Das Konzept der Kultur nimmt einen zunehmend bedeutenden Platz in internationalen Diskursen zu nachhaltiger Entwicklung ein, dies unterstreicht die Relevanz der Entwicklung von kultur- und kontextspezifischen Ansätzen. Der Fokus auf der kulturellen Dimension von Entwicklung, welcher auf der Anerkennung lokaler Identitäten und Graswurzel-Partizipation basiert, fördert somit eine multidimensionale Entwicklung, welche bereits 1982 auf der UNESCO-Weltkonferenz für Kulturpolitik in Mexiko-Stadt konstatiert wurde.
Gerade in gesellschaftlichen und politischen Konfliktsituationen wird der Rolle von Kultur eine hohe Relevanz zugeschrieben. In Nordnigeria zerstört die Terrorgruppe Boko Haram (der Begriff bedeutet wörtlich übersetzt „Westliche Bildung ist verboten“) seit 2009 Dörfer und Städte, wobei sie sich gezielt auf Einrichtungen konzentriert, wie beispielsweise Universitäten, die ihrer Meinung nach westliche Bildung fördern. Universitäten können daher Widerstand leisten und den Aufbau eines nachhaltigen Friedens unterstützen. Das Projekt ‚Advanced Training in Co-Creating Avenues for Culture and Sustainable Development’ zielt darauf ab, Postdoktoranden und Graduierten der Kulturwissenschaften aus Westafrika fachliche Kompetenzen zur Lösung entwicklungsrelevanter Fragestellungen im Themenfeld Kultur und Entwicklung (u. a. im Kontext der Sustainable Development Goals) zu vermitteln. Ebenso erfolgt eine Förderung des Transfers des akademischen Wissens in die Praxis mit einem Fokus auf lokalen kulturellen Community-Projekten. Ein weiteres Ziel ist der Kompetenzerwerb der Post-docs aus Westafrika in akademischen Soft Skills, insbesondere in Bezug auf pädagogische Methoden und der Entwicklung und Beantragung von internationalen Forschungsanträgen. In drei jeweils achttägigen Fortbildungsveranstaltungen in Ghana (2022), Deutschland (2023) und Uganda (2023) werden 15 ausgewählten Postdoktoranden, Graduierte und Alumni der SDG Graduate School „Performing Sustainability: Cultures and Development in West Africa“ umfassende Kompetenzen in den Themenbereichen Kultur und Entwicklung vermittelt.
Die drei Fortbildungsworkshops setzen sich aus theoretischen und praktischen Einheiten sowie Exkursionen zum Transfer des akademischen Wissens in die Praxis zusammen. Ebenso werden Fortbildungen zu Soft Skills (z.B. Hochschuldidaktik, Online-Lehre, transkulturelle Kompetenzen) umgesetzt. Durch wechselseitigen Wissenstransfer in Süd-Süd, Süd-Nord und Nord-Süd Dialogen wird sowohl eine regionale als auch internationale Vernetzung ermöglicht und entwicklungsrelevante Fragestellungen aus unterschiedlichen Perspektiven untersucht. Experten in interdisziplinären Bereichen (Kulturwissenschaften, Kulturpolitik, Kunst, Transformations- und Konfliktforschung, Forschungsmethoden, Soft Skills) aus Deutschland, Europa, West- und Ostafrika unterrichten spezifische Lehreinheiten.