Öffentliche Ringvorlesung | Welche Meisterschaft!? Werk, Subjekt und Masse
Nie wurde der Kreativitätsbegriff so inflationär verwendet wie heute; von kreativen Städten, kreativen Industrien, kreativen Klassen und einem allgegenwärtigen Kreativimperativ ist die Rede. Immer mehr Diagnosen besagen, dass wir in einem Zeitalter beinahe zwanghafter Massenkreativität leben. Ein solches Selbstverständnis zieht auch eine andere Perspektive auf die Kunstgeschichte nach sich, denn damit verschiebt sich die Bedeutung, die einzelnen Werken und ihren Schöpfern beigemessen wird. Längst sind Begriffe wie „Meisterschaft“, „Schöpfer“ und „Genie“ suspekt geworden. Meist werden sie einer konservativ-bildungsbürgerlichen Sphäre zugerechnet, die mit den emanzipatorischen Idealen einer pluralistischen Gesellschaft nur schwer vereinbar scheint.
Die Ringvorlesung verfolgt die Frage, wie sich Autorschaft, Subjektivität und Vorgänge der massenhaften Verbreitung zueinander verhalten.
Der amerikanische Maler Phillip Guston bemerkte in einer Diskussion: „Painting and sculpture are very archaic forms. It’s the only thing left in our industrial society where an individual alone can make something with not just his own hands, but brains, imagination, heart maybe.“ Zählt es also auch heute noch zu den entscheidenden gesellschaftlichen Funktionen von Kunst, Subjektivität zu behaupten? Wie stellt sich Subjektivität in historischen Beispielen dar? Wie situieren sich einzelne Werke, die man geneigt ist, als Schlüsselwerke der Kunstgeschichte anzusehen, vor diesem Hintergrund?
Im Rahmen der Ringvorlesung gehen Experten aus den Bereichen Kunst-, Musik-, und Literatur- und Filmwissenschaft ausgehend von einzelnen Werken oder Werkgruppen auf diese Fragen ein.
Mit seinem Bonmot verkehrt Kippenberger eine Aussage von Joseph Beuys in ihr Gegenteil und deutet damit an, dass das Selbstbild des Künstlers sich seit den sechziger Jahren entscheidend gewandelt hat. Während früher die Kunst als essentiell für die conditio humana erschien, wird sie mittlerweile als Resultat sozialer Prozesse verstanden. Der Vortrag lotet am Beispiel der künstlerischen praxis von Martin Kippenberger aus, wie man sich die 'Produktion' von Subjekten vorzustellen hat.
Stephan Schmidt-Wulffen ist Honorarprofessor für Ästhetik und künstlerisches Wissen an der Zeppelin Universität, und leitet dort seit 2013 das „Labor für implizites und künstlerisches Wissen“ (LIKWI). Nach einer Theaterausbildung studierte er Philosophie, theoretische Linguistik und Kommunikationsästhetik. Er war von 1992 – 2000 Leiter des Kunstvereins in Hamburg, Teilzeitprofessur an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, von 2002 bis 2011 Rektor der Akademie der bildenden Künste Wien, und ist seit 2011 Rektor der New Design University St.Pölten. Seine seit den 80er Jahren veröffentlichten Texte sowie die von ihm seit den 90er Jahren kuratierten Ausstellungen sind bedeutenden Künstlern der Gegenwart gewidmet (Joseph Kosuth, Daniel Richter, Martin Kippenberger u.v.a.).
weitere Termine der Ringvorlesung:
05.05.2015: Prof Dr Karen van den Berg: abschließende Sitzung
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