Die Idee des Realismus
Für gewöhnlich begreift sich der Realismus im Gegensatz zum Idealismus. Doch zweifellos bezeichnet der Begriff des Realismus selbst eine Idee, und sei es die Idee dieses Gegensatzes selbst. Das heißt, ohne ein Quantum Idealismus ist der Realismus nicht zu denken. Wie kann nun dieser ideelle Aspekt des Realismus verstanden werden? Eher im produktiven Sinn einer Ausrichtung an einer möglichst wirklichkeitsgerechten Erfassung der Welt, mithin der Strukturierung und Bewertung besonderer Formen der Wahrnehmung und Erkenntnis? Oder eher im ideologischen Sinn einer Verstellung eines solchen Zugangs, indem die Idee zum Dogma wird und darin die unterschiedlichen epistemologischen, politischen und künstlerischen Dimensionen des Realismus in eins fallen? Der Streit um den ideellen Charakter des Realismus ist daher konstitutiv dafür, wie realistisch der Realismus sein kann, und welche metaphysischen, ethischen und ästhetischen Wertbehauptungen in seinem Namen möglich sind.
Helmut Draxler ist Professor für Kunsttheorie an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Er studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Philosophie und wurde nach seiner Promotion über „Das brennende Bild. Eine Kunstgeschichte des Feuers in der neueren Zeit (1986)“ Direktor am Kunstverein in München. Von 1998 – 2012 war er Professor für Ästhetische Theorie an der Merz Akademie Stuttgart und von 2013 - 2014 Professor für Kunsttheorie und Kunstvermittlung an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Seine wichtigsten Publikationen sind als Autor: Abdrift des Wollens. Eine Theorie der Vermittlung, Wien, Berlin (Turia + Kant) 2016; Gefährliche Substanzen. Zum Verhältnis von Kritik und Kunst, Berlin (b_books) 2007; Die Gewalt des Zusammenhangs. Raum, Referenz und Repräsentation bei Fareed Armaly, Berlin (b_books) 2007; Als Herausgeber: Theorien der Passivität (gemeinsam mit Kathrin Busch), München (Fink) 2013; Film, Avantgarde, Biopolitik (gemeinsam mit Sabeth Buchmann und Stephan Geene), Wien (Schlebrügge) 2009; Shandyismus. Autorschaft als Genre, Stuttgart (Merz-Solitude) 2007.
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