MA Politics, Administration & International Relations | PAIR

StudentStudy PAIR 2015 – Exkursion im Kosovo und in Albanien

Initiatoren: Lukas von Petersdorff-Campen und Florian Schumacher

Dauer: 15. bis 26. März 2015


Wie kam es zur Idee für die StudentStudy und Ihrer Kooperation?

Lukas von Petersdorff-Campen: Wir sind beide Masterstudenten PAIR im vierten Semester. Uns verbinden praktische Erfahrungen in der Entwicklungszusammenarbeit und ein großes Interesse für dieses Thema. Wir hatten im Frühjahr 2014 die Idee, ein eigenes Seminar in Verbindung mit einer Exkursion in ein Entwicklungsland zu organisieren. Dies schien uns am besten durch das Seminarformat der StudentStudy realisierbar zu sein. Unsere Idee stellten wir zunächst Professor Eckhard Schröter, dem Akademischen Programmleiter PAIR und Dr. Christian Zettl, dem Programmdirektor PAIR, vor. Beide waren von Anfang an von unserem Vorhaben begeistert. Die Universität unterstützte uns dann sehr bei der weiteren Planung.

Die Initiatoren der StudentStudy: Lukas von Petersdorff-Campen und Florian Schumacher (v.li.).
Die Initiatoren der StudentStudy: Lukas von Petersdorff-Campen und Florian Schumacher (v.li.).

Ich würde das Format der StudentStudy allen Studierenden empfehlen, die selbst einmal ihre Ideen in einem eigenen Seminar verwirklichen möchten. Ich glaube, diese Chance ist in der deutschen Universitätslandschaft nahezu einmalig. Daher kann ich nur jede Kommilitonin und jeden Kommilitonen dazu ermutigen, diese Chance zu nutzen.
Florian Schumacher

Die Initiatoren der StudentStudy: Lukas von Petersdorff-Campen und Florian Schumacher (v.li.).


Warum interessiert Sie dieser Themenkomplex? Welche Fragen hatten Sie? Was hat Sie motiviert?


Florian Schumacher: Die Idee für die Organisation eines Seminars zur Entwicklungs-zusammenarbeit (EZ) basiert auf unseren praktischen Erfahrungen in diesem Bereich. Akademische Vorkenntnisse auf dem Gebiet der EZ konnten wir noch keine vorweisen. Wir sprachen daher Wissenschaftler und Praxisexperten aus der EZ an und tauschten uns zu möglichen Seminarinhalten aus. Den Fokus richteten wir schließlich auf „Aid and Development Effectiveness“, da dieses Gebiet im wissenschaftlichen und anwendungs-orientierten Diskurs ganz zentral ist und darüber hinaus in der Gesellschaft breit debattiert wird. Mit dieser thematischen Ausrichtung hofften wir ferner, eine ausreichende Anzahl an Kommilitoninnen und Kommilitonen unterschiedlicher Fachrichtungen für unsere Sache zu gewinnen. Wir entschieden zudem, der Forschungsexkursion ein Einführungsseminar vorzuschalten, um allen Teilnehmern Grundlagenkenntnisse der EZ zu vermitteln.
Während des gesamten Entwicklungsprozesses der StudentStudy fragten wir uns immer wieder, ob das Seminar in dieser Form wirklich realisierbar sei, ob ein in sich zusammenhängendes Modul entstehe sowie am Ende als Ergebnis eine qualitativ hochwertige Forschungsarbeit vorliegen werde. Dabei waren wir abhängig von vielen Faktoren, wie beispielsweise externem Lehrpersonal, kooperationswilligen EZ-Projektleitern, Sponsoren oder mitarbeitenden Kommilitoninnen und Kommilitonen.
Unsere Motivation wurde stets angetrieben von dem Gedanken, ein Seminar zu entwickeln, welches vollständig unseren Ideen und Interessen entspricht.

Lukas von Petersdorff-Campen: Für die Länder Kosovo und Albanien entschieden wir uns vor allem auf Grund ihrer geografischen Nähe zu Deutschland und den Beziehungen, die einige unserer Professoren zu diesen Regionen unterhalten. Beide Länder haben das große Ziel der EU Mitgliedschaft vor Augen. Weiterhin bringt die ethnische Verbindung beider Länder und gleichzeitig die komplett unterschiedliche Geschichte und Entwicklung einen interessanten Vergleich mit sich.

Was mussten Sie tun, um Ihr Vorhaben zu verwirklichen?


Lukas von Petersdorff-Campen: Zunächst einmal mussten wir ein Konzept vorlegen, das von den Programmdirektoren und dem Vizepräsident Lehre überprüft wurde. Pro Semester werden von der Universität ca. drei von Studenten organisierte Module, also StudentStudies, zugelassen. In der Regel ist das ein Modul für jeden der drei Fachbereiche CME, CCM und PAIR. Das Konzept enthält bereits eine detaillierte Kursplanung sowie eine Kostenübersicht. Um dieses zu erstellen, waren in erster Linie zahlreiche persönliche Gespräche, Telefonate und E-Mail Korrespondenzen mit potentiellen Dozenten aus der Wissenschaft und der praktischen Entwicklungszusammenarbeit erforderlich. Erste Anknüpfungspunkte für uns waren Professoren und Dozenten der Zeppelin Universität wie z.B. Professor Helmut Willke oder Dr. Katja Michalak sowie Kontakte aus unserer Praxiserfahrung im Bereich der EZ. Nach und nach legten wir die Themen der einzelnen Sitzungen und die dazugehörigen Dozenten fest. Nachdem das Vorhaben bewilligt worden war, bestimmten wir gemeinsam mit den Dozenten die Inhalte und Abläufe der einzelnen Sitzungen noch detaillierter und begannen, den genauen Ablauf der Exkursion zu planen. Neben der Auswahl der zu untersuchenden Entwicklungsprojekte ging es auch um die Finanzierung der Reise. Wenngleich wir von der Universität das übliche Budget für eine StudentStudy erhielten, reichte das Geld nicht aus, um den Transport und die Unterkunft der 14 Teilnehmer zu finanzieren. Mit zusätzlichem Sponsoring, einigen Reisestipendien und einer kleinen Selbstbeteiligung schafften wir es schließlich, die Kosten zu stemmen.


Wer hat Sie dabei unterstützt?

Florian Schumacher: Um das Projekt umzusetzen, waren wir auf vielfältige Unterstützung angewiesen: Angefangen beim Universitätspersonal, mit dem wir Gespräche zur Seminarform und zu verschiedenen organisatorischen Angelegenheiten führten. Darüber hinaus tauschten wir unsere Ideen mit externen Lehrkräften aus und überzeugten sie von unserem Seminar. So gelang es uns, Dozenten u.a. vom Arnold-Bergstraesser-Institut (ABI), dem Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE), den GOPA-Consultants, eine deutsche Beratungsfirma im Bereich der Entwicklungshilfe und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zu gewinnen. Für die Projektakquise kontaktierten wir zahlreiche Projektträger und sprachen mit ihnen über unsere Ideen. Daneben erhielten wir Unterstützung von den Entwicklungsprojektleitern in Albanien und im Kosovo, mit denen wir dann auch tatsächlich kooperierten. Hierdurch haben wir spannende Einblicke erhalten. Mit weiteren Experten von Think-Tanks, Universitäten, den Deutschen Botschaften und aus Ministerien aus dem Kosovo und Albanien kamen wir vor und während unserer Exkursion ins Gespräch, was uns einen besseren Gesamtüberblick über die Entwicklungszusammenarbeit vermittelte. Letztlich sind Lukas und ich auch sehr dankbar für die Unterstützung aller Teilnehmer. Ohne sie wäre die Realisierung der Exkursion nicht möglich gewesen, da eine tatkräftige Mithilfe in vielen Bereichen unerlässlich war.

Die Teilnehmergruppe der StudentStudy.

Was hat Sie bei Ihrer Exkursion im Kosovo und in Albanien vor allem beeindruckt? Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Florian Schumacher: Es sind viele Eindrücke, welche in Erinnerung bleiben. Beim Kosovo bleibt mir insbesondere die Begabung der Kosovaren in Erinnerung, schnell Sprachen zu lernen. Die Tatsache, dass viele Kosovaren in der Lage sind Deutsch zu sprechen, führt einem u.a. die Kriegsvergangenheit und die damit verbundene Flucht nach Westeuropa vor Augen. In Albanien haben mich besonders die Einblicke in die extrem ausgeprägte Politisierung des Landes beeindruckt. Diese zieht sich quer durch die Gesellschaft, die Medien und die Verwaltung und beeinflusst damit auch nachhaltig die Entwicklungszusammenarbeit.

Lukas von Petersdorff-Campen:
Mir ist vor allem die Gastfreundlichkeit der Menschen im Kosovo in Erinnerung geblieben. Wir wurden so oft eingeladen und jeder wollte uns sein Land ein Stückchen näher bringen. Die Unterschiedlichkeit der Geschichten und Sichtweisen auf das eigene Land hatte ich so nicht erwartet. Im Kosovo lebt immer noch eine kleine serbische Minderheit, meist in eigenen kleinen Städten rund um alte serbisch-orthodoxe Kirchen und Klöster herum. In einen solchen Ort zu kommen ist wie ein anderes Land zu betreten, und doch liegt es nur wenige Kilometer von der Hauptstadt entfernt mitten im Kosovo. Während das Land in großen Teilen wieder aufgebaut wurde, kann man den Krieg dort immer noch spüren.

Wie sah die anschließende Auswertung Ihrer Untersuchungsergebnisse aus?

Florian Schumacher: Bereits vor der Reise teilten wir uns in kleinere Unterarbeitsgruppen auf und bearbeiteten einzelne Projekte und Teile der Abschlussarbeit. So erfolgte vorab bereits die Dokumentenanalyse und Leitfadenerstellung. Die Interviews wurden anschließend transkribiert und anhand eines gemeinsamen Kategoriensystems ausgewertet. Das Ergebnis ist nun eine umfassende Forschungsarbeit, welche gemeinsam mit allen 14 Teilnehmern erstellt wurde.

Können Sie das wichtigste Forschungsergebnis Ihrer StudentStudy kurz erläutern?

Lukas von Petersdorff-Campen: Im Bereich Monitoring & Evaluierung fanden wir heraus, dass beispielsweise die United States Agency for International Development (USAID), eine amerikanische Entwicklungshilfe-organisation, einen eher flexiblen Ansatz verfolgt. Am Beginn ihrer Aktivitäten legt sie nur mittelfristige Projektziele und Ergebnisse fest. Kurzfristige Ziele indessen arbeitet USAID gemeinsam mit der Partnerregierung in einem „Annual Work Plan“ aus. Im Gegensatz hierzu verfolgen europäische Geberorganisationen tendenziell einen rigideren Ansatz. Bereits die Projektplanung muss eine detaillierte Ausarbeitung aller Aktivitäten und der zu erwartenden Ergebnisse beinhalten. Beide Vorgehensweisen besitzen ihre Vor- und Nachteile. Der flexiblere Ansatz ermöglicht einen anpassungsfähigeren Umgang mit Änderungen, die sich z.B. im politischen Umfeld ergeben können. Das rigidere Vorgehen hingegen verlangt eine stärkere Selbstverpflichtung des Partnerlandes, was zu nachhaltigeren Entwicklungs-fortschritten führen kann. Das wichtigste Ergebnis unserer Studie ist für mich daher die Erkenntnis, dass eine ausgewogene Balance zwischen Flexibilität und Rigidität im Bereich Monitoring & Evaluierung herzustellen ist, damit Entwicklungszusammenarbeit gelingt.

Zum Abschluss: Was hat Ihnen die StudentStudy gebracht? Würden Sie dieses Format anderen Studierenden weiterempfehlen?

Florian Schumacher: Diese StudentStudy hat allen Teilnehmern und insbesondere uns beiden sehr viel gebracht. Zunächst konnte ich meine Projektmanagementfähigkeiten weiter ausbauen und in der Praxis beweisen. Durch die Organisation lernte ich viele Persönlichkeiten im In- und Ausland kennen, mit denen ich spannende Gespräche führte. Ich erhielt dadurch interessante Einblicke und wurde mit neuen Ideen konfrontiert. Aufgrund der Verantwortlichkeit für das komplette Modul erhielt ich außerdem einen guten Eindruck von der Kleinteiligkeit der Planung eines Seminars; angefangen bei dem Inhalt jeder einzelnen Sitzung und dem gesamten didaktischen Konzept, über die Kostenplanung hin zur Sicherstellung der Prüfungsleistung. Zuletzt wurde durch die Forschungsreise ein Gefühl für die Praxis der Entwicklungszusammenarbeit vermittelt, im Speziellen auf dem Feld Monitoring & Evaluierung. Ich würde das Format der StudentStudy allen Studierenden empfehlen, die selbst einmal ihre Ideen in einem eigenen Seminar verwirklichen möchten. Ich glaube, diese Chance ist in der deutschen Universitätslandschaft nahezu einmalig. Daher kann ich nur jede Kommilitonin und jeden Kommilitonen dazu ermutigen, diese Chance zu nutzen.

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