Der Wert der Apokalypse – Ausblicke aus dem Hotel Abgrund
In einem gewissen Sinn verhalten sich apokalyptische Vorstellungen vom Weltuntergang wie jene erhabenen Ausblicke aus dem „Hotel Abgrund“, in denen sich Lukács zufolge die bürgerlichen Intellektuellen mit ihrem metaphysisch geprägten Bedürfnis nach Schmerz und Untergang eingerichtet hatten, um dem selbstzerstörerischen Wandel des an der Kapitalakkumulation ausgerichteten zivilisatorischen Fortschritts zuschauen zu können. Der Vortrag soll hiervon ausgehend nach dem kulturellen Wert der apokalyptischen Vorstellungskraft fragen und dabei eine Verschiebung innerhalb der kulturellen Produktion im späten, nachmetaphysischen 20. und 21. Jahrhundert sichtbar machen. Denn während die schönen und erhaben wirkenden apokalyptischen Szenarien, wie sie vor allem aus der abendländischen Geschichte der Kunst und Literatur bekannt waren, nun vermehrt von Hollywoodstudios, den Naturwissenschaften und Nachrichtendiensten produziert werden, lässt sich am Beispiel der Situationistischen Internationale zeigen, dass die Künstler und Künstlerinnen des späten 20. Jahrhunderts vermehrt beginnen, die Produktion der kontemplativen und spektakulären Erfahrung des Untergangs durch die Entwicklung neuer visionärer, kreativer und partizipatorischer Weltrettungsprojekte zu ersetzen.
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