Gesamtwirtschaftliche Verluste der Bodenseeregion durch die Insolvenz der Fluggesellschaft Intersky –
Eine erste Einschätzung durch das Center for Mobility Studies an der Zeppelin Universität und KE-CONSULT Kurte & Esser GbR
Friedrichshafen | Köln | Düsseldorf 29.11.2015
Prof. Dr. Wolfgang H. Schulz, Leiter des Centers for Mobility Studies und Inhaber des Lehrstuhls für Mobilität, Handel und Logistik an der Zeppelin Universität, und Dr. Judith Kurte, Geschäftsführerin der KE-CONSULT Kurte & Esser GbR, haben gemeinsam eine erste Analyse vorgenommen, mit der die möglichen volkswirtschaftlichen Verluste in der Bodenseeregion durch die Insolvenz der Fluggesellschaft Intersky kenntlich werden.
Nach Einschätzung von Prof. Dr. Wolfgang H. Schulz von der Zeppelin Universität ist es dringend erforderlich, den wahren ökonomischen Verlust zu bestimmen, der durch den Wegfall von Intersky entstanden ist. Dabei ist zunächst entscheidend, dass der Verlust der 115.000 Intersky Passagiere ökonomisch richtig bewertet wird. Es sind war nur 20% von 0,6 Millionen Passagieren, aber bei den Passagieren von Intersky handelte es sich überwiegend um Geschäftsleute.
Aus ihren bisherigen Flughafenforschungen weiß Dr. Judith Kurte, Geschäftsführerin der KE-CONSULT Kurte & Esser GbR, dass eine gute Anbindung an den nationalen und internationalen Luftverkehr für die Unternehmen der Bodenseeregion vor allem die Möglichkeit, auf globalen Märkten tätig zu werden, bietet. Dies betrifft Beschaffungs- und Absatz-, aber auch Arbeitsmärkte.
Der Flughafen Friedrichshafen wird vor allem mit fünf Problemlagen konfrontiert.
1. Problemlage: Der Wegfall von Intersky führt unmittelbar dazu, dass der Flughafen unter die kritische Größe von 0,5 Millionen Passagieren rutscht. In Deutschland gilt, dass Regionalflughäfen zwischen 0,5 und 2 Millionen Passagiere abfertigen müssen, um ihre Kosten zu decken.
2.Problemlage: Der Wegfall von Intersky führt nicht nur zu einem Verlust von 150 Intersky-Beschäftigten. Es fallen auch Arbeitsplätze auf dem Flughafen weg, die mit dem Handling und der Versorgung der Flüge und Reisenden beschäftigt waren. Darüber hinaus entstehen weitere indirekte Effekte, die durch den Wegfall von Aufträgen an das Umland entstehen. Ausgehend von der Faustformel, dass je 1.000 Passagiere 2,5 – 3 Arbeitsplätze in der Flughafenregion generiert werden, ist der gesamte Verlust mehr als doppelt hoch als die bisher genannten 150 Arbeitsplätze.
3.Problemlage: Es bestehen erhebliche Kannibalisierungseffekte durch den Flughafen Memmingen. Diese Konkurrenz könnte dem Flughafen Friedrichshafen in naher Zukunft weitere Angebots- und damit Passagierverluste bescheren.
4.Problemlage: Der Flughafen Friedrichshafen hat einen bisher erheblichen regionalen volkswirtschaftlichen Nutzen gestiftet. Ein großer Teil dieser Nutzenwirkungen fällt bei Dritten an: z.B. Großunternehmen, kleine- und mittelständische Unternehmen, Stadt Friedrichshafen, Bodenseekreis, Taxigewerbe, Hotel- und Gaststättengewerbe, Messe Friedrichshafen.
5.Problemlage: Der Flughafen stiftet der Region bisher hohe fiskalische Effekte. Damit sind nicht nur die Steuereinnahmen gemeint, die vom Flughafen und den dort ansässigen Unternehmen und Beschäftigten entrichtet werden. Auch die Unternehmen, die dank der Luftverkehrsanbindung einen Produktivitätszuwachs erfahren, generieren ein durchaus nennenswertes Steueraufkommen für die gesamte Region.
Es ist dringend notwendig, den in der nächsten Zeit stattfindenden Anpassungsprozess am Flughafen Friedrichshafen fundiert und kompetent zu begleiten. Nur so kann gewährleistet werden, dass der Bodenseeregion ein leistungsfähiger Flughafen für die luftverkehrliche Versorgung von Bevölkerung, Tourismuswirtschaft, Verarbeitender Industrie und Dienstleistungsgewerbe erhalten bleibt.