Wie sichtbar und bunt ist das gute Leben? Über die (Un-)Sichtbarkeit von Emotionaler Intelligenz, Eudaimonia und Glück
Viele Ideen von Platon sind bis heute eine gelungene Provokation für unser modernes Denken, so zum Beispiel die Erkenntnis, dass Liebe und Vernunft keine Gegensätze sind und die Einsicht in die höchste aller Ideen: das Gute. Kaum etwas ist allerdings rätselhafter und paradoxer in Platons Werk als die Idee des Guten, die allem zugrunde liegt, auch dem gerechten und guten Leben. Auf der einen Seite ist die Idee des Guten selbst nicht nur unsichtbar, sondern auch jenseits von Denken und Sein. Auf der anderen Seite entwirft Platon drei Gleichnisse, um den mühsamen Weg zur Erkenntnis des Guten darzustellen. Auf der Basis dieser ursprünglichen Verknappung und Einschränkung des Guten sollen in diesem Vortrag folgende Fragen gestellt werden: Welche Role spielt Sichtbarkeit bei Platon? Ist dessen Skepsis gegenüber Bildern und sinnlicher Wahrnehmung auch heute noch von Bedeutung? Wie sichtbar und bunt ist das gute Leben bei ihm und wie lässt es sich heute darstellen, in Zeiten omnipräsenter Sichtbarkeit und Diversität? Bedarf es der radikalen Diversität, Demokratisierung und Selfiekultur, um das gute Leben darzustellen oder welche ästhetischen Praktiken und Strategien bieten sich an? Mit dem Film But Beautiful (2019) und dem globalen Bildungsprojekt The School of Life sollen abschließend zwei Beispiele für die gelungene Sichtbarkeit des guten Lebens vorgestellt werden.
Kurzbiografie
Dr. Jörg Bernardy, geboren 1982, hat in Köln, Paris und Düsseldorf Philosophie und Literaturwissenschaften studiert. Er interessiert sich für die Verbindung von Theorie und Praxis sowie die vielfältigen Erfahrungsmöglichkeiten, die philosophischen Ideen zugrunde liegen. Er schreibt für Psychologie Heute, news aktuell und Deutschlandfunk Kultur und ist seit 2017 für den Aufbau und die deutschlandweite Umsetzung der öffentlichen Programme von The School of Life Berlin verantwortlich. Davor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und mehrere Jahre für DIE ZEIT tätig. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Philosophie der Medien, Kultur, Gesellschaft und Ästhetik. In seinen prämierten und in verschiedene Sprachen übersetzten illustrierten Jugendsachbücher macht er diese Themen auch für ein jüngeres Publikum zugänglich (u.a. „Philosophische Gedankensprünge. Denk selbst!“ und „Mann Frau Mensch: Was macht mich aus?“). Jörg Bernardy lebt als freier Autor in Hamburg.