, sagt Faßbender.
Ähnlich wie im Buddenbrookhaus, so war für Jana Faßbender auch an der ZU der Moment des Ankommens bedeutend: „An der ZU bin ich von Anfang an Menschen begegnet, die überinteressiert und überengagiert, einfach mit voller Kraft etwas gestalten wollen“, berichtet Faßbender. „Darüber hinaus habe ich ein Umfeld kennengelernt, das einen motiviert, selbst zu denken, selbst zu reflektieren und sich auszudrücken, und das zugleich eine Arena bietet, um sich aneinander zu reiben und gegenseitig anzuspornen.“
Jana Faßbender fühlte sich also vom ersten Moment an der ZU aufgehoben, aber auch verstanden: „Ich wollte immer an einem Ort studieren, an dem man mehr macht als nur zu studieren, an dem man sich austesten und über sich hinauswachsen kann.“ Angesichts einer gehörigen Affinität zum (Kultur-)Radio und insbesondere zum Medium Podcast engagiert sie sich seit ihrem ersten Semester beim studentischen Internetradio „Welle20“. Es dauerte nicht lange, bis sie gemeinsam mit einer Kommilitonin mit „Wir lieben Berlin“ eine eigene Sendung produzierte und moderierte – in Kooperation mit dem Radiosender ALEX Berlin. „Ich bin froh, während meines gesamten Studiums die Chance zu haben, in einem eigenen Radiostudio alle Facetten des Radiomachens erleben zu dürfen“, sagt Faßbender, die bei „Welle20“ auch ein Jahr lang Redaktionsleiterin war.
Apropos Leitungsposition: Im zweiten Semester übernahm Jana Faßbender zusammen mit einer Kommilitonin die Gesamtleitung des studentischen Festivals „Seekult“. „Auch hier war ich geplättet, als ich erfuhr, dass es sich dabei um ein rein studentisches Projekt handelt“, erwähnt Faßbender. „An der Aufgabe hat mich gereizt, dass man sich mit der nötigen Gestaltungsfreiheit ausgestattet etwas von Grund auf erdenkt und am Ende das Ergebnis materiell vor sich hat.“
Verantwortung zu übernehmen, ein Team zu führen und professionell zu Werke zu gehen, das sind Kompetenzen, die sie auch in einem anderen Projekt einbringt: das studentische Café „Beton & Bohne“. Gemeinsam mit zwei weiteren Kommilitoninnen eröffnete Jana Faßbender das Café im Mensabereich des ZF Campus der ZU. Nicht nur das (Leitungs-)Team hat seither den einen oder anderen Wandel erfahren, sondern auch das Angebot: die Kaffeespezialitäten, selbst gebackenen Kuchen, üppig belegten Bagels und frisch zubereiteten Suppen wechseln ständig. „Es macht uns stolz und glücklich, dass wir eine Lücke mit etwas ausgefüllt haben, das von den ZUlerinnen und ZUlern so gut angenommen wird und sich so zu einem echten Begegnungsort entwickelt hat“, sagt Faßbender. „Darüber hinaus sind wir dankbar, dass wir von der Universität so viel Unterstützung erfahren und von den Dozierenden, Studierenden und Mitarbeitenden so viel bereitwilliges Feedback bekommen.“
Weil sich Jana Faßbender neben all dem Engagement bestens mit Grafik- und Bildbearbeitungsprogrammen auskennt, ist sie unter den Studierenden eine gefragte Grafikdesignerin. So hat sie für zahlreiche studentische Initiativen unter anderem Flyer, Logos, Plakate und Programmhefte erstellt – für die Model United Nations-Konferenz „LakeMUN“ gestaltete sie gar eine ganze Designsprache.
Warum das Engagement? „Ich glaube, dass es damit zusammenhängt, dass ich nicht gut darin bin, mich auf eine Sache festzulegen. Daher brauche ich parallel diese vielgestaltigen Rollen, in denen ich mich ausleben kann und die mich selbst ausfüllen. Das Ganze möchte ich aber gar nicht glorifizieren, denn es ist in Phasen meines Lebens zu viel und zu anstrengend gewesen. Zusammengefasst ist es eine Art von Selbstfindung, ein Ausloten von Grenzen, an die ich nicht nur einmal gestoßen bin.“
Ihr akademisches Steckenpferd wiederum hat sie im Kulturbereich gefunden, was sich auch darin ausdrückt, dass sie seit gut einem Jahr am Lehrstuhl für Kulturtheorie und -analyse arbeitet. „Besonders freue ich mich nun auf das Schreiben meiner Bachelorthesis; denn intensiv in Themen eingedacht habe ich mich schon häufig, aber diesmal möchte ich mehr dem Denken, Analysieren und Beobachten und weniger dem (Initiativen-)Machen bewusst Raum geben, um mich selbst vielleicht auch noch mal von einer anderen Seite kennenzulernen.“