Das Projekt „Mediatisierte Medienrezeption“ baut auf unterschiedlichen Überlegungen zum Medien- und Publikumswandel auf, die sich im Rahmen der Forschung des SPP Mediatisierte Welten stellen. Zur genauen Erfassung des gegenwärtigen Publikumswandels geht es insbesondere um Fragen der Veränderung bestehender, aber auch der Ausbildung neuer Routinen und Praktiken der Fernsehnutzung. Damit einher gehen neue Rezeptionsweisen, die im Zusammenhang mit den Vordringen der sog. „Second-Screen-Nutzung“ zu erfassen und zu analysieren sind.
Das entscheidende Moment dieser neuen Praktiken ist, dass Medienrezeption auf sozialer Ebene nicht mehr länger lediglich im häuslichen Kontext individuell oder in der Kleingruppe geschieht, bzw. zwischen Peers in der Freizeit oder am Arbeitsplatz besprochen und bewertet wird. Vermittelt über Internetplattformen und Online-Foren treffen sich nun Mitglieder sozialer Gruppen, die ansonsten im Alltag keinen Kontakt miteinander hätten – und das interaktiv, zeitlich entbunden und delokalisiert. Das Rezeptionshandeln folgt daher vermehrt dem tatsächlichen oder unterstellten Handeln anderer, unbekannter Mit-Rezipienten und wird nur durch persönliche Präferenzen oder technisch-materielle Ermöglichungsräume bedingt. Und dieser Wandel befindet sich erst am Anfang.
Diesen Umstand wollen wir mit dem in der Rezeptionsforschung bislang nicht eingeführten Begriff der Ko-Orientierung beschreiben. Hartmut Esser versteht aus einer soziologischen Perspektive unter diesem Begriff eine „gemeinsame und ‚koordinierte’ gedankliche Orientierung an dem gleichen vorgestellten Modell des Handelns – ohne jede weitere Kontaktnahme in der Situation.“ (Esser, 2000, S. 229). Diese ‚Definition’ ist im Hinblick auf die ‚ko-aktive’ Nutzung von bezugnehmenden Medien während der ‚eigentlichen’ Mediennutzung unter dem Stichwort ‚Second-Screen’ allerdings einseitig.
Der Workshop lädt daher dazu ein, diese Entwicklungen zu diskutieren und die Problemstellung interdisziplinär zu erschließen. Das Thema berührt verschiedene Ansätze die in ihrer Bandbreite sowohl an handlungstheoretischen Denktraditionen anknüpfen als auch unter dem Konzept der systemischen Differenzierung eine Annäherung denkbar machen. Auf der Gegenstandsebene geht es um medien- und kommunikationswissenschaftliche sowie kulturwissenschaftliche Einordnungen der Entwicklung.
| Datum: 12. & 13. Juni 2015
| Ort: SeeCampus | Zeppelin Universität, Friedrichshafen
Tel: | +49 7541 6009-1381 |
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Raum: | FAB 3 | 1.41 |
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Raum: | FAB 3 | 1.18 |