Freiheit und Abenteuer - Drei Schnappschüsse aus dem 12., 17. und 21. Jahrhundert
Was bedeutet Freiheit im 21. Jahrhundert? Ist sie liberal oder libertär? Zählen vor allem die politischen Freiheiten oder die persönlichen und ökonomischen? Welcher Wert wird der Freiheit beigemessen, wenn sich die digitale Vernetzung zur Totalüberwachung entwickelt? Sind Kunst und Wissenschaft noch taugliche Bastionen der Freiheit? Und wenn sie dies wären, welche Denkfiguren und Handlungsoptionen bieten sie bei einem Ringen um Freiheit an?
Die von den ZU-Professoren Karen van den Berg und Jan Söffner organisierte Ringvorlesung nähert sich dieser Fragestellung über eine historische Reflexion in den Künsten. Expertinnen und Experten aus Kunst-, Literatur-, Musik- und Kulturwissenschaft stellen an zehn Abenden Werke vor, die unterschiedlichste Freiheits- und Unfreiheitsvorstellungen zum Thema machen. Das Spektrum reicht von der Literatur des 12. Jahrhunderts über Beethoven und die russische Avantgarde bis hin zu David Bowie.
Die Auftaktveranstaltung von Jan Söffner wirft drei Schlaglichter auf Rittergeschichten. Die Ritter der höfischen Romane reiten auf aventiure. Dafür brauchen sie urloup. Ersteres leitet sich aus dem altfranzösischen auenture her, was in etwa so viel bedeutet wie „Zufall“ oder „Glück“ (lat. adventura ist das Kommende, die Zukunft): Hier aber verschiebt sich der Sinn dieses Wortes das erste Mal in die Richtung dessen, was der Begriff des Abenteuers sein wird. Urloup indes ist nicht das, was heute die Ferien sind – es ist vielmehr die Lizenz des Lehnsherren, für eine bestimmte Zeit aus den Pflichten entlassen zu werden und eben ausreiten zu können – es ist Freiheit auf Zeit, eine Insel der Freiheit. Was ist aus der Paarung von Freiheit und Abenteuer seither geworden?