Aisthetik der Müdigkeit. Überlegungen zur Wahrnehmung zwischen Wachen und Schlafen
In einer Zeit, in der Aktivität und Leistung alles bedeuten, da power naps und polyphasischer Schlaf die Nachtruhe optimieren sollen, Klartraumtechniken Ressourcen zur Verbesserung körperlicher und geistiger Effizienz kolonisieren, lässt sich – so scheint es – für die Müdigkeit kaum noch argumentieren. Das Sensorium für ihre Fülle ist durch all den Optimierungsdruck verkümmert. Der Imperativ des 24/7 hat es anästhesiert. Dabei geht es heute, so der Ansatz des Vortrags, mehr denn je darum, ihre besondere Aisthetik wiederzuent¬decken, den Sinn für die ihr eigenen Zwischenzustände des Ungeformten und Nichtkategorisierbaren zu wecken.
Fabian Goppelsröder studierte Philosophie und Geschichte in Berlin und Paris und promovierte schließlich in Vergleichender Literaturwissenschaft an der Stanford University. Aktuell unterrichtet er im Doktoratsprogramm „Epistemologien ästhetischer Praktiken“ an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und arbeitet in der Unternehmenskommunikation von studio aisslinger, Berlin.