Das artsprogram der ZU lädt im Rahmen der Ausstellung „Apokalypse und Weltrettung“ [1] zu einer Buchvorstellung und Diskussion mit dem
Historiker und Autor Milo Probst ein.
„Too little, too late“: So lassen
sich die staatlichen und marktwirtschaftlichen Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen
der vergangenen Jahre am besten zusammenfassen. Dabei ist der Klimanotstand längst
kein Zukunftszenario mehr, sondern ist spätestens mit den Hitzerekorden,
Waldbränden und Fluten der vergangenen Jahre auch in die Gegenwart des globalen
Nordens eingebrochen. Die Frage ist nicht mehr, ob Umwelt- und
Klimaschutz relevant ist, sondern welchen Umweltschutz wir eigentlich
meinen. Der Autor und Historiker Milo Probst ist überzeugt: Wir brauchen einen
Umweltschutz der 99% – denn die Klima- und Umweltkatastrophe ist das Resultat
von sozialen Verhältnissen, die historisch gewachsen sind – und somit auch überwunden
werden können. In dem Buch Für einen Umweltschutz der 99% begibt sich
Probst auf eine historische Spurensuche und zieht Verbindungslinien zwischen
feministischen, antirassistischen, antikapitalistischen Kämpfen des 19. und 20
Jahrhunderts. Er legt dar, dass ein Umweltschutz der Vielen erst in einer
Verknüpfung dieser Kämpfe imaginiert werden und erwachsen kann.
Der Kampf um eine lebenswerte Zukunft
betrifft demnach heute auch und immer mehr unsere politische Vorstellungskraft.
Zuversicht und Hoffnung weichen immer mehr Gefühlen der Angst angesichts einer
radikal ungewissen Zukunft. Nicht mehr fehlendes Wissen steht politischem
Handeln im Weg, sondern der fehlende Glaube daran, überhaupt noch etwas
ausrichten zu können. Kann in Anknüpfung an die emanzipatorischen Kämpfe des
19. und 20. Jahrhunderts ein Umweltschutz imaginiert werden, der in der
heutigen Situation den Glauben an Veränderungsmöglichkeiten aufrechterhält? Welche
Praktiken bilden die Grundlage für einen Umweltschutz der antirassistisch,
feministisch, dekolonial und internationalistisch ist? Und könnte uns der
Umweltschutz der 99% helfen, Emanzipation jenseits von Fortschrittsnarrativen zu
denken?
Der Historiker Milo Probst geht
diesen Fragen im Gespräch mit Lukas Stolz nach, der dazu aus
sozialphilosophischer Perspektive forscht. Beide interessiert dabei, ob und wie
die Themen und Fragen der Veranstaltung in Friedrichshafen von Aktivistinnen und Aktivisten,
Initiativen in der Region und an der ZU, von Studierenden und Mitarbeitenden
geteilt werden. Nach einer kurzen Buchvorstellung und Einführung in das Thema
zu Beginn sind alle Teilnehmenden in der zweiten Hälfte der Veranstaltung
zum offenen Gespräch eingeladen.
| FÜHRUNG
Vor
der Veranstaltung findet um 18.30 Uhr eine öffentliche Führung mit Prof D.
Karen van den Berg durch die Ausstellung „Apokalypse und Weltrettung“ statt.
| SUPPE UND WEIN
Alle
Besucherinnen und Besucher sind vor und nach der
Veranstaltung herzlich zum Gespräch bei Suppe, Tee und Wein eingeladen.
| CORONA HINWEIS
Aufgrund der aktuellen Lage haben wir uns für eine 2G+ Regelung entschieden (+ = negativer Coronatest).
| KURZVITAS
Milo Probst, geboren 1991 in Basel, ist Historiker und arbeitet derzeit an einer Dissertation über die Umweltkritik im Anarchismus des ausgehenden 19. und anbrechenden 20. Jahrhunderts an der Universität Basel. Er interessiert sich für die Schnittstellen zwischen Forschung und Aktivismus und ist in der Klimagerechtigkeitsbewegung aktiv.
Lukas
Stolz beschäftigt sich im Rahmen seiner Dissertation mit der Krise des Fortschrittsbegriffs
im Anthropozän und interessiert sich besonders für die Herausforderungen, die
sich daraus für emanzipative politische Praxen und Vorstellungswelten ergeben.
Er ist Mitglied des Herausgeber*innen-Kollektivs der Zeitschrift für
philosophisch-politische Einmischungen éngagée
und arbeitet als Kommunikations- und Strategieberater für NGOs.
| FÖRDERUNG
Die Ausstellung „Apokalypse und Weltrettung“ sowie das Begleitprogram ist gefördert von: Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg | Fränkel Stiftung | Sparkasse Bodensee | Architektenkammer Baden-Württemberg | Exploration Architecture | Arava Institute for Environmental Studies | Die Blaue Blume e.V.
[1] Vgl.: https://www.monopol-magazin.de/interview-klima-apokalypse
Die Anmeldung für diese Veranstaltung ist nicht mehr möglich.