Weder Apokalypse noch Weltrettung – über das Sinken der Hoffnung auf Fortschritt. Ein Versuch über eine multitude of times
Die Einbettung der Menschen in die Natur, die wir selbst schon geändert haben, wäre die Einbettung in die gerade erreichte artifizielle Natur unserer längst getätigten Bearbeitung und Intervention. Das ist kein Referenzpunkt. Der Referenzpunkt unseres Verhältnisses zur Natur ist ihre fundamentale Produktivität, ihr evolutives Potential, das wir in Hinblick auf die Erhaltung beider Produktivitäten: der humanen wie der natürlichen, bedenken müssen.
Wenn die Natur eine Produktivität hat, die wir nur evolutiv-geschichtlich wahrnehmen, deren gegenwärtige wie zukünftige Potentiale wir aber entdecken können, sind wir – aus humanen Gründen der Selbsterhaltung – darauf angewiesen, ‚die Natur zu beschleunigen’ bzw. sie zu evozieren, das herzustellen, was beide erhält. ‚Nachhaltigkeit’ ist möglicherweise eine irrende Vokabel für diese Prozesse, wenn sie meint, damit die Natur so zu erhalten, wie sie gerade erscheint (in ihrem modus artificalis bisheriger kultureller Beeinflusstheit). Es geht um die Evokation des Wachstums der Natur. Das sehen einige als Katastrophe, während es für andere gerade die Weltrettung bedeutet. Das Geschichtstelos wird als Gleitflug zwischen den extrema starten.
Prof Dr Birger P Priddat ist Seniorprofessor für Wirtschaft und Philosophie, Universität Witten/Herdecke und Zeppelin Universität, war über 30 Jahre Professor am Lehrstuhl für Ökonomie und Philosophie in Witten/Herdecke und zwischendurch Mitgründer der Zeppelin Universität (2003-2007). Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen: Wirtschaftsphilosophie, Institutionenökonomie, Politische Ökonomie, Theoriegeschichte der Ökonomie, digital economy.