Realität in der Renaissance und die Renaissance der Realität
Die Künstler der Renaissance entwickelten eine ganze Reihe grundlegend neuer Darstellungstechniken. Insbesondere die Erfindung der Zentralperspektive gilt als Wendepunkt hin zu einer objektivierten Form der Wiedergabe der sichtbaren Wirklichkeit. Durch die Zentralperspektive wurde der Blick mathematisiert und dem Betrachter eine „weltfreie Stelle“ (Gottfried Boehm) außerhalb des Bildes zugewiesen. Interessanterweise wird mit dieser Festlegung eines Standpunktes die Kunst zugleich deutungsoffener und bedarf in einem zuvor ungekannten Maße der Interpretation. So erfährt auch der Begriff der Kunst eine Neubestimmung.
An einem ähnlichen Wendepunkt befinden wir uns womöglich auch gegenwärtig. Es scheint, als würde die digitale Repräsentation der Welt längst ein Eigenleben führen, das die Objekte in ihrer materialen Faktizität empfindlich überlagert. Gerade in einer solchen Zeit aber scheint sich die Kunst auf einen neuen Realismus zu besinnen. Diesen gilt es genauer zu verstehen. Die Arbeiten des Filmemacher-, Wissenschaftler und Architekten-Kollektivs „Forensic Architecture“ dienen dabei als aufschlussreiches Beispiel.
Karen van den Berg ist seit 2003 Inhaberin des Lehrstuhls für Kunsttheorie & inszenatorische Praxis an der Zeppelin Universität (ZU). Sie studierte Kunstwissenschaft, Klassische Archäologie und Nordische Philologie in Saarbrücken und Basel. 1995 erfolgte die Promotion zu Matthias Grünewald bei Gottfried Boehm. 1994-96 erhielt sie das ›Max Imdahl-Stipendium für Kunstvermittlung‹. Zwischen 1993 und 2003 arbeitete sie als Dozentin für Kunstwissenschaft und als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Witten/Herdecke. 2003 erfolgte der Nachweis habilitationsadäquater Leistungen und der Ruf an die ZU. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Theorie & Geschichte des Ausstellens, Bildungsarchitektur, Kunst und Politik, künstlerische Episteme, Kunstmarkt- und Studioforschung.
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