28.03.2017

Zu-Daily: Gefühle sind gut, Vernunft ist besser

Prof. Dr. Joachim Behnke Lehrstuhl für Politikwissenschaft
Prof. Dr. Joachim Behnke
Lehrstuhl für Politikwissenschaft

Es könnte doch noch einmal spannend werden. Sah es lange so aus, als würde die vierte Amtszeit für Angela Merkel ungefährdet bevorstehen, gibt der seit vergangenem Sonntag „100-Prozent-SPD-Vorsitzende“ Martin Schulz alles, um ihr doch noch einen Strich durch die Rechnung zu machen. ZU-Professor Joachim Behnke über den „Schulz-Effekt“, den Populismus und die Vernunft beim Wählen.

Die Bundestagswahl im September wird um einiges spannender, als es noch vor wenigen Wochen ausgesehen hat, und sie könnte in der einen oder anderen Hinsicht einige Überraschungen produzieren. Überraschend ist jedenfalls auch jetzt schon das geradezu sensationelle Abschneiden der SPD in den Umfragen. Natürlich müssen Umfragen immer mit gebührender Vorsicht betrachtet werden: Es ist noch ein langer Weg bis zum Wahlabend, und in Umfragen können sich die Wähler – weil ihr Handeln ohne Folgen bleibt – erst einmal zu niedrigen Kosten mehr oder weniger wagemutigen Phantasien hingeben, wie sie denn wählen würden, wenn am nächsten Sonntag die Bundestagswahl stattfinden würde.

Doch je näher der Wahltermin rückt, desto stärker nähert sich die fiktive Wahlentscheidung derjenigen an, wie sie unter realen Bedingungen ausfallen würde. Die realen Kosten – materieller sowie immaterieller Art – die der echte Ausgang der Wahl verursachen kann, treten nun zunehmend ins Bewusstsein. Verbunden damit ist oft auch, dass der Amtsinhaberbonus an Bedeutung gewinnt. Außerdem orientieren sich die Wähler mit Näherrücken des Wahltermins wieder stärker an ihren langfristigen Bindungen an bestimmte Parteien. Unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel kann von diesen Effekten ein Lied singen: Sie wird sich gut daran erinnern können, wie ihre überragenden Umfragewerte als Herausforderin des Amtsinhabers Gerhard Schröder Monate vor der Wahl 2005 schließlich bei der Wahl selbst „wie ein Soufflé“ in sich zusammensanken, genauso, wie es ihr wenige Wochen zuvor von Joschka Fischer vorhergesagt worden war. Nur haarscharf reichte es dann dennoch für einen Sieg.

Zeit, um zu entscheiden

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