Was in Geschäftsführungs- und Vorstandspositionen öffentlicher Unternehmen verdient wird, bleibt häufig im Verborgenen. Gerade einmal 20,8 Prozent der Top-Managementmitglieder auf kommunaler Ebene legen ihre Vergütung personenbezogen offen, auf Bundes- und Länderebene sind es immerhin 46,8 Prozent. Zugleich unterscheiden sich die Gehälter je nach Branche und Unternehmensgröße erheblich. Das geht aus der aktuell veröffentlichten Public Pay Studie 2023 der ZU hervor.
„Spitzenkräfte öffentlicher Unternehmen sind maßgebliche Unternehmenslenkerinnen und Unternehmenslenker sowie relevante Mitgestalterinnen und Mitgestalter des demokratischen Gemeinwesens, die über ein besonderes Kompetenzspektrum verfügen müssen. Es braucht daher Fair Pay und keine Neiddebatten“, erklärt Professor Dr. Ulf Papenfuß, Inhaber des Lehrstuhls für Public Management & Public Policy an der ZU.
Die Public Pay Studie ist als Langfriststudie konzipiert und untersucht aktuelle Muster bei der Höhe, Ausgestaltung und Offenlegung der Top-Managementvergütung öffentlicher Unternehmen und zeigt Perspektiven für eine digitale Governance und nachhaltige Vergütungsstrukturen auf. Die vorliegende Studie untersucht 7.034 öffentliche Unternehmen der Städte mit mehr als 30.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, der Landkreise sowie von Bund und Ländern in Deutschland. In die Studie eingegangen sind Vergütungsdaten von 10.333 Top-Managementmitgliedern aus 1.243 öffentlichen Unternehmen für das aktuell verfügbare Geschäftsjahr 2021. Damit liefert die Studie eine einzigartige Informationsgrundlage und einen fundierten Orientierungsrahmen für Vergütungsplanungen und Vergütungsentscheidungen im Alltag.
Unter den Kommunen mit mindestens fünf öffentlichen Unternehmen haben im Geschäftsjahr 2021 sieben Kommunen eine personenbezogene Offenlegungsquote von 100 Prozent, was die Realisierbarkeit einer vollständigen Vergütungstransparenz verdeutlicht und positive Anknüpfungspunkte für andere Gebietskörperschaften liefert. Bei weiteren sieben Kommunen sind es mindestens 75 Prozent, bei 27 Kommunen zwischen 50 und 75 Prozent. Beachtlich ist, dass bei insgesamt 242 Kommunen eine personenbezogene Offenlegungsquote von 0 Prozent vorliegt.
„In der Diskussion um Vertrauen in den Staat unterstreichen die Befunde die dringende Notwendigkeit, Transparenzgesetze und Kodizes mit klaren Regelungen überall zeitnah einzuführen. Es sollte eine vollständige Vergütungstransparenz, einschließlich Altersversorgung und Nebenleistungen, hergestellt werden. Öffentlichkeit und Medien sollten Druck ausüben, wann entsprechende Regelungen vorliegen. Aber genauso ist wichtig: Good Governance verdient Lob und Anerkennung“, sagt Papenfuß.
Auch bei der Vergütung von Top-Managementmitgliedern öffentlicher Unternehmen in Städten und Landkreisen sind deutliche Unterschiede festzustellen. Die Studie zeigt, dass 42,8 Prozent der Geschäftsführungs- und Vorstandspositionen eine Vergütung von weniger als 150.000 Euro erhalten. Während 41,3 Prozent zwischen 150.000 Euro und 300.000 Euro verdienen, bekommen 15,9 Prozent mehr als 300.000 Euro. Immerhin 2,3 Prozent der Top-Managementmitglieder erhalten über 500.000 Euro. In den Branchen Energie- und Wasserversorgung und Stadtwerke sowie Verkehr, ÖPNV und Transport liegt die Vergütung mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 231.000 Euro beziehungsweise 184.000 Euro substanziell höher als etwa in der Branche Gesundheits- und Sozialwesen mit einem jährlichen Durchschnittsgehalt von 111.000 Euro. Dies erklärt sich zum Teil über die in den Branchen sehr unterschiedlich großen Unternehmen – jedoch bestehen auch bei gleichgroßen Unternehmen unterschiedlicher Branchen substanzielle Unterschiede.
„Wie für börsennotierte Unternehmen und in Public Corporate Governance Kodizes vorgesehen, muss die Vergütung in einer Vergleichsgruppe dargestellt werden, die mit den durchschnittlichen Vergütungswerten von Unternehmen der gleichen Größenklasse aus den Branchensteckbriefen der Public Pay Studie gegenreflektiert werden“, bemerkt Papenfuß.
Die „Public Pay Studie 2023: Top-Managementvergütung öffentlicher Unternehmen: Perspektiven für digitale Governance und nachhaltige Vergütungsstrukturen“ wurde gemeinsam mit der LAB & Company Düsseldorf GmbH erstellt und von dieser bei der Diskussion des Themas in der Praxis begleitet.
Die vollständige Studie zum Download unter puma.zu.de