Yngve Holen | Die Realität des Begehrens
Die Kultur unserer Gegenwart scheint von dem Wunsch beherrscht, zur Realität zurückzukehren. In der Politik werden die Medien für ihre Darstellung der politischen Realität kritisiert. In der Philosophie versuchen die Autoren des Spekulativen Realismus, das relative Moment der subjektiven Anschauung zu überwinden, um zur Wirklichkeit an sich vorzudringen. Und in der zeitgenössischen Kunst beschäftigt sich die sogenannte Post-Internet Kunst mit dem Abfall der digitalen Bilder von der Realität. An Yngve Holens Arbeiten lässt sich das Vorgehen dieser Generation von Künstler/innen exemplarisch illustrieren. Holens Auseinandersetzung mit den digitalen Bildern und Technologien unserer Zeit kann aber zugleich als eine Auseinandersetzung mit der unausweichlichen Realität unseres Begehrens verstanden werden. Und so stellt sich die Frage nach dem Verhältnis zwischen dieser irreduziblen Realität des Begehrens und den ökonomischen, ökologischen und politisch-militärischen Krisen, die heute jene kulturellen Vorstellungen, Simulationen und medialen Darstellungen erschüttern, welche uns bisher mit einer unausweichlichen und letztlich gnadenlosen Realität versöhnen konnten.
Philipp Kleinmichel studierte Philosophie, Kunst- und Medientheorie in Freiburg, Karlsruhe und New York. Er ist Absolvent des Independent Study Program am Whitney Museum of American Art und war Stipendiat der Akademie Schloss Solitude. Seit Januar 2018 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Zeppelin Universität und war zuvor Lehrbeauftragter u.a. an der Universität Gießen, der Universität Hamburg und der UDK Berlin. Er forscht zum Wandel von Kunst und Massenkultur im digitalen Zeitalter.
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