Promotionsvorhaben
SEX AFTER DEATH. Facing sexual trauma between sexes in the mirror of contemporary art and discourse
Im Promotionsvorhaben werden anhand von ausgewählten zeitgenössischen künstlerischen Arbeiten die Zusammenhänge zwischen sexualisierter Gewalt, Trauma und Geschlechterverhältnissen untersucht.
Seit der Antike finden sich in der Bild- und Kunstgeschichte unterschiedliche Narrative um sexualisierte Gewalt, die die Diskurse ihrer Zeit spiegeln. Erst mit dem Aufkommen von feministischen Positionen in den 70er Jahren ändert sich die männlich geprägte Perspek- tive auf sexualisierte Gewalt. In ihrem Ziel der öffentlichen Bewusstseinsbildung können die Arbeiten feministischer Künstlerinnen als Vorläufer der #metoo Bewegung eingeordnet werden. In der öffentlichen Debatte dominiert die Diskussion um den Machtmissbrauch von Männern gegenüber Frauen. Die Ursachen von sexualisierter Gewalt scheinen jedoch tief in gesellschaftlichen Strukturen verankert zu sein, die alle Geschlechter betreffen kann - insbesondere im Kindesalter. In der Traumaforschung werden Gewaltstrukturen als Teil eines teilweise transgenerationalen Kreislaufs betrachtet, die sich ohne Aufarbeitung in einer Fremd- oder Selbstschädigung der Individuen fortsetzen können. Die Möglichkeit von (Re-)Traumatisierungen erscheint als ein weiterer wesentlicher Faktor in der Diskussion von Intimgewalt.
Im Gegensatz zu den vorangegangenen Diskursen möchte das Forschungsvorhaben zeitgenössische künstlerische Positionen erfassen, die diverse Akteurs-Konstellationen und Bedeutungskontexte von sexualisierter Gewalt und Trauma zum Vorschein bringen. Künstler*innen, die versuchen die Komplexität der Gewaltstrukturen zu entschlüsseln und dualistische Geschlechterrollen aufzubrechen. Zeitgenössische künstlerische Positionen sollen dafür in Relation zu historischen Arbeiten gebracht werden, um zu untersuchen, welche Neuerungen, Brüche und Leerstellen der gegenwärtige Diskurs um sexualisierte Gewalt und Trauma aufweist und welche unterschiedlichen Widerstandsstrategien Künstler*innen und Aktivist*innen entwickeln, um die polymorphen Gewaltstrukturen zu dechiffrieren.
Zweitbetreuung: Prof. Dr. Angela Koch, Kunstuniversität Linz