01.08.2022

Kira Anger

Bevor Kira Anger für ein Studium an die ZU kam, konnte sie sich vieles nicht vorstellen. Jemals ein Vorstand für Finanzen, Verwaltung und Recht einer studentischen Organisationsberatung zu sein oder ein Cheerleading-Team zu coachen, geschweige denn sich für eine Bachelorarbeit in die völlig fremd wirkende NFT-Welt zu begeben. Was zunächst kaum vorstellbar schien, war jedoch plötzlich machbar. Denn Kira Anger hat sich entwickelt von einer zurückhaltenden zu einer selbstbewussten jungen Frau. Um auch anderen Frauen aufzuzeigen, was wirklich in ihnen steckt, hat sie mit fem:ability sogar eine eigene studentische Initiative gegründet.

Foto: Nicolas Bühringer


Kira Anger ist im beschaulichen südhessischen Städtchen Eppstein aufgewachsen und zur Schule gegangen. Halt, Sicherheit und Orientierung: Das alles fand sie daheim in ihrer Familie. In dieser Geborgenheit ließ sie sich nicht nur von den Berufen ihrer Eltern inspirieren, sondern auch in deren Fußstapfen treten. „Meine Eltern haben mich immer darin bestärkt, in mich hineinzuhören, was ich machen möchte“, erzählt Anger. Die ökonomische Ader ihres erst als Diplomkaufmann in der Versicherungsbranche und dann als Wohnmobilverkäufer arbeitenden Vaters und die kreative Ader ihrer früher als Schnittdirektrice tätigen Mutter spiegelten sich in den Interessen beider Töchter wider. „Wir haben in der Familie einerseits über Wirtschaft diskutiert, andererseits haben wir uns in Kunst und Handwerk, aber auch in Musik und Tanz ausprobiert“, bemerkt Anger, die früh auf Leinwand malte, das Gitarrenspiel erlernte und Ballett tanzte.


Diese Leidenschaften verfolgte sie auch in der Oberstufe eines Wiesbadener Gymnasiums. Kunst und Französisch als Leistungskurse sprechen da eine eindeutige Sprache. Raus der Komfortzone bewegte sie sich erst, als sie sich für ein CCM-Studium an der ZU entschied. „Meine Wahl fiel auch deshalb auf die ZU, weil die Universität neben der familiären Atmosphäre und dem inspirierenden Umfeld einem die Möglichkeit gibt, nach zwei Semestern den Studiengang zu wechseln“, erwähnt Anger.


„Tatsächlich habe ich nach dem Zeppelin-Jahr festgestellt, dass mich das wissenschaftliche Arbeiten in Kultur und Kommunikation nicht so anspricht wie die Wirtschaftskurse“, gesteht Anger, die nach zwei Semestern vom CCM- in den CME-Bachelor wechselte und seither zumindest inhaltlich wieder auf dem Pfad ihres Vaters wandelt. „Außerdem habe ich gemerkt, dass ich die Kreativität vielmehr zum Ausgleich und zur Entspannung brauche.“ Um abzuschalten, malt sie – und sie tanzt im ZU-Cheerleading-Team.


Als das Trainerteam nach einer Nachfolge suchte und Kira Anger anfragte, „wusste ich nicht, ob ich es mir zutrauen kann und ob ich die an mich gerichteten Erwartungen erfüllen kann – immerhin hatte ich mich, was das Engagement in meiner Schulzeit anbelangt, eher bedeckt gehalten.“ Sie löcherte das Trainerteam, um auf Nummer sicher zu gehen, bildete schließlich gemeinsam mit zwei Mitstudierenden das Trainerteam. Zugleich engagierte sie sich als Kulturvorstand beim StudentLounge e.V. und organisierte einen Photoshop-Workshop, ein Jazzkonzert mit der Luftschiffkapelle und ein Public Viewing zu einem Superbowl. „Allmählich hatte ich verstanden, dass mit Willen und Motivation vieles machbar ist“, sagt Anger.


Ihr Studiengangwechsel schlug sich nach und nach auch in ihrer Initiativenarbeit nieder. Zwar erledigte sie sowohl bei der Premiere der Female Founders Night als auch beim whyknot e.V. Marketing- und Kommunikationsaufgaben, doch spätestens als Vorstand für Finanzen, Verwaltung und Recht bei der studentischen Organisationsberatung war der Wandel vollzogen und zudem die Verantwortung gewachsen. Als Kopf eines fünfköpfigen Teams stellte sie den Finanzplan auf, machte die Steuererklärung, beglich die Rechnungen, zog die Mitgliedsbeiträge ein, koordinierte die rechtlich gültige An- und Abmeldung sowie Wahl und Abwahl der alten und neuen Vorstände und erarbeitete und etablierte im Vorstandsteam eine Fünf-Jahres-Strategie: „Ich war dafür verantwortlich, dass die Gemeinnützigkeit des Vereins bestehen bleibt.“ Und bescheiden fügt Kira Anger hinzu: „Wenn man sich erst mit der Materie vertraut gemacht hat, sehen die Aufgaben größer aus, als sie es eigentlich sind – man muss sich nur trauen, dann meistert man auch auf den ersten Blick unüberwindbare Hürden.“


Eine regelrechte Herausforderung bedeutete für sie auch ihre Bachelorarbeit, für die sie in eine Welt eintauchte, die ihr unbekannt und rätselhaft schien. „In meiner Bachelorarbeit habe ich den aufsteigenden NFT-Markt unter die Lupe genommen und wie sich Unternehmen mit ihren Produkten darin bestmöglich platzieren können“, erläutert Anger.


Um sich selbst weiterzubilden, nahm Kira Anger an von whyknot organisierten Workshops und Fallstudien teil. „Für mich sind Beratungsprojekte vergleichbar mit dem Lösen eines Rätsels“, sagt Anger. „Denn es geht ja um nichts anderes als darum, auf die individuellen Kundenbedürfnisse einzugehen und mit Tools und Kreativität deren Probleme zu überwinden.“ Um ihre Kenntnisse zu erweitern, ging sie nach München, um bei der auf den Gesundheitssektor spezialisierten Unternehmensberatung 2perspectives GmbH ein Praktikum zu machen. „Das Praktikum war für mich wertvoll, weil es mir deutlich vor Augen führte, wo meine eigenen Grenzen liegen“, berichtet Anger.


Wie es ist, in einem Start-up zu arbeiten, erlebte Kira Anger zunächst als Praktikantin und später als Werkstudentin bei der Aaron GmbH in Berlin, die einen smarten Telefonassistenten für Arztpraxen entwickelt hat, der in Zeiten von Corona auch in den Gesundheitszentren eingesetzt wird. „Es war unglaublich spannend, in einer Phase Teil eines Start-ups zu sein, das aus allen Nähten platzt und mit nie enden wollenden Anfragen konfrontiert ist“, beschreibt Anger, die Mädchen für alles dort war, wo Not am Mann war – von Unternehmensentwicklung über Verkauf bis hin zum Personalwesen.


Nach all den gemachten Erfahrungen strotzt Kira Anger mittlerweile vor Selbstvertrauen. Das ging so weit, dass sie im vergangenen Frühjahrssemester mit fem:ability eine eigene studentische Initiative gründete. „Die Idee ist ein Abbild meiner eigenen Geschichte: Denn in Gesprächen ist immer wieder deutlich geworden, dass viele junge Frauen sich zu viele Gedanken über das Scheitern machen und sich daher Dinge erst gar nicht zutrauen und dass es an unserer Universität neben der Female Founders Night eine Community braucht, die regelmäßig in verschiedenen Formaten zusammenfindet und die Frauen dazu ermutigt, ihre Ziele zu verfolgen und sich selbst zu verwirklichen.“ Der Anklang war überwältigend. In kurzer Zeit entstand ein 25-köpfiges Team, das von Kira Anger geleitet und koordiniert wird. Seitdem bietet die studentische Initiative fortlaufende Veranstaltungen mit inspirierenden Persönlichkeiten, einen geordneten Wissenstransfer über eine multimediale Plattform und einen monatlich erscheinenden Newsletter.


Jetzt ist es an Kira Anger, nach einer Nachfolge für die Gesamtleitung zu suchen. Denn inzwischen ist sie für ein Praktikum in Frankfurt am Main übergangsweise in ihre Heimatstadt zurückgekehrt. Von dort wagt sie einen Blick nach vorne: „Bevor ich in ein Masterstudium starte, möchte ich in einem Gap Year mehr über den Arbeitsalltag in größeren Konzernen erfahren und noch tiefere Einblicke in bestimmte Unternehmensbereiche gewinnen.“


Kira Anger blickt aber auch gerne auf die Zeit an der ZU zurück: „Für mich hat sich mein anfänglicher Eindruck von der ZU als Ort bestätigt, an dem man sich und seine Ansichten und Werte permanent hinterfragen muss – und das nicht nur in den Diskussionen in den Kursen, sondern auch in den Gesprächen mit Freunden, die ganz verschiedene Lebenswege einschlagen und damit unterschiedliche Meinungen einbringen und zu neuen Denkansätzen anregen.“

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