Kurzvita
Julie Göllner studierte moderne und zeitgenössische Kunstgeschichte an der University of Edinburgh sowie Kommunikations- und Kulturmanagement an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen. Nach ihrem Studium arbeitete sie zwei Jahre lang an der Schnittstelle von Kunst und digitaler Kommunikation in London, wo sie die Webseite von Gerhard Richter betreute und Kunstgalerien für Artsy UK beriet. Bevor sie sich ihrer Dissertation widmete, arbeitete sie für die Kulturveranstaltungen des Bundes Berlin und später bei der KÖNIG Galerie im Bereich Sales. Ihr Forschungsinteresse gilt den sozialen Dynamiken und Machtstrukturen im Kunstsystem, den ethischen und moralischen Fragen der Kunstproduktion, der Politik des Zeigens sowie der Rolle öffentlicher Kunstinstitutionen und Museen in der Gesellschaft.
Promotionsvorhaben
Diese Forschungsarbeit ist eine kultur- und kunstwissenschaftliche Analyse aktueller Dynamiken im Kunstbetrieb, die das traditionelle Machtgefüge mit seinen konventionellen Handlungsmustern erschüttern. Diese Prozesse gehen auf verschiedene soziale Bewegungen mit unterschiedlichen Leitmotiven zurück, die sich durch eine erhöhte Sensibilität für gesellschaftliche Machtstrukturen und einen Bewusstseinswandel auszeichnen, welcher sich an ethischen und moralischen Prinzipien orientiert. Dieses Phänomen wird bereits in den unterschiedlichsten Bereichen des gesellschaftlichen Lebens unter den Begriffen „Cancel Culture“, „Culture Wars“ oder „Wokeness“ diskutiert. In den letzten Jahren haben politische Fragen und sozialkritische Themen in der Kunstproduktion, im Ausstellungskontext und folglich auch im Kunstdiskurs an Relevanz gewonnen. Dieser Paradigmenwechsel ist nicht mehr nur Bestandteil einer sozialen oder ethischen Wende, sondern weißt darüber hinaus Moralisierungstendenzen auf. Im Rahmen dieser Arbeit soll untersucht werden, ob die Moralisierung des Kunstdiskurses einen Strukturwandel im Betriebssystem Kunst bewirkt und inwieweit zentrale Akteure ihre Rolle in diesem Feld neu aushandeln, definieren und legitimieren müssen. Ziel ist es, die aktuelle Machtdynamik im Kunstbetrieb zu identifizieren und die Moralisierung des Kunstdiskurses näher zu untersuchen. Auf diese Weise soll ein allgemeines Bewusstsein für die potenziellen Auswirkungen dieses Phänomens auf den Kunstbetrieb und die möglichen Veränderungen, die sich daraus ergeben könnten, geschaffen werden.