Wie sinnvoll ist die Rede von Realität heute noch? Wenn Fakten in der Politik immer weniger Effekte auf die Meinungsbildung und das Wählerverhalten haben, scheint es an der Zeit, von einer Krise des Realen und der Realität zu sprechen. Krisen der Realität sind schon häufig ausgerufen worden. Doch steckte dahinter das Bedürfnis, sich von der Macht herrschender Realismen zu befreien. Die gegenwärtige Krise aber ist keine ausgerufene, sondern eine vorgefundene. Sie scheint sich also von den vorausgegangenen zu unterscheiden. Worin aber besteht dieser Unterschied genau? Ist unsere Informationsgesellschaft in Zeiten von Post Truth und Augmented Reality keine Realitätsgesellschaft mehr? Mit diesen Fragen möchte sich das interdisziplinäre Symposium „Krisen der Realität“ an der Zeppelin Universität befassen. Renommierte Vertreter aus Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Kultur- und Medienwissenschaften sowie der Philosophie, Kunst und Literatur werden dazu ihre Sicht auf das Thema am 27. & 28. Oktober 2017 in Friedrichshafen an der Zeppelin Universität zur Diskussion stellen.
Mit folgenden Gästen:
Das Symposium wird gefördert durch die Zeppelin Universitätsgesellschaft und das Forschungsunterstützungssystem FUSY der Zeppelin Universität. Anmeldung bitte bis zum 08.10.2017 an eva.zepp@zu.de.
Der Gedanke zu der Tagung entstand aus der allgemein spürbaren Verunsicherung über die gegenwärtige Politik.
Egal, ob man den Begriff des "Postfaktischen" für angemessen hält oder nicht: Es ist offenkundig geworden, dass derzeit neu verhandelt werden muss, was "real" ist; was "die Realität" sei,
ist noch unklarer. Der Zeitpunkt dafür ist gerade für unsere Disziplinen sehr interessant, denn in den Kulturwissenschaften sind wir eigentlich gewohnt, die Realität als bloßes Konstrukt
zu betrachten oder gar als metaphysische Setzung, die es zu unterminieren oder dekonstruieren gilt. Aber vielleicht sind
und waren all die Versuche, dies zu tun, nur (mehr oder minder notwendiges) Gegengewicht zu einem ansonsten stabilen Empfinden, was real sei. Dieses Empfinden ist derzeit erschüttert - und wir wollen uns fragen, woran das liegt.
Liegt es an den neuen Medien oder an neuen politischen Verhältnissen? Welche Rolle spielt die globale Ökonomie bei der gegenwärtigen Verunsicherung - und inwiefern sind die Wissenschaften daran beteiligt?
Wir hoffen, dass wir auf der Tagung Modi finden, die gegenwärtige Krise besser zu fassen - vielleicht sogar neue Wege, über die Realität nachzudenken.
PROF. DR. JAN SÖFFNER