Matthias Eckmann hat früh erkannt, dass es nicht ausreicht, Missstände lediglich zu benennen: „Man muss sich engagieren, um etwas zu ändern!“ Und das tut er. So war er Schülersprecher auf seinem Beruflichen Gymnasium und erster gewählter Vorsitzender des Jugendparlaments Friedrichshafen, ist stellvertretender Kreisvorsitzender der SPD Bodenseekreis, stellvertretender Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Friedrichshafen, Beisitzer im Vorstand der Jusos Bodenseekreis und nun für ein Jahr studentischer Vizepräsident an der ZU. Seine vorrangigen Themen: soziale Gerechtigkeit und Klimaneutralität.
Verantwortung zu übernehmen, mitzugestalten, sich für andere und ihre Interessen einzusetzen, Kooperationen zu schmieden und nachhaltige Themen anzugehen: Das hat Matthias Eckmann bereits zu Schulzeiten leidenschaftlich getan. Als er nach seinem Realschulabschluss auf ein Berufliches Gymnasium mit Schwerpunkt Sozialwissenschaften wechselte, wurde er zwei Jahre hintereinander zum Schülersprecher gewählt. „Dabei habe ich nicht nur zwischen den Statusgruppen vermittelt, sondern auch ein verstärktes Miteinander der drei Beruflichen Gymnasien in Friedrichshafen und die Einführung eines Pfandsystems für Mehrwegbecher angestoßen“, erzählt Eckmann.
Zu jener Zeit kam die Frage auf, wie die Jugendbeteiligung in Friedrichshafen in Zukunft aussehen soll, nachdem das Vorgängerprojekt unter dem Namen Jugendrat eingeschlafen war. Matthias Eckmann und rund 200 weitere Schülerinnen und Schüler kamen so beim anschließenden Jugendforum zusammen. Dabei bildete sich unter anderem der „Arbeitskreis Jugendparlament Friedrichshafen“, an dem Eckmann tatkräftig mitwirkte. Viele Arbeitsstunden später stand ein ausgearbeitetes und schlüssiges Partizipationsmodell. „Ziel war es, mit einem Rede- und Antragsrecht in den Gemeinderat hineinwirken und so auf die Kommunalpolitik Einfluss nehmen zu können“, erläutert Eckmann.
Nach breiter Zustimmung des Gemeinderates und der darauffolgenden konstituierenden Sitzung nahm das Jugendparlament Friedrichshafen seine Arbeit auf. Matthias Eckmann wurde als Teil einer paritätisch besetzten Doppelspitze zu dessen erstem gewählten Vorsitzenden. „Auch wenn wir anfangs von den in der Kommunalpolitik behandelten Themen überfordert waren, haben wir uns auch dank der Unterstützung durch die Gemeinderatsmitglieder nach und nach reingefuchst“, berichtet Eckmann, der sich bis heute als Mitglied für nachhaltige Mobilitätskonzepte einsetzt.
Da Gemeinderatsmitglieder verschiedener Fraktionen den gesamten Prozess der Jugendbeteiligung unterstützten und begleiteten, kam Matthias Eckmann nicht nur mit den Gemeinderätinnen und Gemeinderäten in Kontakt, sondern auch mit deren politischen Positionen. „Diese Begegnungen haben mich nur in meinem Gedanken weiter bestärkt, meine Heimatstadt Friedrichshafen mitzugestalten“, sagt Eckmann. „Ich wusste natürlich, dass dies nur über die Parteipolitik möglich ist, und so habe ich mir überlegt, welches Parteiprogramm sich am ehesten mit meinen Ansichten deckt.“ Angesichts seines ausgeprägten Interesses an Themen zu sozialer Gerechtigkeit und Klima- und Umweltfragen fand er seine politische Heimat schließlich in der SPD. „Denn gerade diese Partei ist es, die bei der dringend notwendigen sozial-ökologischen Transformation die Beschäftigten nicht aus dem Blick verliert“, bemerkt Eckmann.
Um in die sozialdemokratischen Themen tiefer einzutauchen, entschloss sich Matthias Eckmann dazu, sich als Mitglied bei den Jusos Bodenseekreis einzutragen; wenig später folgte der Eintritt in die SPD. Bei den Jusos Bodenseekreis ist er Beisitzer im Vorstand, im SPD-Ortsverein Friedrichshafen stellvertretender Vorsitzender und bei der SPD Bodenseekreis stellvertretender Kreisvorsitzender. Als Juso befasst er sich mit der Stärkung des ländlichen Raums und der Absenkung des Mindestwahlalters von 18 auf 16 Jahre bei Landtagswahlen, als SPDler in Friedrichshafen beschäftigt er sich mit der Organisation von monatlichen Veranstaltungen zu verschiedenen Themen wie Jugendbeteiligung, Nachhaltigkeit, Ausbau des ÖPNV oder Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und als SPDler im Bodenseekreis mit Nachbesserungen beim Klimapaket, Netzgehegen und Aquakultur im Bodensee oder der Zukunft des Bodensee-Airports Friedrichshafen.
Matthias Eckmann räumt ein, dass er mit der ZU lange Zeit das typische Stereotyp einer Privatuniversität verbunden hat: „Unterbewusst habe ich an einen Ort gedacht, an dem reiche Schnösel herumlaufen und an den ich auf keinen Fall will.“ Dass er dieses Schubladendenken hatte, bereut er bis heute. Dass er dieses Denken abgelegt und sich auf die ZU eingelassen hat, hat er nie bereut. „Dazu brauchte es aber andere junge, politisch engagierte Menschen, die an der ZU studiert haben oder noch studieren und mir ein anderes Bild von der Universität bewusst gemacht haben“, ergänzt Eckmann.
Überzeugt von der Kombination Politik-, Verwaltungswissenschaft und Internationale Beziehungen und der Vereinbarkeit von Studium und Engagement, mit dem Wunsch, politische Zusammenhänge zu überblicken sowie mit einem ZU-Stipendium versehen startete Matthias Eckmann in sein Studium an der ZU. Während er im Zeppelin-Jahr die Verantwortung der ZU gegenüber der Stadt Friedrichshafen und umgekehrt untersuchte und mehrere Kurse in den Bereichen Öffentliche Verwaltung sowie Wahlen und Wahlverhalten belegte, verpasste der zu dem Zeitpunkt 21-Jährige als SPD-Kandidat auf Listenplatz 5 nur knapp den Einzug in den Gemeinderat; während er sich theoretisch mit der Philosophie des Klimawandels auseinandersetzte und der Frage, wie man bei Bürgerinnen und Bürgern ein Verständnis für Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen schafft, organisiert er mit anderen auf den Straßen Friedrichshafens und Überlingens die Demos von „Fridays for Future“.
Erst durch das Theaterstück „TRASHedy“ des Künstlertrios „performing:group“ mit den Absurditäten der Wegwerfgesellschaft konfrontiert und zu einer vegetarischen, autofreien und nachhaltigen Lebensweise bekehrt, steht Matthias Eckmann nun selbst auf der Bühne und spricht über Forderungen in Bezug auf die Klimaneutralität. „So fordern wir auf lokaler Ebene ein Klimakonzept, welches das Große im Kleinen widerspiegelt“, betont Eckmann.
Seit der Aufnahme des Studiums stand für Matthias Eckmann fest, auch an der Weiterentwicklung der Universität mitzuarbeiten. „Ich habe bereits mit dem Gedanken gespielt, als studentischer Senator zu kandidieren. Doch nach einigen Gesprächen im Freundeskreis wurde mir bewusst, dass unter dem bisherigen Engagement mein Studium zu leiden hat“, verrät Eckmann. Derweil landete plötzlich die Ausschreibung für ein anderes hochschulpolitisches Amt auf seinem Tisch: das Amt des studentischen Vizepräsidenten, das auf ein Jahr angelegt und im ZU-Präsidium angesiedelt ist sowie mit einer Beurlaubung für zwei Semester und einer Bezahlung einhergeht. Er bewarb sich und wurde gewählt. „Natürlich war für meine Entscheidung ebenso ausschlaggebend, dass man seine eigenen Schwerpunkte setzen und diese in der Universität voranbringen kann“, sagt Eckmann. Während seiner nun gestarteten Amtszeit möchte er das Zusammenspiel zwischen der Stadt und der ZU verstärken und sich für das Ziel einer klimaneutralen und transparenteren Universität stark machen. Zudem ist es ihm ein Anliegen, seinen Kommilitoninnen und Kommilitonen das Amt und die damit verbundenen Möglichkeiten näherzubringen.
Matthias Eckmann weiß jetzt schon, dass die Lockrufe aus der Landeshauptstadt Stuttgart und der Bundeshauptstadt Berlin nach dem Studium lauter werden: „Ich kann nicht leugnen, dass ich Ambitionen habe, später einmal auf Landes- oder Bundesebene Politik zu betreiben. Zurzeit konzentriere ich mich aber voll und ganz auf das, was im Bodenseekreis passiert, und ich möchte das, was passiert, mitgestalten – denn mit der Bodenseeregion fühle ich mich verbunden, in der Bodenseeregion fühle ich mich heimisch.“